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Was macht eigentlich Frank Gerster?

"Ich bin stolz darauf, was wir damals beim FCA mit so wenig Mitteln erreicht haben"

Verein 18.02.2025, 09:00

Frank Gerster war mit 18 Jahren eines der begehrtesten deutschen Talente im Profifußball. Und er ist ein echter Trophäensammler: Mit den A-Junioren des FC Augsburg wurde er 1993 Deutscher Meister und ein Jahr darauf auch noch DFB-Pokalsieger. Nach seinem Wechsel zum FC Bayern München konnte er auch mit den Profis Meisterschaften und Pokalsiege feiern.

Hallo Frank, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Im Auto, ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Geschäftspartner, wir haben einiges zu besprechen und treffen uns gleich zu einem beruflichen Lunch.

Du bist, soweit ich unterrichtet bin, in der Fußballbranche aktiv.
Das stimmt und das wird auch immer so bleiben, egal ob als Fan, als Berater, als Guide oder was auch immer. Ich habe eine Sportakademie und ein Sportinternat hier in Frankfurt, zu uns kommen Kids aus dem Ausland, wir betreuen sie und helfen ihnen auf ihrem Weg. Es geht hier nicht nur darum, Fußballprofi zu werden, wir machen das inzwischen seit zehn Jahren und das macht sehr viel Spaß.

Du lebst also in Frankfurt.
Ja, aber ich bin auch viel im Allgäuer und Münchner Raum unterwegs. 

Am heutigen Spieltag sind die A-Junioren-Teams des FCA eingeladen, die 1993/94 und 1994/95 den DFB-Pokal gewinnen konnten. Wirst du auch in der WWK Arena anwesend sein?
Ja, das habe ich mir fest vorgenommen, bei der letzten Einladung war ich im Ausland und deshalb verhindert, jetzt freue ich mich schon sehr auf diesen Termin. 

Neben dem DFB-Pokal hast du 1993 auch die deutsche Meisterschaft mit der U19 gewonnen. Deine zwei Jahre in Augsburg waren unglaublich erfolgreich. Beim 3:1-Sieg im Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern konntest du ein Tor erzielen. 
Das war definitiv eine überragende und wegweisende Zeit für mich auf dem Weg ins Profigeschäft. Erst Meister, dann Pokalsieger mit der U19 und im letzten halben Jahr 1994 wurde ich fast nur noch bei den Profis eingesetzt und habe für die A-Junioren eigentlich nur noch im Halbfinale und Finale im DFB-Pokal gespielt. Bei Armin Veh habe ich meine ersten Schritte im Seniorenbereich gemacht, damals haben wir ja um den Aufstieg in die 2. Bundesliga gespielt. Das war für mich perfekt, weil ich mich als Person und Spieler super entwickeln konnte.

Du bist ein echter Allgäuer, dein Heimatverein ist der FC Kempten. Wie bist du zum FCA gekommen?
Die U17 des FCA und FC Kempten haben damals in derselben Liga gespielt. Ich habe bei Kempten viele Tore gemacht und vorbereitet, das ist dann irgendwann mal dem Heiner Schuhmann aufgefallen und eines Tages hat er bei uns zuhause angerufen. Parallel dazu hatte ich auch Angebote vom FC Bayern München und VfB Stuttgart, aber nach reiflicher Überlegung mit meinen Eltern haben wir uns für den FCA entschieden, weil wir der Überzeugung waren, dass ich mich dort am besten entwickeln könnte. Und so war es auch. Der FCA war ja damals einer der führenden Vereine, was den Nachwuchs betraf. Mein Ziel war es, nach meiner Jugendzeit zu einem großen Klub zu wechseln und so kam es auch.

Damals gab es ja noch kein NLZ, bist du jeden Tag gependelt?
Ich bin tatsächlich ein Jahr gependelt, weil ich meine Schule in Kempten beenden wollte. Das war eine ziemlich anstrengende Zeit, aber ich habe das alles sehr gerne in Kauf genommen. 
Erst Schule, dann mit dem Zug nach Augsburg, Training und wieder zurück, ich bin morgens um 7.00 Uhr aus dem Haus und um 23.00 Uhr wieder heimgekommen. Im Jahr darauf habe ich dann sehr oft bei der Familie von meinem Teamkollegen Andi Dobler übernachtet und irgendwann hatte ich eine eigene Wohnung. 

Lang hat dein Gastspiel in Augsburg nicht gedauert, nach dem DFB-Pokalfinale hat dich der FC Bayern München an die Säbener Straße gelotst. Ich denke, du hattest sicher auch andere Angebote, warum der FCB? 
Ich hatte damals Anfragen von mehreren Bundesligaklubs wie Bayer Leverkusen, 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf oder Werder Bremen, aber mein Lieblingsverein war schon immer der FC Bayern und da habe ich mir einen persönlichen Traum erfüllt. 

Im Team waren Spieler wie Kahn, Elber, Matthäus, Klinsmann, Helmer. Wie war das für dich, mitten unter solchen Stars zu stehen?
Das war die Zeit, wo aus dem FCB der FC Hollywood wurde. Ich bin da voll reingerutscht, man hatte das Gefühl, beim Denver-Clan oder Dallas gelandet zu sein. Die Presse war allgegenwärtig, überall lauerten Reporter und wollten Interna über Matthäus, Klinsmann oder Trapattoni wissen. An manchen Trainingstagen waren Tausende von Fans am Trainingsgelände, man ist zu den Spielen im Learjet geflogen und ist zwischen der Bundesliga, Paris und Istanbul gejettet. Das war für mich als 19-Jähriger eine skurrile Zeit, ich konnte erfahren, was das Leben alles so bereithält.

Du hast zuerst bei den Amateuren des FCB gespielt und bist 1996 in den Profikader aufgerückt. Kannst du dich noch an dein erstes Bundesligaspiel erinnern?
Das müsste auswärts gegen Bielefeld gewesen sein. Der FCB hatte damals eine schwierige Phase in der Liga und Giovanni Trapattoni hat daraufhin eher auf junge Spieler gesetzt. Meine Einsätze wurden mehr und mehr.

Am Ende der Saison sprang mal wieder der Titel Deutscher Meister heraus. Was macht das mit einem?
Ich habe das schon gut einschätzen können, aber es war verrückt, ich war gerade mal 19 Jahre alt und schon Meister und Pokalsieger.

Harry Kane wird dich dafür mit Sicherheit beneiden. Gab es da auch Momente, wo man gerade als junger Spieler denkt, man ist der Größte?
Ich habe das natürlich sehr genossen. Ich bin ja auch noch U40 Deutscher Meister mit Eintracht Frankfurt geworden. Aber trotz dieser Erfolge, bin ich schon ziemlich auf dem Teppich geblieben, auch wenn es manchmal gar nicht so einfach war.

Im Dezember 1997 folgte dein erstes Spiel in der Champions League gegen IFK Göteborg. Mit dir saß noch jemand auf der Bank, der in Augsburg später als Trainer gearbeitet hat. Kommst du drauf, wen ich meine?
Da muss ich jetzt mal schwer überlegen. Ich komme nicht drauf, wer war das?

Markus Weinzierl.
Ja, stimmt, mit dem Markus habe ich ja zwei Jahre bei den Amateuren des FC Bayern gespielt. Er ist heute ja wieder beim FCB im Nachwuchsbereich gelandet.

Du hast 1995 bei der Junioren-WM in Katar für Deutschland gespielt. Das war sicherlich auch ein Erlebnis als junger Akteur?
Ja, aber leider sind wir da schon in der Vorrunde ausgeschieden. Erfolgreicher waren wir bei der EM 1994 in Spanien mit Platz zwei, das Finale haben wir gegen Portugal im Elfmeterschießen verloren. 

Nach deiner Zeit beim FC Bayern bist du noch gut herumgekommen, weitere Stationen waren Eintracht Frankfurt, SSV Reutlingen, Sachsen Leipzig, 1. FC Magdeburg und der Chemnitzer FC. 
Ja, dann ging so ein bisschen die Reise los (lacht). Sehr gerne denke ich an meine Zeit in Magdeburg und mich freut es, dass der Verein derzeit erfolgreich ist. Ich hoffe, dass ihnen der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelingt.

2010/2011 warst du Co-Trainer bei Borussia Dortmund II. Wie kam's denn dazu?
Ich habe den damaligen Coach Theo Schneider über gemeinsame Bekannte kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden, so kam das ins Rollen. Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass meine Zukunft im Management-Bereich liegt, ich wollte lieber mein eigenes Ding machen und nicht immer auf andere angewiesen sein. Man sieht ja, wie schnell sich das Trainerkarussell dreht. 

Wie sehr verfolgst du heute noch das Geschehen rund um den FCA?
Ich verfolge den Fußball allgemein mit sehr großem Interesse und da natürlich auch meine früheren Klubs. Ich bin zwar weit weg von Augsburg, habe aber nach wie vor eine große Sympathie, mein Vater ist auch heute noch regelmäßig in der WWK ARENA. Ich bin stolz darauf, was wir damals beim FCA mit so wenig Mitteln erreicht haben. (ws)

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