Was macht eigentlich Michael Lutz?
"Ich hatte drei superschöne Jahre bei den FCA-Junioren!"
Michael Lutz hat das Fußball-Einmaleins beim FC Augsburg erlernt. 1998 wechselte er als 16-Jähriger vom TSV Nördlingen an die Donauwörther Straße, wo er für die B- und später für die A-Junioren Stammtorhüter war. 2001 war er im Profikader der Meistermannschaft, der 2002 der Aufstieg in die Regionalliga gelang. Danach folgten die Stationen MTV Ingolstadt, FC Ingolstadt, Waldhof Mannheim, BC Aichach, TSV Rain und TSV Nördlingen. Seit 2017 ist er beim 1. FC Heidenheim im Nachwuchsleistungszentrum als Torwarttrainer tätig.
Hallo Michael, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
An meinem Arbeitsplatz. Ich bin gerade in der Mittagspause und freue mich, dass ich jetzt für den Stadionkurier ein Interview gebe.
Du bist gelernter Industriekaufmann.
Obwohl ich Fußballprofi war, habe ich mit einem Auge immer auf die Zeit danach geschaut. Ich habe Buchbinder gelernt und mit 31 Jahren dann eine Umschulung gemacht. Mir ist der Übergang vom Fußballprofi ins Berufsleben doch leichtgefallen.
Seit 2017 bist du Torwarttrainer im Juniorenbereich des FCH.
Ich habe 2017 mit 35 Jahren beim TSV Nördlingen aufgehört und genau da kam die Anfrage aus Heidenheim, ob ich mir vorstellen könnte, im Jugendbereich als Torwarttrainer zu arbeiten. Meine Entscheidung war schnell getroffen, denn ich wollte parallel zum Job auch weiterhin im Fußballbereich tätig sein. „Right time, right place“ also (lacht).
Könntest du dir auch vorstellen, den Trainerjob weiter voranzutreiben?
Die aktuelle Situation ist für mich und meine Familie perfekt, mein Sohn kommt im Sommer in die Schule, aber klar, wenn das Gesamtpaket stimmen würde, wäre alles denkbar. Aber wie gesagt, ich bin ganz glücklich, wie das gerade so alles läuft.
Am Samstag empfing der FCA erstmals den 1. FC Heidenheim zu einem Punktspiel in der Bundesliga. Das Hinspiel war schon ein echter Knaller. Der FCA konnte nach einem 0:2-Rückstand das Spiel noch drehen und 5:2 gewinnen. Warst du im Stadion?
Nein, wir hatten selber an diesem Tag ein Spiel, aber ich wäre gerne dort gewesen. Es war tatsächlich ein berauschendes Spiel, gerade für die FCA-Fans.
Dennoch, es ist schon eine großartige Leistung, was sich in den letzten Jahren bei euch so entwickelt hat. Der FCH steht in der Bundesliga und spielt bisher wirklich eine tolle Saison. Hättest du das alles so erwartet?
Es ist ein kleines Märchen, was sich in Heidenheim in den letzten Jahren entwickelt hat, aber beide Klubs haben vorgemacht, was man mit Kontinuität, rationaler Arbeit und auch mit Bescheidenheit und Demut erreichen kann. Beide Vereine wissen, wo sie herkommen, und können relativ in Ruhe arbeiten. Das zahlt sich eben auf Dauer aus.
Du warst vor gar nicht allzu langer Zeit zu Gast in der WWK ARENA. Der Anlass war ein ganz besonderer: Die Aufstiegsmannschaft von 2002 war eingeladen.
Ich habe mich über diese Einladung wirklich sehr gefreut und es ist ja nicht gerade selbstverständlich, dass man nach 20 Jahren noch eingeladen wird. Damals war ich als 18-jähriger Jungspund jetzt auch nicht unbedingt einer der entscheidenden Spieler. Aber genau mit solchen Aktionen beweist ein Klub seine Größe. Es war schön, wieder die alten Kameraden zu treffen, sich auszutauschen und in lockerer Runde gemeinsam ein Spiel des FCA zu verfolgen.
Du bist mit 16 Jahren vom TSV Nördlingen zu den B-Junioren des FCA gewechselt. Wie bist du eigentlich in Augsburg gelandet?
Ich war damals in der Auswahlmannschaft und der damalige Trainer Roger Kindler wurde anschließend B-Jugendtrainer beim FCA und hat mich daraufhin gleich verpflichtet. Es waren drei superschöne und erfolgreiche Jahre. Wir haben viel erlebt, wir waren auf einigen Turnieren unterwegs, wie mit den B-Junioren beim Dallas-Cup in den USA oder mit Heiner Schuhmann und der U19 in Mexiko. Das sind Erlebnisse, die man nie vergisst. Mit Franz Vida hatte ich erstmals einen super Torwarttrainer, mit dem ich heute noch im Kontakt bin.
Nach deiner Zeit bei den A-Junioren wurdest du in den Profikader übernommen. Das war in der Saison, als der FCA mit zwölf Punkten Vorsprung in die Regionalliga aufstieg. Wie hast du diese Zeit noch in Erinnerung?
Zum Saisonbeginn war Martin Shejbal die Nummer eins, im Winter kam dann Zdenko Miletic, ich habe damals in der U23 gespielt. Mir war klar, dass ich als junger Torhüter so schnell nicht an Miletic vorbeikommen würde und habe mich deswegen entschlossen, nach Ingolstadt in die Bayernliga zu wechseln.
Das war aber noch nicht der FC Ingolstadt, sondern der MTV.
Genau, aber nach zwei Jahren schlossen sich der MTV und der ESV zum FC Ingolstadt zusammen.
Wie hast du die Fusion erlebt?
Das war am Anfang schon eine komische Situation, aber letztendlich war es eine alternativlose und richtige Entscheidung, weil beide Klubs finanziell nicht auf Rosen gebettet waren. Der FCI übernahm die Spielgenehmigung vom MTV, ist daraufhin in der Bayernliga gestartet und das war eine gute Sache.
Für dich definitiv, ihr seid von der Bayernliga bis in die 2. Bundesliga marschiert. Insgesamt hast du in zehn Jahren dort 166 Spiele absolviert.
Es war für mich der richtige Schritt, wir sind alle zwei Jahre aufgestiegen, ich habe große Erfolge mit dem FCI gefeiert und wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich eines Tages mal 2. Bundesliga spielen würde …
Danach ging es über Waldhof Mannheim zum BC Aichach. Das war die Zeit, als der Unternehmer Volker Weingartner große Ziele hatte. Ihr seid souverän Meister in der Bayernliga geworden, aber der Aufstieg in die Regionalliga scheiterte, weil der Verein in finanzielle Schräglage kam.
Ich war zwei Jahre beim BCA. Schon im ersten Jahr haben wir den Aufstieg in die Regionalliga nur knapp in zwei Relegationsspielen gegen die U23 vom FC Augsburg verpasst. 2014, im Jahr darauf, sind wir souverän Meister geworden und wären in die Regionalliga aufgestiegen. Aber es kam so, wie du es angesprochen hast, Weingartners Firma ging insolvent und der Verein zerbrach. Der BCA musste in der Kreisliga wieder von vorne beginnen.
Dein Wechsel zum TSV Rain war dann wieder mit Erfolg gekrönt, ihr seid in die Regionalliga aufgestiegen. Du scheinst ein echter Aufstiegsspezialist zu sein.
Ja, anscheinend (lacht).
Wenn du so auf deine Laufbahn mit über 300 Pflichtspielen zu zurückblickst, dann …
Ich bin im Großen und Ganzen vor langwierigen Verletzungen verschont geblieben, ich habe viel erleben dürfen, mit den Aufstiegen ist viel hängengeblieben, ich habe viele tolle Menschen kennengelernt und würde alles genauso wieder machen. (ws)
- Tags:
- Was macht eigentlich...?