Was macht eigentlich Sascha Mölders?
"Es war sportlich sicher meine beste Zeit"
Sascha Mölders schrieb beim FC Augsburg Geschichte: Am 6. August 2011 erzielte der Stürmer gegen den SC Freiburg (2:2) das allererste Bundesliga-Tor des FCA. Am 5. April 2014 steuerte er den Siegtreffer zum ersten Bundesliga-Sieg gegen den FC Bayern München (1:0) bei. Im Stadionkurier zum Dortmund-Spiel ließ der 38-Jährige diese besonderen Momente Revue passieren.
Hallo Sascha, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Zuhause auf der Couch, ich habe vorhin das erste Kind von der Schule abgeholt und muss gleich wieder los, Kind Nummer zwei hat in einer Stunde aus.
Es ist Winterpause in der Bayernliga, da geht es bei dir sicherlich etwas relaxter zu?
Sportlich definitiv, aber bei uns Mölders ist ja immer was los (lacht).
Wie ich aus der Tageszeitung erfuhr, können dich Fanclubs dieses Jahr für ihre Weihnachtsfeiern buchen. Und das zum Unkostenbeitrag, mehr Fannähe geht kaum. Wie bist du denn auf diese Idee gekommen?
Das mache ich eigentlich schon seit vielen Jahren so. Als ich noch beim FCA gespielt habe, war ich oft auch privat bei Fanclubs zu Gast, das habe immer gerne gemacht. Dieses Jahr gab es wieder so viele Anfragen, weil meine Frau Ivonne das in den sozialen Medien verbreitet hat. Heute fahre ich beispielsweise nach Landau.
Wer nimmt denn diesen Service in Anspruch, eher Sechzig- oder eher FCA-Fans?
Man muss schon sagen, dass es zum größten Teil 1860-Fans sind.
Ein Wechsel vom FCA zu den Löwen oder umgekehrt wird oft als Hochverrat von den Fans gewertet. Dir haben sie das in beiden Fanlagern trotzdem nicht übelgenommen, warum?
Ich kenne natürlich die Brisanz und habe bei meinem Wechsel nach Giesing auch mit etwas anderen Reaktionen gerechnet. Es hat mich aber damals sehr gefreut und auch stolz gemacht, dass es da keinen Beef gab. Ich denke, dass bei all meinen Station die Fans meine Leistung und die Art, wie ich spiele, honoriert haben.
Du bist jetzt in der zweiten Saison Trainer des Bayernligisten TSV Landsberg. Ihr seid letztes Jahr knapp am Aufstieg in die Regionalliga gescheitert und steht aktuell zusammen mit dem TSV Schwaben Augsburg an der Tabellenspitze. Ist der Aufstieg tatsächlich geplant, könnte ihn der TSV Landsberg denn infrastrukturell überhaupt stemmen?
Wir arbeiten gerade mit Hochdruck darauf hin. Der Aufstieg in die Regionalliga ist realistisch und auch unser erklärtes Ziel. Es läuft gut, wir haben es selber in der Hand und werden in der Rückrunde alles daransetzen, nächstes Jahr viertklassig zu spielen.
Trainer bei den Schwaben ist dein Kumpel Matthias Ostrzolek, mit dem du ja noch zusammen beim FCA gespielt hast. Beim letzten Heimspiel wart ihr zusammen in der WWK ARENA. Ihr versteht euch trotz der Konkurrenz sehr gut.
Man muss Sportliches und Privates trennen können und das wir können auch sehr gut. Wir waren erst vor ein paar Tagen bei der ClassicClub-Weihnachtsfeier in der FCA-Fankneipe zu Gast.
Apropos WWK ARENA. Du bist ein echtes Glücksschweinchen, denn immer, wenn du im Stadion bist, gewinnt der FCA.
Das geht jetzt tatsächlich schon ziemlich lange so. Vor zwei Wochen hatte ich wieder mal die Gelegenheit, in der WWK ARENA gegen Eintracht Frankfurt vor Ort zu sein, und es gab gleich wieder einen Sieg. Das kann auch gerne so weitergehen (lacht).
Du bist bei den Löwen als „Die Wampe von Giesing“ zur Legende geworden, du wurdest 2020/2021 Torschützenkönig, Spieler der Saison und hast in 212 Spielen 82 Tore geschossen. Sechzig hat schon einen speziellen Platz bei dir …
Ist ja auch klar, ich war sechs Jahre bei 1860, das ist im Fußball eine sehr lange Zeit und es war meine längste Station. Die Saison 2020/21 lief super für mich, aber leider haben wir den Aufstieg in die 2. Bundesliga trotzdem nicht geschafft. Das wäre mir viel lieber gewesen als die Torschützenkanone. Aber so ist es nun mal und man kann es nicht ändern. Jedenfalls hat mir die Zeit dort sehr viel Spaß gemacht, keine Frage.
"Ich sehe meine Zukunft definitiv auf der Trainerbank"
Jetzt wurde Trainer Maurizio Jacobacci gefeuert. Wäre das ein Job für dich?
Selbst wenn ich es wollte, würde es nicht gehen, weil ich erst einmal die notwendigen Trainer-Lizenzen machen muss. Aber grundsätzlich würde so ein Verein wie 1860 gut zu mir passen. Der Verein lebt von seinen Fans und von Emotionen, die Leute lieben und honorieren es, wenn man alles gibt.
Die Bayernliga ist also lange nicht das Ende der Fahnenstange?
Genau, ich habe derzeit die B+ Lizenz. Um die A-Lizenz überhaupt machen zu können, muss man mindestens zwei Jahre ein Bayernliga-Team gecoacht haben. Aber die A-Lizenz ist ein kurzfristiges Ziel von mir und da muss man acht bis neun Monate viel investieren. Aber es war schon immer so bei mir, wenn ich etwas beginne, dann will auch immer das Maximale erreichen. Ich sehe meine Zukunft definitiv auf der Trainerbank.
Trainierst du eigentlich immer noch die zweite Mannschaft des SV Mering?
Ja, mein älterer Sohn spielt dort. Deswegen musste ich jetzt auch noch zusätzlich die U15 vom TSV Landsberg übernehmen, weil da der kleine Bruder kickt.
Du bist ein echtes Ruhrpott-Kind, in Bayern hängengeblieben und in Mering sesshaft geworden. Was gefällt dir denn so gut im Süden?
Als ich 2011 in Augsburg unterschrieben habe, ging alles sehr schnell. Das ist jetzt auch schon fast 13 Jahre her und der Süden ist inzwischen unsere Heimat geworden. Unsere Kinder sind hier geboren und aufgewachsen, unser Haus steht in Mering, wir fühlen uns hier pudelwohl und ich glaube nicht, dass wir in nächster Zukunft daran etwas ändern werden.
Sascha Mölders Karriere in Bildern
Mit dem FC Augsburg verbindet dich natürlich auch sehr viel, hier konntest du Bundesliga spielen. Beschreib doch mal deine Zeit in Augsburg.
Es waren viereinhalb tolle Jahre und sportlich sicher meine beste Zeit. Die Bundesliga ist nun mal die Crème de la Crème und wir haben in dieser Zeit viel erreicht. Keiner Profimannschaft gelang nach neun Punkten in der Winterpause noch der Klassenerhalt, wir haben 2015 die Qualifikation zur Europa League geschafft und bis auf Bayer Leverkusen alle Spitzenmannschaften geschlagen.
Kannst du dich noch an dein erstes Bundesliga-Tor erinnern?
Selbstverständlich, es war das erste Bundesliga-Spiel für den FCA gegen den SC Freiburg, ich habe zwei Kopfballtore gemacht und die Premiere endete 2:2.
Du bist verantwortlich für einen der größten Glücksmomente, die ich als Fan erlebt habe. Ich sage nur 5. April 2014 …
Mein Siegtor zum 1:0 gegen den FC Bayern München. Das werde ich auch nie vergessen, viele FCA-Fans konnten es nicht glauben, dass wir den großen FC Bayern geschlagen haben. Einige Jahre zuvor hatten wir sie im DFB-Pokal fast gepackt, aber an diesem Tag war es dann endlich soweit. Die Stimmung im Stadion habe ich danach jedenfalls nie wieder so erlebt.
Wie bewertest du die aktuelle Lage beim FCA?
Sehr positiv. Sportlich läuft es richtig gut und gegen Frankfurt hat der FCA wieder so gespielt wie früher, man hat malocht, gefightet und ist unglaublich viel marschiert. Mit so einem Fußball identifizieren sich die Leute. Mir persönlich gefallen auch Stürmer wie Phillip Tietz, der unheimlich viel ackert und alles raushaut. Jess Thorup hat dem FCA sehr gutgetan, die Mannschaft tritt wieder mit Selbstbewusstsein auf, anscheinend hat er genau den richtigen Ton gefunden und dem Team vermittelt, worum es beim FCA geht.
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