FC Augsburg Logo FC Augsburg
was-macht-eigentlich-uwe-moehrle-22-23.jpg

Was macht eigentlich Uwe Möhrle?

„Es war mir eine große Ehre, Kapitän des FC Augsburg zu sein“

Verein 21.02.2023, 11:12

Uwe Möhrle kam im Sommer 2007 zunächst auf Leihbasis vom VfL Wolfsburg zum FCA, wurde dann fest verpflichtet und spielte als Kapitän eine tragende Rolle auf dem Augsburger Weg in die Bundesliga. Er blickt auf eine großartige Karriere mit 123 Bundesliga-Spielen und 201 Zweitliga-Partien zurück. Seit diesem Winter ist Möhrle Trainer bei BW Lohne, dem Erstrunden-Gegner des FC Augsburg im DFB-Pokal im vergangenen August. Markus Krapf hat zu ihm nach Niedersachsen durchgefunkt.

Servus Uwe, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich saß bis eben hier bei mir zuhause in Damme am Laptop und freue mich total über deinen Anruf aus Augsburg.

Entschuldige bitte meine geographische Lücke, aber wo genau liegt Damme?
Damme liegt in Niedersachsen im Landkreis Vechta zwischen Osnabrück und Oldenburg. Ich bin seit kurzem Trainer bei BW Lohne und dass Lohne direkt bei Oldenburg liegt, wisst ihr beim FC Augsburg spätestens seit der ersten DFB-Pokal-Runde im vergangenen Sommer.

Richtig, da haben wir 4:0 gewonnen. Du bist erst jetzt im Winter vom VfL Osnabrück gekommen, sonst hätten wir uns persönlich getroffen. Wie waren deine ersten Spiele gegen die U23-Teams von Werder Bremen und St. Pauli?
Wir haben in Bremen mit zwei Gegentoren in der Schlussphase am Ende unglücklich 1:3 verloren, zuhause gegen St. Pauli haben wir gleich dreimal einen Rückstand aufgeholt und am Ende 3:3 gespielt. Jetzt geht es gegen Drochtersen-Assel, den Ex-Klub von Enrico Maaßen.

„Rückblickend wäre es sicher kein Fehler gewesen, noch auf das Angebot der FCA-Verantwortlichen zu warten."

Wir halten die Daumen. In Augsburg warst du eine Institution, bist aber nach einem halben Jahr in der Bundesliga nach Cottbus gewechselt. Was waren damals deine Gründe?
Zum einen hatte ich schon ein reiferes Fußballalter erreicht und am Ende der Vorrunde unserer ersten Bundesliga-Saison mit ein paar Blessuren zu kämpfen. Dann lag ein längerfristiger Vertrag von Energie Cottbus auf dem Tisch, in Augsburg wäre das zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu realisieren gewesen. Rückblickend wäre es sicher kein Fehler gewesen, noch auf das Angebot der FCA-Verantwortlichen zu warten, denn meine Zeit in Cottbus war zwar lang, am Ende aber nicht wirklich erfolgreich.

Lass uns an den Anfang deiner Karriere zurückspulen. Ursprünglich kommst du aus Überlingen am Bodensee. Ich kann mich noch an Uwe Möhre im Trikot des SC Pfullendorf erinnern.
Ich habe beim SC Pfullendorf gespielt, seit ich laufen kann. Frank Wormuth hatte es als Trainer der ersten Mannschaft zusammen mit einer Gruppe von Unterstützern geschafft, diesen Dorfverein in die damals dritte Liga zu katapultieren und so kam ich wohl in den Fokus des Trainers von Hansa Rostock, ohne jemals zuvor ein Nachwuchsleistungszentrum von innen gesehen zu haben. Hansa spielte in dieser Zeit in der Bundesliga und den damaligen Trainer kennt man hier in Augsburg ja auch ganz gut.

Na klar. Armin Veh, der in Augsburg geboren ist. Von der 3. Liga in die Bundesliga, vom Bodensee an die Ostsee – klingt nach maximaler Veränderung deiner Lebensumstände?
Das stimmt. Ich hatte am Bodensee eine Bankausbildung gemacht und das Angebot aus Rostock war für mich die letzte Chance, Profi werden zu können. Auch geographisch hätte es kaum weiter voneinander entfernt sein können und am Anfang lief es auch etwas zäh für mich an. Aber wie so oft in meiner Karriere habe ich mich durchgebissen, am Ende kam ich auf 60 Bundesliga-Spiele für Hansa und bin vom Ostseestadion später nach Duisburg und Wolfsburg gewechselt. In dieser Zeit habe ich über 100 Bundesliga-Spiele bestritten.

"Habe diesen Schritt nicht einen Tag bereut"

Warum hast du dich im Anschluss für den Schritt „zurück“ nach Augsburg entschieden?
Felix Magath kam als Trainer zum VfL Wolfsburg und ich habe schnell gemerkt, dass meine Zeit in der Autostadt dadurch zu Ende ging. Andreas Rettig und Rainer Hörgl zogen damals die Fäden beim FC Augsburg und konnten bei mir ein richtig gutes Bauchgefühl erzeugen. So fiel meine Entscheidung für den FCA. Nach einem Jahr der Leihe wurde ich fest verpflichtet und habe diesen Schritt nicht einen Tag bereut.

Wie ordnest du die Klubs deiner Spielerhistorie persönlich ein?
Meine Karriere zeichnet sich durch eine gewisse Beständigkeit aus und ich mochte alle meine Stationen als Fußball-Profi. Aber rückblickend und gerade auch in Verbindung mit der Nähe zu meiner Heimat, dem Aufstieg in die Bundesliga und der tollen Stadt drumherum habe ich mich bei euch in Augsburg schon am wohlsten gefühlt.

Du warst der Kapitän unserer Aufstiegsmannschaft im Jahre 2011 und hast mit diesem Team die Vereinshistorie auf ein ganz neues Level gehoben. Was sind deine persönlichen Highlights aus deiner Zeit?
Ich habe vor Kurzem ein neues Handy bekommen und die alten Daten auf das neue Telefon überspielt. Da sind mir viele Fotos angezeigt worden. Als wir zum Beispiel auf dem Rathausplatz wild und ausgelassen vor 8.000 Menschen den ersten Augsburger Aufstieg in die Bundesliga gefeiert haben – ich bekomme allein schon davon eine Gänsehaut, wenn ich dir das bloß erzähle. Auch die Bilder aus dem Stadion vom Spiel gegen den FSV Frankfurt erzählen Geschichten von einer richtig tollen und extrem erfolgreichen Zeit.

Hast du noch Kontakt zu den Kollegen von damals?
Um ehrlich zu sein, nur noch ziemlich selten. Mit Tobi Werner telefoniere ich noch hin und wieder, aber in dieser Branche verschlägt es dich halt auch in sämtliche Himmelsrichtungen. Ich bin mir aber sicher, dass es sofort sehr harmonisch und lustig zugehen würde, wenn wir uns alle wieder über den Weg laufen sollten. Es war eben eine sehr erfolgreiche und gute Zeit in Augsburg.

Die meisten Spiele deiner Laufbahn hast du in der Lausitz für Energie Cottbus bestritten. War da nicht immer von einer Anschlussbeschäftigung bei der Sparkasse in Cottbus die Rede?
Der Cottbusser Präsident Ulrich Lepsch hatte eine Sparkassen-Vergangenheit und mir tatsächlich eine Beschäftigung bei der Bank in Aussicht gestellt. Es gab auch immer wieder lose Gespräche über ein Engagement im Sport-Management bei Energie Cottbus nach meinem Karriereende. Aber das war alles nie wirklich konkret und nach der sportlichen Talfahrt des Klubs mit zwei Abstiegen war auch schnell klar, dass ich meine Zelte in Brandenburg abbrechen und als Nachwuchstrainer zum VfL Wolfsburg gehen werde.

Der Abstieg von Energie Cottbus bedeutete für dich auch das Ende deiner Profi-Karriere. Bevor wir über deine Zeit als Trainer sprechen, was bedeutete dieser Abstieg für die Region Oberlausitz?
Energie Cottbus war der Anker für viele Menschen in der Lausitz und der sportliche Niedergang ist tatsächlich bis heute ziemlich tragisch für die Menschen in dieser Stadt und in der gesamten Region. Cottbus hat durch Energie als Bundesligist eine große Bekanntheit in der ganzen Republik erreicht und eines ist völlig klar: Der Faktor Bundesliga hat eine nicht zu unterschätzende Bedeutung auch für die Wirtschaftskraft einer Region, das sieht man ja gerade bei euch in Augsburg. Die Stadt ist seit zwölf Jahren deutschlandweit in aller Munde.

Klar, in Augsburg war es genau umgekehrt, hier hast du den FCA mit deinen Kollegen von damals in die Bundesliga gekämpft. War eine Rückkehr zum FCA nie eine Option für deinen Einstieg ins Trainergeschäft?
Doch, ich habe tatsächlich ein paar Mal mit Manuel Baum telefoniert, als er noch Leiter des NLZ gewesen ist. Aber das Gesamtpaket und der Lebensmittelpunkt meiner damaligen Frau in Wolfsburg haben mich dann dazu veranlasst, eine Fifty-Fifty-Entscheidung knapp gegen Augsburg und für Wolfsburg zu treffen.

In welcher Funktion bist du bei den Wölfen eingestiegen?
Das war der klassische Weg. Ich habe 2016 als Co-Trainer der U16 begonnen und schrittweise meine Trainerscheine gemacht. Später ging ich als U17-Cheftrainer zum VfL Osnabrück und habe jetzt im Winter den Anruf aus Lohne erhalten. Das ist meine erste Station als Trainer einer Herrenmannschaft, immerhin in der vierthöchsten Spielklasse, und unser Ziel ist es, den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord zu schaffen. Dann verlängert sich auch mein Vertrag automatisch.

In Augsburg hattest du einen großen Anteil daran, dass die Stadt und die bayerisch-schwäbische Region nun schon im zwölften Jahr in der Bundesliga vertreten ist.
Danke dafür! Es war mir eine große Ehre, Kapitän des FC Augsburg zu sein. Richte bitte allen FCA-Fans ganz liebe Grüße aus. Schade, dass ich in der ersten Pokalrunde noch nicht in Lohne war, ich hätte euch alle gerne mal wieder getroffen. (max)

Unsere FCA-APP

Jetzt herunterladen!

Tags:
Stadionkurier
Was macht eigentlich...?