Heute vor 55 Jahren: Haller klaut den WM-Ball
Führungstor des Augsburgers reicht nicht zum Titel
Am 30. Juli 1966 sieht die Fußballwelt ein WM-Finale zwischen England und Deutschland, über das Fans noch heute hitzig diskutieren. Auch wenn Helmut Haller im Wembley-Stadion zur Führung trifft, muss sich Deutschland dem Gastgeber am Ende in der Verlängerung geschlagen geben. Für Aufregung sorgt noch drei Jahrzehnte später allerdings eine Szene des Augsburgers nach Spielende.
30 Jahre nach dem legendären WM-Endspiel 1966 im Wembley zwischen England und Deutschland kehrt Helmut Haller nach London zurück. Im Gepäck hat er den Spielball, mit dem England damals Weltmeister geworden ist – und den Haller anschließend unbemerkt mit nach Hause genommen hat.
Haller ist bei der Endrunde in England einer der überragenden Spieler. In fünf Einsätzen schießt er sechs Tore, nur der Portugiese Eusebio hat am Ende mit neun Toren öfter getroffen. Auch im Finale steht Haller direkt im Mittelpunkt, als er seine Mannschaft früh in Führung bringt. Die "Three Lions" antworten jedoch schnell und stellen die Partie durch Geoffrey Hurst und Martin Peters nach der Pause auf den Kopf. England liegt gegen Ende des Spiels also auf Titelkurs, bis Wolfgang Weber in der Schlussminute zum 2:2 trifft und die Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön in die Verlängerung rettet.
Auf oder hinter der Linie? Hursts "Wembley-Tor"
Dort gewinnt England durch zwei weitere Tore von Hurst am Ende 4:2 und krönt sich damit zum Weltmeister im eigenen Land - wenngleich der dritte Treffer der Gastgeber seit Jahrzehnten für hitzige Diskussionen zwischen deutschen und englischen Fußballfans sorgt. Hursts Schuss klatscht von der Unterkante der Latte nämlich auf den Boden – ob der Ball die Torlinie überschritten hat, lässt sich bis heute nicht eindeutig sagen. Jedenfalls gibt Schiedsrichter Gottfried Dienst das mittlerweile legendäre "Wembley-Tor" und England feiert im eigenen Land seinen langersehnten ersten (und bis heute einzigen) WM-Titel.
Während sich die englischen Spieler nach dem Schlusspfiff in die Arme fallen, schnappt sich Helmut Haller den einzigen Spielball zu seinen Füßen – und gibt ihn von da an nicht mehr ab. Nicht als er mit seinen Mitspielern den Engländern noch auf dem Platz zum WM-Sieg gratuliert. Und auch nicht als die deutsche Mannschaft bei der Siegerehrung Königin Elisabeth II. die Hand schüttelt. Zuhause in Augsburg schenkt Haller den Ball seinem Sohn Jürgen zu dessen fünftem Geburtstag.
30 Jahre nach Wembley: Haller bringt den Ball zurück
Erst 30 Jahre später merken die Engländer, dass das Leder fehlt. Die Europameisterschaft im eigenen Land steht vor der Tür und seit 1966 scheint bei großen Turnieren ein Fluch auf den "Three Lions" zu liegen – was auch daran liege, dass der Ball von ihrem letzten Titel fehlt, wie viele auf der Insel glauben. Nachdem englische Reporter Haller bedrängt haben, die historische Kugel herauszurücken, und sich sogar die deutsche Botschaft in London eingeschaltet hat, setzt sich der Augsburger schließlich ins Flugzeug und bringt den Ball in sein Heimatland zurück.
In England überreicht Haller seine Beute unter großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit Geoffrey Hurst, dem dreifachen Finaltorschützen von 1966. Heute können Fußballfans aus aller Welt den Ball im National Football Museum in Manchester bestaunen – geschützt hinter einer Glasvitrine. Man weiß ja nie.
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