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Was macht eigentlich Marcello Martins?

"Der FCA ist mir immer noch sehr wichtig"

Verein 26.01.2023, 17:30

Im November lud der FC Augsburg zum Heimspiel gegen den VfL Bochum die Mannschaft in die WWK ARENA ein, die vor 20 Jahren den Aufstieg von der Bayern- in die Regionalliga geschafft hatte. Den längsten Anfahrtsweg hatte dabei der frühere Mittelstürmer Marcello Martins, der extra aus Brasilien einflogen war. Im Stadionkurier erzählt er von seiner Verbindung zum FCA.

Marcello, willkommen in Augsburg, ich bin total überrascht, wie gut du noch deutsch sprichst.
Das liegt daran, dass ich einige deutsche Freunde habe und auch immer wieder mal nach Europa komme.

Ich finde das wirklich sensationell, dass du für heute extra aus Brasilien eingeflogen bist. 
Als ich die Einladung von der FCA-Geschäftsstelle erhalten habe, gab es für mich kein Halten mehr, mir war sofort klar, dass ich unbedingt zu diesem Treffen nach Augsburg fliegen muss. Der FCA ist mir seit meiner Zeit damals immer noch sehr wichtig, diese Reise ist also eine echte Herzensangelegenheit für mich. Ich arbeite für eine brasilianische Agentur, die Spieler nach Europa vermittelt, so konnte ich das Angenehme mit dem Job verknüpfen, weil wir uns mit Leuten aus dem FCA-Scoutingbereich treffen wollten. 

Was ja auch geklappt hat …
Ja, wir hatten in einer wunderbaren Atmosphäre sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen, u.a. mit Timon Pauls, dem Chefscout des FCA. Aber wir waren auch bei anderen Klubs in Deutschland und bei meinem ehemaligen Trainer Gino Lettieri, der aktuell den Erstligisten Panevezys in Litauen trainiert. Meine Chefs waren jedenfalls sehr angetan von diesem Trip und auch davon, wie offen und gastfreundlich sie hier empfangen wurden. 

Wie war es, als du nach so vielen Jahren deine ehemaligen Mitspieler und Aufstiegskollegen wieder getroffen hast?
Obwohl ich immer wieder mal in Augsburg bin, weil sich hier mit dem früheren U23-Spieler Marco Dieminger eine enge Freundschaft entwickelt hat, war es tatsächlich so, dass ich viele meiner früheren Kollegen seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen habe. Als wir uns dann im Stadion gegenüberstanden, war das ein überwältigendes Gefühl, da hatte der eine oder andere schon eine Träne im Auge. Gerade die Bayernliga-Mannschaft 2002 war aus der kameradschaftlichen Perspektive heraus vielleicht sogar das beste Team, in dem ich in meiner Karriere gespielt habe. Wir hatten dann auch wirklich einen tollen Tag zusammen mit gemeinsamen Essen, Stadionführung, Ehrung und natürlich dem Spiel gegen den VfL Bochum. Anschließend sind wir noch lange in der 360 Grad-Bar im VIP-Bereich gesessen. 

"Es war mein Traum, in Europa zu spielen"

Wie hat es dich damals eigentlich zum FCA verschlagen?
Ich war 1998 im Kader von Flamengo Rio de Janeiro. Unsere Mannschaft war gespickt mit Weltklasse-Spielern wie Adriano, Denilson, Edmundo, Ze Roberto oder Romario, mit dem ich heute noch befreundet bin. Wegen Ze Roberto waren damals einige Scouts aus Deutschland bei uns und einer davon hatte einen Bekannten aus Augsburg dabei. Wir kamen ins Gespräch und ich wurde gefragt, ob ich Lust auf ein Probetraining beim FCA hätte. Ich habe sofort meine Sachen gepackt, denn ich wusste, dass es für mich bei Flamengo schwer werden würde und das Leben in Brasilien war damals hart. Mein Traum war es sowieso, in Europa zu spielen, und so bin im November 1998 in Deutschland gelandet. Meine Performance hat anscheinend so viel Eindruck gemacht, dass mich der FCA nach der Winterpause von Flamengo ausgeliehen hat. 

Wie war die erste Zeit in deiner neuen Augsburger Heimat?
Die ersten zwei Wochen waren doch eher gewöhnungsbedürftig, vor allem das kalte Wetter hat mir anfangs ziemlich zu schaffen gemacht. Aber alle Leute hier haben mich unglaublich gut aufgenommen, egal ob Team, Trainer, Mitarbeiter oder Fans. Mir hat das Leben in Augsburg gefallen und ich hatte Glück, schnell neue Freunde zu finden. Und ich hatte mit Gerd Schwickert einen warmherzigen und verständnisvollen Trainer. Im Grunde bin ich mit all meinen Trainern super ausgekommen, egal ob Schwickert, Higl oder Lettieri.

Wie war das Ernst Middendorp, der doch eher als harter Hund gilt?
Das stimmt, Middendorp ist jemand, der viel von seinen Spielern verlangt und er ist ein echter Disziplinfanatiker. Am Anfang hatte ich schon etwas Angst (lacht), aber wir sind gut miteinander klargekommen und ehrlich gesagt hat mir ein wenig Disziplin nicht geschadet. 

Da gibt es tatsächlich die eine oder andere Story, dass du vor den Heimspielen bei einem stadtbekannten Italiener gerne mal ein Bierchen zu dir genommen hast.
(Lacht…) Ja, das stimmt schon, im Nachhinein war das auch eher bescheuert von mir, heute würde ich das anders handhaben. 

Stefan Reuter hat mir mal erzählt, dass es in Italien bei den Spielern Gang und Gäbe sei, zur Stärkung beim Mittagessen vor den Spielen noch einen Aperitif zu sich zu nehmen.
Tatsächlich? Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nach Italien gegangen (lacht).

"Mein Instinkt war meine größte Stärke"

Es gibt nicht wenige Leute, die behaupten, dass du mit der richtigen Einstellung auch in der Bundesliga hättest landen können. Hast du dein Talent tatsächlich nicht ganz ausgeschöpft?
Mein Vater ist schon früh gestorben und meine Mutter war mit uns vielen Kindern gar nicht in der Lage, sich um alle zu kümmern. Mir hat immer jemand gefehlt, der mich an die Hand genommen und den Weg gezeigt hätte, ich war immer auf mich alleine gestellt. Ich bin mir sicher, dass noch viel möglich gewesen wäre, und heute bereue ich das auch manchmal. 

Du hast mich von deiner Statur und Spielweise immer an Gerd Müller erinnert.
Du bist nicht der Erste, von dem ich das höre. Gerd Müller war einer der besten Stürmer aller Zeiten, deswegen ehrt mich dieser Vergleich. Aber trotz meiner Schnelligkeit und meiner Dribbelstärke war mein Instinkt meine größte Stärke. Bei allem Talent, Instinkt wird einem angeboren, entweder du hast ihn oder du hast ihn eben nicht.

Du hast für den FCA in 63 Spielen 23 Tore erzielt und warst einer der Publikumslieblinge hier.
Das stimmt. Seither haben sich die Zeiten aber sehr geändert, wenn ich heute in dieser Arena stehe, dann kann ich es gar nicht glauben, wie sich der Klub entwickelt hat. Früher war alles kleiner und übersichtlicher, man saß nach den Spielen mit den Fans noch in der Rosenaugaststätte zusammen und hat ein paar Bierchen getrunken. Das schweißt natürlich zusammen und daraus sind auch Freundschaften entstanden. Wenn ich heute sehe, dass der Maxe Krapf jetzt Präsident geworden ist und noch mehr Leute aus der damaligen Zeit in diesem Verein aktiv sind, dann erfüllt mich das mit großer Freude. 

Wieso hast du 2003 den FCA verlassen?
Ich musste leider, denn Flamengo wollte eine Million Dollar Ablöse haben und der FCA konnte diese hohe Summe nicht bezahlen, leider, denn ich wäre sehr gerne noch lange geblieben.

Ein paar Jahre später bist du noch einmal zurück nach Augsburg gekommen.
Ja, mein Freund Marco Dieminger hat mich angerufen, der damals beim BCA Augsburg gespielt hat. Der Verein kickte in der Kreisliga und war sehr ambitioniert. So bin ich noch einmal nach Augsburg zurückgekehrt und wir sind tatsächlich bis in die Bezirksoberliga aufgestiegen. (ws)

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