

Was macht eigentlich Holger Bachthaler?
"Für mich ist der FCA ein außergewöhnlicher Klub"
Holger Bachthaler wurde mit den A-Junioren des FC Augsburg 1993 Deutscher Meister. Ein Jahr später gewann er mit den Profis unter Trainer Armin Veh die Meisterschaft in der Bayernliga. Nach seiner aktiven Zeit schaffte er schnell den Sprung in den Trainerbereich, wo er unter anderem bei RB Salzburg und dem SSV Ulm beschäftigt war. Seit 2022 trainiert er das Regionalliga-Team des FV Illertissen.
Hallo Holger, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich bin momentan in meinem Büro. Ich bin Leiter des Zweckverbandes in Illertissen, das heißt ich habe einen ganz normalen beruflichen Alltag.
Du bist also nicht hauptberuflich Trainer beim FV Illertissen?
Bei einigen Klubs in der Regionalliga ist das so, bei uns in Illertissen nicht.
Dein Team steht in der Regionalliga Bayern auf Platz vier. Was sind eure Ziele in dieser Saison?
Die Rückrunde letzte Woche lief mit dem 3:1-Sieg gegen Hankofen-Hailing gut an. Wir haben die Zielsetzung, die Saison so erfolgreich wie möglich zu beenden und den Abstand zu Tabellenführer Schweinfurt 05 möglichst zu verkürzen. Außerdem sind wir noch im Pokalwettbewerb auf Landesebene dabei, da steigt Mitte März das Halbfinale gegen den FC Ingolstadt und wir wollen uns natürlich für den DFB-Pokal qualifizieren. In den letzten Jahren konnten wir da einige Erfolge feiern und das wollen wir möglichst wiederholen.
Ihr spielt seit Jahren eine gute Rolle in der Regionalliga. Die Frage ist, wie attraktiv ist die Liga für euch und was habt ihr für langfristige Ziele?
Wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten so erfolgreich spielen wie möglich. Obwohl wir derzeit keine drittligatauglichen Strukturen haben, streben wir den maximalen Erfolg an und für mich als Trainer ist es ein Ziel, mein Team so gut es geht zu entwickeln. Wir haben in den letzten Jahren sehr gut gearbeitet und genießen in der Liga einen guten Ruf. Wir schaffen es immer wieder, mit bescheidenen Mitteln oben mitzuspielen.
Du bist in Illertissen inzwischen eine echte Institution. Wenn man deine Zeit als aktiver Spieler und als Trainer addiert, dann bist du so etwas wie der Frank Schmidt von der Iller.
Ja, das ist tatsächlich so (lacht). Ich hatte das Glück, dass ich nach meiner aktiven Zeit in Illertissen den Sprung ins Trainergeschäft machen konnte und inzwischen bin ich doch schon lange dabei. Angefangen habe ich als Coach der U23 und anschließend konnte ich das Regionalliga-Team übernehmen. In dieser Zeit konnte ich auch meine Fußballlehrer-Ausbildung machen.
Du bist jetzt seit 15 Jahren Trainer und hattest bis auf das eine Jahr bei RB Salzburg das Glück, immer Klubs in der Nähe deines Heimatortes zu trainieren. Würdest du auch mal eine Station annehmen, die weiter weg liegt?
Ich hatte immer wieder mal Angebote, auch aus dem Ausland. Ich fühle mich hier sehr wohl und mir geht es privat auch sehr gut. Aber mich reizt es auch sehr, eines Tages wieder im Profibereich zu arbeiten. Wenn das richtige Angebot kommen würde, ist vieles denkbar.
Angefangen hat aber alles mal beim FC Augsburg. Wie hat es dich zum FCA verschlagen?
Ich habe damals bei den B-Junioren vom SSV Ulm gespielt und hatte anschließend zwei Angebote. Eins von Ralf Rangnick vom VfB Stuttgart und eins von Heiner Schuhmann vom FCA. Ich war auch bei beiden Vereinen vor Ort, habe mir alles angesehen und mittrainiert, um ein Gefühl zu bekommen. Mir hat der FCA mehr zugesagt, weil mir das familiäre Umfeld gefallen hat und im Nachhinein war das auch definitiv der richtige Schritt für mich. Ich bin 1993 Deutscher Meister mit den A-Junioren geworden und habe auch sonst sehr viel mitgenommen.
Ihr seid in der Bayernliga Süd souverän Meister geworden, 133:18-Tore und 43:1-Punkte sprechen eine deutliche Sprache.
Wir sind da voll durchmarschiert. Im Endspiel um die Bayerische Meisterschaft mussten wir dann gegen den 1. FC Nürnberg antreten, wir gewannen auch dieses Spiel 2:1.
Und dann folgte die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.
Im Achtelfinale mussten wir gegen Hertha Zehlendorf spielen, wir gewannen 3:1 und 4:3. Im Viertelfinale ging es gegen den 1. FC Köln, da endeten die Spiele 2:0 und 4:5. Die Halbfinals gegen Werder Bremen waren echte Thriller, letztendlich konnten wir uns nach einem 4:6 und 2:0 im Elfmeterschießen für das Endspiel qualifizieren.
Und das fand in Augsburg gegen den 1. FC Kaiserslautern statt.
Das war natürlich ein absolutes Highlight, wenn ich mich recht erinnere waren 12.000 Zuschauer in der Rosenau und es war sehr heiß. Wir gewannen 3:1, was für den Verein natürlich eine große Sache war.
Du hast als U19-Spieler bereits bei den Profis gespielt.
Das stimmt, Armin Veh hat mich und Frank Gerster bei den Profis mittrainieren lassen und zum Ende der Saison wurden wir auch regelmäßig eingesetzt. Am Ende sprang sogar eine Meisterschaft in der Bayernliga heraus.
Du hast schnell den Übergang vom Spieler zum Trainer geschafft.
Mein Weg war vorgegeben, denn mein Vater war lang Trainer, auch beim WFB, er hat mich auch in der Jugend trainiert und ich habe schon früh mitbekommen, was die Arbeit und Aufgaben eines Trainers betrifft. Ich habe bereits als Spieler schon strategisch gedacht und für mich war früh klar, wohin mein Weg eines Tages führen wird.
Nach sechs Jahren in Illertissen ging es 2016 in die Jugendakademie zu RB Salzburg, wo du die U18 trainiert hast.
Ich habe meinen Fußballlehrer mit Leuten wie Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco gemacht, da macht man zwangsläufig positiv auf sich aufmerksam. Der Kontakt lief dann letztendlich über Ernst Tanner, den damaligen Leiter der RB-Nachwuchsabteilung in Salzburg. Ralf Rangnick hat da auch mitgewirkt und ich habe den Job von Marco Rose übernommen, der Cheftrainer von RB Salzburg wurde. Ich konnte in dieser Zeit sehr viel mitnehmen, denn Salzburg hatte hochprofessionelle Strukturen. Das war eine sehr prägende Zeit für mich.
Es folgten drei erfolgreiche Jahre beim SSV Ulm.
Während meiner Zeit in Salzburg kam das Angebot von Ulm, was für mich eine sehr interessante Aufgabe war, auch weil der SSV mein Jugendverein war. Die Situation war damals schwierig, wirtschaftlich wie sportlich. Trotzdem haben wir es geschafft den Klub zu stabilisieren und wir haben uns Jahr für Jahr gesteigert. In der Regionalliga Südwest haben damals Teams wie Kickers Offenbach, Waldhof Mannheim, 1. FC Saarbrücken und die SV Elversberg gespielt. Wir konnten auch im DFB-Pokal Erfolge feiern, wir sind zwei Mal in die 2. Runde eingezogen und haben dabei auch unter anderem den amtierenden Pokalsieger Eintracht Frankfurt besiegt.
Wie intensiv verfolgst du das Geschehen rund um den FC Augsburg?
Sehr intensiv würde ich sagen. Ich habe in der Zeit, als ich meine Fußballlehrer-Ausbildung absolviert habe, beim FCA hospitiert und dabei einen super Einblick bekommen, was sich bei meinem früheren Verein so alles entwickelt hat. Ich wurde hier gut und offen aufgenommen, was mich sehr gefreut hat. Ich bin, wenn es die Zeit zulässt, auch gerne in der WWK ARENA und schaue mir pro Saison vier bis sechs Spiele live an.
Du warst gegen RasenBallsport Leipzig zu Gast in der WWK ARENA. Was traust du dem FCA in dieser Saison noch zu?
Der FCA hat sich inzwischen in der Bundesliga etabliert und ich traue ihm definitiv den nächsten Schritt zu. Dieses Jahr wird der Klassenerhalt früh eingetütet sein, was sicherlich ein großer Vorteil für die Planungen der neuen Saison ist. Für mich ist der FCA ein außergewöhnlicher Klub, weil sie es immer wieder schaffen, trotz Abgänge ihrer besten Spieler, in der Bundesliga zu bestehen. (ws)
