Was macht eigentlich Gerhard Schroll?
"Wir haben bei der U18-Europameisterschaft nur knapp das Halbfinale verpasst!"
Gerhard Schroll kam bereits mit 13 Jahren zum FC Augsburg und durchlief dort bis zu den A-Junioren die Jugendteams. Mit 18 Jahren feierte er gegen die Schweiz sein Debüt als Juniorennationalspieler und nahm 1983 sogar an der Europameisterschaft in England teil. Seine Teamkollegen waren damals unter anderem Hansi Flick, Dieter Hecking und Hans Dorfner. Unter Trainer Armin Veh gewannen der FCA 1994 souverän die Bayernliga-Meisterschaft, wo das Team aber in der Aufstriegsrunde zur 2. Bundesliga den Kürzeren ziehen musste.
Hallo Gerhard, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Hallo nach Augsburg. In bin gerade in der Arbeit mitten beim Programmieren.
Ich hoffe, ich bringe nichts durcheinander. Was programmierst du denn gerade?
Nein, keine Sorge, ich wusste ja, dass ein Anruf kommt. Ich code im Moment Laserschneid- und Wasserschneidstrahlmaschinen.
Auf deinem Whatsapp-Profilbild ist eine griechische Flagge am Meer zu sehen. Wer ist denn die Braut an deinem Arm?
Das ist meine Tochter, die hat in Griechenland geheiratet.
Einen Griechen?
Nein, einen Schwaben aus Aalen (lacht). Aber es war toll, so im Süden mit Sonne und Meer.
Du kommst aus der Aichacher Gegend. Gerade aus dieser Ecke kamen einige Spieler, die beim FCA gelandet sind, wie etwa Jack Schnürer, Harald Greifenegger oder Alfons Higl. Ihr kennt euch sicher alle gut.
Ja klar, wir kennen uns alle schon sehr lange und sind auch untereinander befreundet. Ich habe tatsächlich mit allen beim FCA zusammengespielt.
Wo hast du denn das Kicken begonnen?
Ich habe als kleiner Junge beim SSV Alsmoos angefangen und bin dann mit 13 Jahren zu den C-Junioren des FC Augsburg gewechselt. Das war schon eine andere Welt, vom Dorfklub zum FCA, aber ich habe mich schnell zurechtgefunden und habe dann bis zur U19 alle Teams durchlaufen.
Dort bist du auch Jugendnationalspieler geworden.
Ja, das stimmt. Insgesamt bin ich bei der U18 der deutschen Nationalmannschaft auf sieben Einsätze gekommen, mein erstes Länderspiel war gegen die Schweiz. Das war natürlich eine große Sache, denn jeder Junge träumt davon, eines Tages den Adler aus der Brust zu tragen. Das Highlight war 1983 die Teilnahme an der Europameisterschaft in England. Leider haben wir knapp das Halbfinale verpasst, wir waren Punktgleich mit der Tschechoslowakei, die aber ein Tor mehr erzielt hat als wir.
Wer war denn damals so alles mit im DFB-Kader?
Die bekanntesten dürften Hansi Flick, Hans Dorfner, Michael Skibbe, Frank Ordenewitz und Dieter Hecking gewesen sein.
Nach deiner Jugendzeit hast du es direkt in den Seniorenkader beim FCA geschafft.
Ich war selber etwas überrascht, dass damals alles so reibungslos geklappt hat. Trainer war damals Paul Sauter, ich wurde direkt Stammspieler und das blieb auch drei Jahre lang so. Danach bin ich zum MTV Ingolstadt gewechselt.
Einer deiner Teamkollegen in Augsburg war Karl-Heinz Riedle.
Mit Kalle habe ich zuerst gemeinsam bei den A-Junioren und dann in der 1. Mannschaft beim FCA gespielt. Wir haben uns immer gut verstanden und der Kontakt besteht bis heute noch. Das A-Juniorenteam von damals hat sich in den letzten 30 Jahren immer wieder regelmäßig getroffen, zuletzt waren wir vor zwei Jahren im Sporthotel von Riedle im Allgäu zusammen.
Du bist im Sommer 1992 erneut zum FCA gewechselt. Der FCA ist ambitioniert in die Saison gegangen, aber trotz eines guten Kaders mit Spielern wie Radoki, Haller, Dörr oder Radlmaier sprang nur ein enttäuschender 6. Platz heraus.
Wir sind mit großen Erwartungen gestartet, aber irgendwie sind wir nicht wirklich in die Spur gekommen. Aber ein Jahr später war es dann soweit, wir haben die Bayernliga dominiert und sind ganz souverän Meister geworden.
Es folgte die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga.
Es ging super los mit einem 2:1-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig, es folgte eine 0:2-Auswärtspleite gegen TuS Schloß Neuhaus. Hoffnung keimte nochmal nach dem 1:1 in Düsseldorf auf, beim Rückspiel verloren wir in der Rosenau und damit war das Ding durch.
In der Saison drauf seid ihr in der neugeründeten Regionalliga gestartet. Ihr wart lange oben mit dabei.
Der Zusammenhalt war nicht mehr so wie er sein sollte, zudem hatte Armin Veh in der Winterpause bereits bekanntgegeben, dass er den Verein verlassen wird. Ab diesem Moment war irgendwie die Luft raus, ich glaube wir haben die Saison auf dem 8. Platz beendet.
Auffällig: du hast in deiner Zeit beim FCA fast alle Spiele über die volle Distanz absolviert.
Ich hatte Gott sei Dank nie mit großen Verletzungen zu kämpfen und irgendwie haben die Trainer immer auf mich gesetzt, egal ob bei den Junioren oder später bei den Senioren. Allerdings saß ich bei zwei der wichtigsten Spiele leider auf der Bank und zwar bei den DFB-Pokalpartien gegen den Hamburger SV und Bayer Leverkusen mit dem Heimkehrer Bernd Schuster.
Wie würdest du heute rückblickend deine Zeit beim FCA bewerten?
Es war eine wunderbare Zeit, ich bin viel herumgekommen, ich würde heute wahrscheinlich alles wieder so machen.
Später warst du als Trainer aktiv.
Ich habe anschließend als Spieler noch einige Jahre in MTV Ingolstadt, BC Aichach und beim FC Affing gespielt. Danach war ich noch Trainer beim SC Inchenhofen und der U23 vom BC Aichach.
Wie sehr verfolgst du das Geschehen rund um den FC Augsburg?
Ich bin da schon auf dem Laufenden, der FCA ist immer noch der Klub, der mir am nächsten steht. Ich bin aber selten im Stadion und schaue mir die Spiele im TV an.
Der FCA hat eine erfolgreiche Woche hinter sich. Wo siehst du das Team von Jess Thorup am Ende der Saison?
Die Leistungen sind schwankend, was aber sicher auch mit dem Umbruch zu tun hat, den der Verein dieses Jahr vollzogen hat. Zuhause haben sie zuletzt gute Leistungen gezeigt, auswärts konnte man gegen Wolfsburg einen Punkt entführen. Ich denke, dass am Ende der 12. Platz herausspringen wird. (ws)