Am 18. Februar 2016 empfängt der FC Augsburg in der Europa League den FC Liverpool. Tore fallen keine, doch das Ergebnis gerät an diesem historischen Abend in den Hintergrund. Ein Rückblick.

Für Kapitän Paul Verhaegh ist es bereits im Vorfeld „das größte Spiel der Vereinsgeschichte“. Im Sechzehntelfinale der Europa League empfängt der FCA im Februar 2016 den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Es ist ein Duell der Gegensätze. Auf der einen Seite der FCA, der sich in seiner ersten Saison auf internationaler Bühne in der Gruppenphase in letzter Sekunde für die nächste Runde qualifiziert hat. Auf der anderen Seite der 18-malige Englische Meister, der normalerweise Dauergast in der Champions League ist.

Nach der Auslosung kann der eine oder andere in Liverpool mit der Stadt Augsburg zunächst wenig anfangen. Während Trainer Klopp aus seiner Sympathie für den FCA keinen Hehl macht („Ich mag die Stadt, ich mag den Klub.“), berichtet der deutsche Nationalspieler Emre Can, wie sich einige Mitspieler bei ihm erkundigt hätten, wo genau Augsburg denn liege. Seine Antwort: „In der Nähe von München.“

„Gänsehaut“: FCA-Fans mit beeindruckender Choreo

Während für den FCA also das bedeutendste Spiel der Vereinsgeschichte bevorsteht, stecken die Fuggerstädter in der Bundesliga gleichzeitig tief im Abstiegskampf. Zwar hat sich die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl mit einem starken Schlussspurt kurz vor Weihnachten etwas Luft verschafft, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt allerdings nur einen Zähler. „Das wichtigste Spiel“ ist für Weinzierl deshalb nicht das Duell mit Liverpool, sondern die Partie gegen Hannover 96 drei Tage später.

Die Begegnung mit dem Tabellenletzten der Bundesliga scheint an diesem Abend allerdings weit weg. Die FCA-Fans sorgen bereits vor dem Anpfiff für einen Höhepunkt, als sie mit einer Choreografie in den Vereinsfarben Rot, Grün und Weiß von der Nordtribüne über die Gegengerade bis auf die Südtribüne der Partie gegen die Reds einen angemessenen Rahmen verpassen. „Was heute vor dem Spiel los war - da habe ich schon Gänsehaut bekommen“, gesteht Publikumsliebling Tobias Werner später. „Sensationell, dass wir das erleben können. Das haben wir uns lange erarbeitet.“

Werner steht nach monatelanger Verletzungspause direkt in der Startelf – und sucht zusammen mit seinen Kollegen von Beginn an den Weg nach vorne. Gegen Mitte der ersten Hälfte muss der FCA jedoch einen Rückschlag hinnehmen. Torjäger Raul Bobadilla, der die Mannschaft bei Partizan Belgrad (3:1) in letzter Sekunde weitergeköpft hatte, muss verletzt vom Platz. Kurz vor der Pause haben die Fuggerstädter dennoch die bis dahin beste Chance, Alexander Esswein scheitert allerdings an Torwart Simon Mignolet.

Ji scheitert kurz vor Schluss am Pfosten

Nach der Pause übernimmt Liverpool das Kommando. Bei den Reds stehen an diesem Abend mit Jordan Henderson, James Milner, Roberto Firmino und Divock Origi vier Spieler auf dem Platz, die drei Jahre später die Champions League mit Liverpool gewinnen werden (2:0 gegen Tottenham Hotspur). Gute Chancen gibt es auf beiden Seiten allerdings weiterhin nur wenige und so läuft bereits die Schlussphase, als der eingewechselte Dong-Won Ji den Siegtreffer plötzlich auf dem Fuß hat. Der Koreaner trifft aus wenigen Metern aber nur den Pfosten, das Hinspiel endet torlos.

Weinzierl ist mit dem Ergebnis und vor allem mit dem Auftritt seiner Mannschaft sehr zufrieden. „Ich glaube, wir haben heute ein super Spiel gesehen“, macht der FCA-Trainer seinen Männern ein Kompliment. „Meine Mannschaft hat ein tolle Leistung abgeliefert und Liverpool das Leben schwergemacht. Wir haben sehr gut verteidigt und uns eine sehr gute Ausgangslage für nächste Woche erarbeitet.“

An der Anfield Road muss sich der FCA wenige Tage später nach großem Kampf 0:1 geschlagen geben. Den Abend, an dem der FC Liverpool in Augsburg zu Gast war, werden Spieler, Fans und alle Beteiligten aber dennoch nie vergessen. Und die Spieler der Reds dürften seitdem auch wissen, wo Augsburg liegt.

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