Was macht eigentlich Giacomo Belardi?
"Ich war 1969 beim ersten Punktspiel nach der Fusion in der Startelf"
Er war Trainer, Spieler, Manager und Jugendleiter. Und Giacomo Belardi war ein enger Freund von Helmut Haller, mit dem er in Oberhausen aufwuchs. 1969 wechselte er vom TSV Pfersee zum neugegründeten FC Augsburg und war beim ersten offiziellen Punktspiel in der Startformation. 1996 führte ihn seine Reise erneut zum FCA, wo er zwei Jahre als sportlicher Leiter agierte.
Hallo Giacomo, wo habe ich dich denn erreicht?
Ich bin zuhause, ich war draußen im Garten und habe den Oleander umgetopft und auf deinen Anruf gewartet.
Wie ich gelesen habe, bist du viel mit dem Wohnmobil auf Achse.
Ja, das stimmt, Italien ist ja meine Heimat und da fühle ich mich sehr wohl und dort sind wir auch viel unterwegs.
Du bist ein gebürtiger Römer. Da stellt sich natürlich die Frage: Lazio oder AS?
Sono Laziale! Ich bin da jetzt nicht so fanatisch, aber ich habe natürlich auch große Sympathien für den FCA und schaue mir die Spiele im TV und manchmal in der WWK ARENA an.
Wir haben neben dem FCA noch eine Gemeinsamkeit: Wir haben beide für den TSV Pfersee gespielt.
Ja, Pfersee, das ist mein Heimatklub, da bin ich groß geworden. Der TSV war lange vorne mit dabei im Augsburger Fußball und hat 1972/73 sogar in der Landesliga gespielt. Ich habe in den 60ern auch die Jugend trainiert und hatte die zwei Vereinslegenden Edi Palzer und Hasan Senyuva in meinen Teams. Hasan ist ja seit einigen Jahren Präsident von Türkspor Augsburg.
Dein Talent blieb nicht verborgen, 1969 bist du als Spieler zum FCA in die Bayernliga gewechselt.
1969 war das Jahr als der BCA und Schwaben fusionierten. Beim ersten Training waren 40 Spieler auf dem Platz, das war schon ziemlich skurril. Nach einiger Zeit hat sich dann eine Stammformation herauskristalisiert, ich war dabei und auch beim ersten Punktspiel auswärts gegen die SpVgg Weiden in der Startformation.
Das Spiel ging 2:3 verloren.
Obwohl wir 2:0 in Führung lagen. Es war ein sehr heißer Nachmittag und zum Ende hin ist uns dann etwas die Kraft ausgegangen, die Weidener haben in der 87. Minute den Siegtreffer erzielt.
Wie lange warst du dann noch beim FCA?
Nach einer Saison bin ich nach Aschaffenburg in die Landesliga gewechselt. Das war damals die vierthöchste Spielklasse.
1996 führte dich dein Weg dann wieder nach Augsburg. Du warst zwei Jahre als Abteilungsleiter tätig, dein Freund Helmut Haller war damals beim FCA im Vorstand.
Ich war zu dieser Zeit beim Hauptsponsor Sortimo beschäftigt und wir haben damals den FCA vor dem Konkurs gerettet. Als ich beim FCA als Manager begonnen habe, waren 13 Verträge ausgelaufen, es war gleich zu Beginn eine schwere Aufgabe, in so kurzer Zeit ein Team zusammenzustellen. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen unter welchen Voraussetzungen wir damals arbeiten mussten, es war eine sehr schwierige Zeit. Eigentlich war ich mehr ein Krisenmanager als ein sportlicher Leiter (lacht). Aber irgendwie haben wir alles hinbekommen.
Mit Haller verband dich eine lange Freundschaft, ihr kanntet euch schon als Schüler.
Wir sind beide am Oberhauser Bahnhof aufgewachsen und nach der Schule haben wir oft zusammen gebolzt.
Eure Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Später hattet ihr sogar zusammen eine Fußballschule.
Ja, das ist richtig. Wir haben auch ein paar Jahre gemeinsam in der Lotto-Toto-Traditionsmannschaft gespielt, da sind wir gut herumgekommen. Wir waren sogar für einige Freundschaftsspiele in Kuba auf Einladung von Ramon Castro, dem ehemaligen Landwirtschaftsminister und Mitbegründer der kommunistischen Partei. Seinem Bruder Fidel sind wir auch begegnet. Ich war immer wieder im Auftrag des DFB dort und habe Jugendteams und Trainer ausgebildet.
Nach zwei Jahren war Schluss beim FCA.
1998 hat mir der Sortimo-Chef Herbert Dischinger einen Job als Exportmanager für Italien angeboten, ich sollte dort einen neuen Markt aufbauen. Da musste ich nicht lange überlegen, denn im Fußball kann man nicht wirklich langfristig planen. Ich habe das daraufhin zehn Jahre gemacht und dabei Helmut Haller ins Boot geholt. Wir waren oft gemeinsam in Italien unterwegs, waren auf vielen Messen vertreten oder auch bei Fiat in Turin und überall, wo wir hinkamen, sind die Tore automatisch aufgegangen. Haller genoss auch noch in den späten 90ern, frühen Nuller-Jahren einen ausgezeichneten Ruf. Ich behaupte sogar, dass seine Anerkennung in Italien wesentlich höher war als in Deutschland. Ich habe mit ihm immer italienisch gesprochen und ihn bis zu seinem Tod regelmäßig besucht. Wenn ich zu ihm „Helmut, dai… andiamo a Italia“, gesagt habe, huschte immer ein Lächeln über sein Gesicht.
Im Internet bin ich über ein Foto von euch beiden im Trikot des FC Bayern gestolpert. Wie kam es denn dazu?
Das war mit der Traditionsmannschaft des FC Bayern München. Wir wurden damals für ein Benefizspiel gegen Mantova eingeladen.
Du warst auch lange Trainer im Allgäu, unter anderem in Kempten und Sonthofen und später auch im Ausland aktiv. Von 1988 bis 1991 warst du bei den San Diego Hotspurs als Sportdirektor. Wie kam es denn dazu?
Ich habe 1981/82 meine Fußballehrer-Ausbildung gemacht, damit kann man Bundesliga- und Nationalmannschaften trainieren. Ich hatte immer wieder Angebote aus dem Ausland, auch vom DFB, für sie in Ecuador oder Afrika zu arbeiten. Eines Tages kam eben aus San Diego ein Angebot und ich bin für drei Jahre über den großen Teich geflogen.
Und, wie war die Zeit bei den Amis?
Es war eine sehr schöne, lehrreiche, aber auch intensive Zeit. Ich war dort Director of Coaching, für 14 Mannschaften verantwortlich und habe auch die U19 und die Senioren trainiert. Das war quasi ein 24/7-Job.
2008 habt ihr ein ambitioniertes Projekt gestartet. Ihr wolltet den neugegründeten FC Donauwörth nach oben bringen.
Donauwörth hat an die 20.000 Einwohner, aber keinen Fußballverein, der irgendwie eine Rolle spielt. Das wollten wir damals ändern. Wir haben den VSC in FC Donauwörth umbenannt und es ging auch gut los. Wir sind zweimal hintereinander aufgestiegen, im dritten Jahr haben wir knapp den Aufstieg in die Bezirksoberliga verpasst. Das Problem war aber, dass der damalige Bürgermeister nichts mit Fußball am Hut hatte und wir keine Unterstützung bekamen. Das war demotivierend und irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr und habe aufgehört.
Was waren deine schönsten Momente?
Das ist gar nicht so einfach… Eine ganz tolle Zeit hatte ich als Spielertrainer und später als Trainer in der Bezirksliga in Fischen, auch meine Zeit in der Kemptener Landesliga war schön. Ich habe zu allen meinen Ex-Klubs noch ein tolles Verhältnis und wir treffen uns heute noch regelmäßig zu bestimmten Anlässen. Und jeden Dienstag treffe ich im Café Dolomiti in Göggingen meine ehemaligen FCA-Kollegen und Fußballfreunde von früher.
Was denkst du, wenn du dir den FC Augsburg so betrachtest?
Das ist alles ein Märchen. In den 90ern war es realistischer, dass der FCA vollends von der Bildfläche verschwindet. Ich hätte niemals im Traum daran gedacht, dass der FCA mal Bundesliga spielt und auch noch so lange dabei ist.
Was traust du dem FCA in dieser Saison zu?
Der FCA hat ja einen gewaltigen Umbruch hinter sich, so viele neue Spieler zu integrieren, das ist schon eine große Aufgabe. Mit dem Abstieg werden sie nichts zu tun haben, aber wie gesagt, es wird schwierig und ich denke, man kann dieses Jahr zufrieden sein, wenn man einen Tabellenplatz zwischen 13 und 15 erreicht. (ws)
- Tags:
- Was macht eigentlich...?