Was macht eigentlich Patrick Mölzl?
"Der Aufstieg 2006 war eine große Genugtuung!"
Patrick Mölzl ist heute noch bei vielen FCA-Fans beliebt. Von 2004 bis 2009 schnürte der gebürtige Münchener seine Stiefel für den FC Augsburg, mit dem ihm 2006 unter Trainer Rainer Hörgl der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang. Seit 2014 ist er als Trainer aktiv, seine Stationen waren SV Kirchanschöring, Wacker Burghausen, Dynamo Dresden und FC Liefering/FC Salzburg. Seit August 2024 ist er Co-Trainer der deutschen U16-Nationalmannschaft.
Hallo Patrick, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich gehe gerade im sonnigen München mit meinem Hund spazieren.
Als wir vor ein paar Tagen telefoniert haben, warst du gerade in Istanbul.
Ich war eine Woche mit der U16-Nationalmannschaft in Antalya, wo wir zwei Spiele gegen die Türkei hatten. Bei dieser Gelegenheit habe ich privat noch einige Tage in der türkischen Hauptstadt angehängt, die ich zusammen mit meiner Freundin dort verbracht habe. Ich bin erst gestern wieder nach Hause gekommen. Istanbul ist einfach eine super Stadt und egal wie oft man schon dort war, man entdeckt immer wieder neue Ecken und Facetten.
Womit wir schon beim Thema Nationalmannschaft sind. Du bist seit August Co-Trainer der deutschen U16. Wie kam´s denn dazu?
Nachdem Christian Wück zur Frauennationalmannschaft gewechselt ist, wurde André Pawlak, der viele Jahre beim 1. FC Köln gearbeitet hat, neuer Chefcoach. Wir haben zusammen unseren Fußballlehrer gemacht und da wir uns immer gut verstanden haben, ist der Kontakt zwischen uns nie abgerissen. So kam dann eins zum anderen…
Jens Nowotny ist auch in eurem Team.
Jens war schon da, aber ansonsten ist das Team komplett neu zusammengestellt und ich muss sagen, dass mir diese Aufgabe so richtig Spaß macht und der Teamspirit und die Zusammenarbeit super sind.
Deine letzte Station war bei Red Bull Salzburg, wo du für das Farmteam FC Liefering beschäftigt warst.
In Salzburg lief es sportlich richtig gut, ich war dort Co-Trainer beim FC Liefering und auch bei der U19 vom FC Salzburg. Wir haben es 2022 in der UEFA Youth League sensationell sogar bis ins Finale geschafft. In der Vorrunde haben wir uns gegen den VfL Wolfsburg, OSC Lille und FC Sevilla durchgesetzt. Im Halbfinale konnten wir Athletico Madrid, dem Team von Fernando Torres, 5:0 schlagen. Das Finale ging dann leider gegen Benfica Lissabon verloren. Aber letztendlich war das eine unglaublich schöne Zeit und tolle Erfahrung, die ich dort gemacht habe. Ich wäre gerne noch geblieben, aber der damalige Coach René Aufhauser wurde entlassen und das gesamte Trainerteam wurde ausgetauscht.
Zurück zur U16. In Antalya war auch ein Spieler des FC Augsburg mit an Bord.
Ja, das stimmt. Philipp Eckle stand schon lange in unserem Fokus und er hätte schon beim letzten Lehrgang mit dabei sein sollen, aber leider hat das aus schulischen Gründen nicht geklappt. Umso schöner ist es, dass er jetzt dabei war.
Da bist du jetzt gut unterwegs.
Nach der Türkei folgt im Februar ein Turnier in Portugal, wo drei Länderspiele in einer Woche anstehen. Im März geht es dann nach Italien, wo zwei weitere Partien folgen. Dann geht es weiter mit der Qualifikation für die nächste Europameisterschaft. Die Auslosung erfolgt jetzt im Dezember. Und sonst bin ich viel an den Wochenenden unterwegs und scoute Jugendspieler.
Klingt alles sehr interessant.
Das ist es auch, wobei die Arbeitsweise eine ganz andere ist als Clubtrainer. Wenn die Jungs zu Länderspielen oder Lehrgängen anreisen, dann werden sie im Prinzip aus ihrem Spielrhythmus herausgerissen. Da trainiert man natürlich auch ganz anders. Wichtig ist auch, was wir als Trainer vermitteln und den Spielern weitergeben, denn Talent bringt dich auch nur bis zu einem gewissen Maße weiter. Und ich glaube da sind wir sehr gut mit unseren Erfahrungen aufgestellt. André Pawlak hat lange in der Schnittstelle Profis U23 und U19 beim 1. FC Köln gearbeitet und Jens Nowotny hat zweifellos eine überragende Karriere hinter sich. Ich war 17 Jahre Profi, ich war aber das, was man als schludriges Talent bezeichnet.
Schludriges Talent: Du kannst also berichten wie es geht, aber auch wie es nicht gehen soll…
Ich hätte mit Sicherheit mehr aus meiner Karriere als Spieler herausholen können. Und deshalb kann ich den Jungs auch einige Dinge glaubwürdig vermitteln.
Du bist also wieder voll dabei im Trainerkarussell. Angefangen hat alles 2014 mit dem SV Kirchanschöring in der Bayernliga. Ihr habt damals durchaus eine kleine Fußballeuphorie im Chiemgau ausgelöst.
In meiner ersten Saison sind wir damals von der Landesliga gleich in die Bayernliga aufgestiegen, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Da war dann mal ordentlich was los bei uns. Ich habe als Spielertrainer begonnen und es war eigentlich gar nicht meine Absicht, ins Trainergeschäft einzusteigen. Aber wie es so oft beim Fußball ist, es kommt anders als man denkt und dann kamen eben die Angebote von Wacker Burghausen, Dynamo Dresden, Salzburg und es ging immer höher und weiter.
Und jede Station war komplett anders.
Absolut, von der Landesliga bis zur 2. Bundesliga, zweite österreichische Liga, UEFA Youth League.
Was ist denn so attraktiv am Trainerjob. Man schwimmt eigentlich ständig in einem Haifischbecken, gerade als Vereinstrainer hat man ständig einen immensen Druck, man muss oft alle 2-3 Jahr umziehen.
Das ist eine gute Frage – aber wenn man einmal Blut geleckt hat, dann kommt man nur schwer wieder aus dieser Nummer heraus.
Wo siehst du dich in den nächsten Jahren?
Da mache ich mir im Moment wenig Gedanken, weil mir mein aktueller Job unglaublich Spaß macht. Aber beim Fußball weiß man nie, wohin der Weg führt, auf Dauer will man als Coach schon das Tagesgeschäft haben. Und wenn ich ehrlich bin, dann würde ich eines Tages natürlich gerne bei meinem Herzensclub, dem FCA, arbeiten.
Wie intensiv verfolgst du das Geschehen rund um den FC Augsburg?
Keine Frage, ich verfolge alles mit größtem Interesse und freue mich Jahr für Jahr darüber, dass der FCA in der Bundesliga spielt.
Welche Momente sind dir aus deiner aktiven Zeit noch am wärmsten in Erinnerung geblieben?
Meine Zeit in Augsburg war sicherlich meine schönste Station und deswegen ist es jetzt schwer, ein bestimmtes Ereignis oder Spiel herauszupicken. Aber Aufstiege und Meisterschaften sind nun mal für jeden Spieler absolute Highlights und der Aufstieg 2006, gerade nach dem verpassten Ding ein Jahr zuvor, war eine große Genugtuung.
Hast du noch Kontakt zum einen oder anderen Spieler von damals?
Ich treffe hin und wieder mal alte Kollegen, aber hauptsächlich habe ich den meisten Kontakt beim FCA mit den Leuten, die zu meiner Zeit schon da waren und heute noch aktiv im Club sind.
Wo landet deiner Meinung nach der FCA am Saisonende?
Der Umbruch war in dieser Saison schon gewaltig. Aber man sieht von Woche zu Woche, wie sich die Mannschaft stabilisiert. Die Abwehrleistung gegen den FC Bayern war schon beeindruckend und vorne tust du dich halt gegen solche Teams wie den FCB unheimlich schwer. Ich tippe mal auf einen Klassenerhalt ohne Bachschmerzen, zwischen Platz zehn und zwölf halte ich für realistisch. (ws)