Schromm: „Der Mensch steht bei mir über allem“
Interview mit dem Cheftrainer Nachwuchs des FCA
Seit August 2021 ist Claus Schromm als Cheftrainer Nachwuchs Teil der FCA-Familie. Im Interview gibt er Einblicke in seine erste Saison beim FC Augsburg und erklärt, was seinen Job zu einem absoluten Traumberuf macht.
Hallo Claus, an dieser Stelle nochmal herzlich Willkommen beim FC Augsburg. Du bist mittlerweile seit anderthalb Jahren hier. Erzähl doch mal, wie war die erste Saison bei uns?
Sehr positiv! Das zeigen allein die vier Meistertitel und der Pokalsieg, die wir feiern durften. Herausragend war natürlich die Staffelmeisterschaft der U19, aber auch der Aufstieg der U16 in die Bayernliga war wichtig, um in allen Altersklassen wieder in der höchstmöglichen Liga zu spielen. Darüber hinaus haben wir es geschafft, unsere Top-Talente weitervoranzubringen, was sich in den Profiverträgen für Aaron Zehnter und Henri Koudossou widerspiegelt. Zudem muss man sagen, dass die Qualität der Kader und Trainerteams über alle Mannschaften hinweg sehr hoch ist. Hier wurde in den letzten Jahren richtig gute Arbeit geleistet.
Vom rein sportlichen einmal abgesehen: Wie würdest du nach einem Jahr die rot-grün-weiße Identität beschreiben?
Als sehr strukturiert, wobei gleichzeitig ein offenes und freundliches Miteinander herrscht, jeder nimmt sich gerne Zeit für den anderen. Gleichzeitig können wir konstruktiv miteinander diskutieren und gemeinsame Entscheidungen treffen. Das gilt für den internen Austausch hier an der Paul-Renz-Akademie, als auch für den Austausch mit der Lizenzspielerabteilung. Der Kontakt zu Trainerteam könnte enger kaum sein, dazu kommen regelmäßige Gespräche mit Stefan Reuter, Michael Ströll, Christoph Janker sowie Timon Pauls.
Zurück zu dir. Wie würdest du deinen Job in möglichst wenigen Worten beschreiben?
Als Traumberuf.
Das war tatsächlich sehr präzise. Was macht ihn zu einem Traumberuf?
Weil es den ganzen Tag um Sport geht. Weil ich mit jungen Spielern und jungen Mitarbeitern arbeiten darf und wir gemeinsam versuchen, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Deshalb bringen sie enorm viel Lernbereitschaft, Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit mit.
Wie darf man sich eine Arbeitswoche als Cheftrainer Nachwuchs vorstellen?
Das Wichtigste im Fußball ist natürlich der Wettkampf, sprich die Spiele am Wochenende. Samstag und Sonntag sind also recht voll. Die Wochentage beginnen meist mit Meetings mit Mitarbeitern. Danach folgen Gespräche mit Spielern, Trainern und Betreuern. Denn auf der einen Seite wollen wir Spieler in die WWK ARENA bringen, auf der anderen Seite möchten wir auch Trainer entwickeln. Das sollten wir ebenfalls auf dem Schirm haben, denn je besser die Trainer, desto besser die Spieler. Desweiteren beobachte ich dann die Trainingseinheiten auf dem Platz. So füllt sich der Tag schnell. Anfangs war mein Büro noch relativ unfrequentiert, das hat sich bald geändert. (lacht)
Du warst auch schon als Trainer an der Seitenlinie aktiv. Wie kam es zum Wechsel in die sportliche Leitung, auch schon bei deiner letzten Station in Unterhaching?
Das Profigeschäft ist unglaublich intensiv und wird manchmal an Sachen gemessen, die einen nicht unmittelbar betreffen: Springt der Ball von der Unterkante der Latte vor die Linie oder ins Tornetz, pfeift der Schiedsrichter den Elfmeter oder nicht, verletzt sich jener Spieler? Darauf hat man an der Seitenlinie oft keinen Einfluss. In meiner Position – und das ist auch Ziel dieser – ist die Arbeit eher langfristig ausgerichtet, um Dinge strategisch zu entwickeln, ganz unabhängig von Lattenknallern, Eigentoren oder von allem, was im Fußball in 90 Minuten passieren kann.
Aus dieser strategischen Perspektive ist das Internat der neuen Paul-Renz-Akademie ein wichtiger Faktor. Welche Chancen ergeben sich hier?
Ich bin überzeugt, dass wir mit dem Internat vor allem im Bereich Individualisierung neue Maßstäbe setzen können und Bereiche wie Schule, Sportpsychologie, Ernährung, Technik, Athletik und Taktik noch professioneller angehen können und müssen. Das Internat gibt uns neue Zeitfenster, um die Waffen der Jungs weiter zu schärfen und ihre Schwächen so zu verbessern, dass sie sie nicht limitieren. Das ist harte Arbeit, die mal weniger Spaß machen kann, aber auf dem Weg zum Profi-Fußball dazugehört. Ich freue mich darauf, das neue Gebäude jetzt richtig mit Leben zu füllen und die Top-Infrastruktur unserer gesamten Anlage voll auszuschöpfen.
„Mein Job in wenigen Worten? Traumberuf! Ich darf mit jungen Spielern und Kollegen arbeiten, die viel Leidenschaft mitbringen.“
Stichwort Vorfreude: Wie blickst du der Saison 2022/23 entgegen?
Sehr hoffnungsvoll. Man merkt, wie die Eröffnung des Internats dem ganzen Verein nochmal einen Push gegeben hat. Das bedeutet eine enorme Qualitätssteigerung unserer täglichen Arbeit. Neben der schon angesprochenen Individualisierung ist zudem oberstes Credo, über die Kaderstärke der Teams in allen Altersbereichen die Klasse zu halten. Die streitbare Ligen-Struktur bei der U19 und der U17 müssen wir annehmen und uns ihr stellen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die Balance aus Klassenerhalt und Entwicklung der Jungs meisten werden. Dass unsere Eigengewächse Aaron Zehnter und Maurice Malone im DFB-Pokal gemeinsam eingewechselt wurden, war ein sehr schönes Bild und Ansporn für uns alle.
Abschließend eine letzte Frage: Hast du eine Philosophie, die bei dir über allem steht?
Der Mensch steht bei mir über allem, sei es der Spieler oder der Mitarbeiter. Ich benutze hier gerne die Ampel als Metapher: Wenn sich Spieler oder Trainer und der Verein füreinander entschieden haben, steht die Ampel auf Grün. Immer wenn die Ampel gelb oder rot wird, möchte ich für meine Mitarbeiter und Spieler da sein und sie unterstützen.
Über Claus Schromm
Claus Schromm, Jahrgang 1969, war vor seiner Karriere abseits des Platzes beim FC Deisenhofen und beim BSC Sendling aktiv, musste seine Karriere aufgrund einer schweren Knieverletzung allerdings im Alter von 24 Jahren beenden. Seine ersten Stationen als Trainer waren die U19 der SpVgg Unterhaching sowie des TSV 1860 München und der SV Heimstetten, bevor er 2012 zur Spielvereinigung zurückkehrte. Dort hatte er neben der Cheftrainer-Position auch die des sportlichen Leiters inne. Seit August 2021 ist er Cheftrainer Nachwuchs beim FC Augsburg.
Dieses Interview erschien erstmals in der Erstauflage des Magazins "Paul-Renz-Akademie - der FCA-Nachwuchs". Hier gibt es das komplette Magazin zum Download.
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