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Was macht eigentlich Karl Obermeier?

"Es waren zurückblickend vier tolle Jahre in Augsburg"

Verein 24.09.2024, 09:07

Karl Obermeier wechselte 1972 vom MTV Ingolstadt zum FC Augsburg und hatte mit seinen 18 Toren einen großen Anteil am Aufstieg in die Regionalliga. Mit der 1973/74er Kultmannschaft um Helmut Haller feierte Obermeier die Meisterschaft in der Regionalliga Süd und wurde mit 25 Treffern Torschützenkönig der Liga. 

Servus Karre, wo habe ich dich denn gerade erreicht? 
Zuhause, ich habe gerade die Handwerker im Haus, da kannst du dir ja vorstellen, wie es bei mir gerade zugeht (lacht).

Du hast am 8. September deinen 75. Geburtstag gefeiert. Wir gratulieren natürlich herzlich zu diesem Ereignis. Würdest du uns verraten, wie du den Tag verbracht hast? 
Ganz gemütlich, es ging mit einem Weißwurstfrühstück los, nachmittags kamen die Kinder und Enkelkinder zum Kaffee und abends sind wir dann auf das Volksfest nach Eichstätt gefahren. Das Wetter hat auch gepasst, es war also ein rundum gelungener Tag.

50 Jahre Meisterschaft in der Regionalliga Süd: Ende April hat sich die Meistermannschaft 1973/74 aus diesem Anlass in der WWK ARENA beim Heimspiel gegen Werder Bremen getroffen. Wie hast du das alles erlebt?
Es war ein wunderbarer Tag, wir haben uns ja schon am Vormittag in Steppach im Gasthof Fuchs getroffen. Ich bin mit meiner Frau und Tochter nach Augsburg gefahren, sie haben mich abgesetzt und sind dann weiter zum Shoppen in die Augsburger City. Wir haben uns ja bereits in der Vergangenheit mit der Mannschaft immer regelmäßig getroffen, während Corona war dann erst einmal Pause, umso schöner war es, dass wir uns alle wiedersehen konnten. Ich muss den Leuten beim FCA ein großes Kompliment aussprechen, diese Veranstaltung war ganz toll organisiert und man hat sich super um uns gekümmert.

Hast du deine Kollegen noch alle erkannt?
Ja schon, bis auf wenige Ausnahmen. Den Hans Hauser hatte ich ja lange nicht mehr gesehen, da musste ich schon mehrmals hinschauen, denn er hat sich doch ganz schön verändert (lacht). Und den Franz Dürrschmidt, der 72/73 beim FCA mein Teamkollege war, habe ich zuerst auch nicht erkannt. Da musste ich schon mal nachfragen, wer er eigentlich ist (lacht).

Wie lange ging es noch bei euch?
Schon relativ lange, nach dem Spiel haben wir uns alle noch in einem Lokal in Augsburg getroffen und haben den Abend noch einmal gemütlich ausklingen lassen.

Du bist 1972 vom MTV Ingolstadt zum FC Augsburg gewechselt. Im Gepäck hattest du noch deine Teamkollegen Günter Meyer, Horst Blechinger und Heinz Heigl. Es ist schon ungewöhnlich, wenn gleich vier Spieler einer Mannschaft zu einem Verein wechseln. Was war der Grund?
Die Vereinsführung vom MTV hat uns damals unterrichtet, dass sie finanziell abspecken müssen, auf Deutsch: Es war kein Geld mehr da. Da hat man uns nahegelegt, einen anderen Verein zu suchen. Als das Angebot vom FCA eintrudelte, musste ich nicht lange überlegen und bin mit meinen drei anderen Kollegen nach Augsburg gewechselt. Im Nachhinein war das natürlich eine super Entscheidung, zumal ich viele FCA-Spieler bereits von früheren Duellen oder von der Bayern-Auswahl her kannte.

Hattet ihr 1972 schon den Aufstieg im Visier?
Nein, daran war überhaupt nicht zu denken. Der FCA war zwar ein Verein, der immer im ersten Tabellendrittel zu finden war, aber der Aufstieg war überhaupt kein Thema. Der Start war auch nicht gerade der beste, aber wir haben uns während der Saison kontinuierlich gesteigert und haben in einem spannenden Endspurt überraschend dann doch die Meisterschaft errungen.

Günter Meyer und du, ihr wart ein echtes Traum-Duo, Meyer erzielte in der Saison 72/73 25 Tore, du 18, das war sozusagen die Garantie zum Aufstieg. 
Wir waren eingespielt, haben uns blind verstanden und uns gegenseitig auch die Bälle aufgelegt. 

Ihr seid in die Regionalliga (damals die zweithöchste Spielklasse) aufgestiegen. Erstaunlich, dass Spieler wie Meyer gegangen sind und Aufstiegstrainer Kurt Schwarzhuber durch Milovan Beljin ersetzt wurden, der vom Absteiger SSV Reutlingen kam. Was war der Grund?
Kurt Schwarzhuber war berufstätig und er wohnte in München, für ihn wurde die Belastung einfach zu groß. Er hat beim FCA aufgehört, was wir alle sehr schade fanden, weil er einfach ein toller Trainer war. Aber mit Milovan Beljin hat der Verein vom SSV Reutlingen den richtigen Mann zur richtigen Zeit verpflichtet, obwohl da schon viele Fans skeptisch waren. „Warum holen die einen Trainer von einem Absteiger“, hieß es da oft.

Letztendlich ging die Rechnung auf, der FCA spielte unter der Regie von Italien-Rückkehrer Helmut Haller eine Wahnsinns-Saison und wurde Meister. Du warst damals gerade 22 Jahre jung, wie war das für dich, als Helmut Haller zum ersten Mal vor dir stand?
Natürlich steht man erst einmal ehrfürchtig vor so einem Weltstar. Aber der Helmut hat es uns leicht gemacht, weil er ein sehr umgänglicher Typ ohne Starallüren war. Doch wenn ihm mal etwas nicht gepasst hat, dann konnte er schon auch ungemütlich werden, aber das war eher selten der Fall. Bei den Neuverpflichtungen hatte der FCA ein sehr glückliches Händchen, denn mit Hans Jörg, Klaus Vöhringer, Herbert Höbusch oder Wolfgang Haug haben alle Spieler eingeschlagen. 

Du hast eine überragende Saison gespielt und wurdest mit 25 Toren Torschützenkönig der Liga. Der Winni Fink hat letztens erst zu mir gesagt, „ohne die Tore vom Karre wären wir nicht Meister geworden“. Das ist doch ein tolles Kompliment.
Das freut mich natürlich, wenn der Winni so etwas sagt. Der Haller hat da aber schon auch einen sehr großen Anteil daran, denn wir haben im Training unentwegt Doppelpässe geübt. Ich musste mich auch erst einmal auf diese Situation einstellen, aber es hat sich definitiv gelohnt, wir haben oft die gegnerischen Abwehrreihen damit überrascht und ausgehebelt.

Du hast damals neben dem Fußball noch voll gearbeitet.
Ja, das stimmt, in der Saison 1972/73 habe ich noch in Ingolstadt bei der Post gearbeitet und musste auch immer samstags ran, was gerade bei den Auswärtsspielen ein großes Problem wurde. Aber ich hatte tolle Kollegen, die immer wieder für mich eingesprungen sind. 

Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Allerdings. Ich wurde dann später nach Augsburg versetzt und musste samstags nicht mehr arbeiten, aber unter der Woche hatte ich immer von 7.00 bis 15.00 Uhr Dienst bei der Post am Hauptbahnhof, anschließend war Training.

Wenn du so an deine Zeit in Augsburg zurückdenkst, dann …
Muss ich natürlich zuerst an das Spiel im Münchener Olympiastadion denken. Als wir mit der Mannschaft aufgelaufen sind, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Es war ein unglaublicher Moment, aber ich war so fokussiert auf das Spiel, dass ich erst später registriert habe, wie viele Menschen tatsächlich im Stadion waren. Generell war die Saison 1973/74 ein Traum, es lief bis auf die Aufstiegsrunde einfach super und das Stadion war immer voll. Es waren zurückblickend vier tolle Jahre in Augsburg.

Wie man erst in der Augsburger Allgemeinen lesen konnten, gehörte Max Merkel, der 1976 zum FCA wechselte, nicht unbedingt zu deinen Lieblingstrainern.
So etwas passiert eben auch beim Fußball, zwischen uns hat einfach die Chemie nicht gestimmt und so haben wir dann meinen Vertrag 1976 aufgelöst und ich bin wieder zurück zum MTV Ingolstadt, mit dem mir noch einmal der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang.

Wie sehr verfolgst du den FC Augsburg?
Ich bin zwar selten im Stadion, aber ich verfolge alles mit großem Interesse. Der FCA ist mein Verein und wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. (ws)

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