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Was macht eigentlich Jochen Hoffmann?

“Ich hatte sogar ein Angebot von Leeds United”

Verein 29.07.2020, 10:00

Jochen Hoffmann hat sein Fußball-Einmaleins bei den Junioren des FC Augsburg gelernt. Von 1994 bis 1999 spielte er in der Regionalliga für den FCA, in 84 Spielen konnte er fünf Tore erzielen. Mit 18 Jahren hatte der defensive Mittelfeldspieler sogar ein Angebot vom englischen Klub Leeds United auf dem Tisch liegen.

Hallo Jochen, wo hast du damals mit dem Kicken begonnen?
Angefangen habe ich beim TSV Bobingen. Ab der C-Jugend war ich beim FCA und habe dort bis zur U19 gespielt. Direkt danach bin ich zum damaligen Bayernligisten TSV Schwaben Augsburg gewechselt. Ein Jahr später ging ich zum TSV Königsbrunn und dann wieder zurück zu den Schwaben. Es ging also eine Zeit lang innerhalb der Region ganz schön hin und her für mich. (lacht)

1994 bist du zum FCA zurückgekehrt.
Das war die Saison nach dem verpassten Aufstieg in die 2. Bundesliga. Es wurde gerade die Regionalliga als dritthöchste Klasse eingeführt, Armin Veh war damals Trainer in Augsburg. Kurz vor der Winterpause hatte sich Janos Radoki einen Kreuzbandriss zugezogen und man war auf der Suche nach einem Linksfuß, da fiel die Wahl auf mich. Veh absolvierte gerade seine Trainerlizenz in Köln und war eigentlich nur zu den Spielen da, das Training unter der Woche hat immer Co-Trainer Bobby Riedl geleitet.

Insgesamt wurden es fast fünf Jahre Regionalliga mit dem FCA. Und es war keine einfache Zeit, wie hast du das noch in Erinnerung?
Der Verein hatte damals schwer zu kämpfen. Man hatte zwar stets die große Ambition, in die 2. Bundesliga aufzusteigen, aber letztendlich waren wir von diesem Ziel am Ende immer meilenweit entfernt. Wir haben uns zwar meist im Mittelfeld halten können, aber es war für die Zuschauer nicht besonders attraktiv. Wir hatten im Schnitt um die 1.000 Zuschauer und wenn mal Teams wie Hessen Kassel oder Darmstadt 98 zu Gast waren, waren es vielleicht doppelt so viele, was dann aber mehr den Gästefans geschuldet war.

Konntest du damals vom Fußball leben?
Ich habe zu dieser Zeit halbtags gearbeitet und mich damit ganz gut arrangiert. Auch einige routinierte Spieler wie Andi Dörr oder Thomas Motzke waren fest in ihren Jobs verankert.

Gab es schon so etwas wie Hotels vor den Auswärtsspielen?
Nein. Wir haben uns zu den Auswärtsspielen um 9.00 Uhr an der Sportanlage Nord getroffen und sind dann mit dem Bus los. Das alles ist mit heute nicht zu vergleichen. Montags war trainingsfrei und dienstags, donnerstags und freitags war Training angesagt. Es gab keine Spielanalytiker oder Ernährungsberater, so wie es heute gang und gäbe ist.

Es war auch eine Zeit, in der immer ein großes Stühlerücken im Kader herrschte.
Das stimmt, jede Saison verließen zehn, zwölf Spieler den Verein, er herrschte einfach keine Kontinuität zu dieser Zeit. Aber die Spieler kamen auch damals schon aus allen möglichen Ländern wie Georgien, Brasilien, Nigeria oder Italien.

Wer war denn dein herausragendster Mitspieler in all den Jahren?
Das war ganz klar Dieter Eckstein. Er kam über West Ham United vom FC Winterthur zum FCA und wir dachten, da kommt ein abgehalfterter Ex-Profi. Aber Dieter war ein super Typ, ein toller Mannschaftskollege und vor allem einer, der immer vollen Einsatz gebracht hat. Immerhin hat er in 49 Spielen 26 Tore für den FCA geschossen.

Mit wem hast du noch zusammengespielt?
Die bekanntesten Kollegen waren Mikail Sajaja, Darius Kampa, Jürgen Rollmann, Sercan Güvenisik oder Alexander Rosen, der heute Manager bei 1899 Hoffenheim ist.

Im Prinzip war auch jedes Jahr ein neuer Trainer am Start.
Allerdings. Karsten Wettberg, Hubert Müller oder Gerd Schwickert, um nur einige zu nennen. Am liebsten von allen war mir aber Bobby Riedl, der immer dann eingesprungen ist, wenn jemand gefeuert wurde. Bobby war ein FCAler durch und durch und auf ihn konnte man sich einfach verlassen. Nach fünf Jahren Regionalliga hatte ich dann auch keine Lust mehr. Ich bin damals zum ersten Mal Vater geworden und zum TSV Aindling gewechselt. Mit 30 habe ich mir einen Kreuzbandriss zugezogen und wollte eigentlich für immer einen Schlussstrich ziehen.

Später bist du dann Trainer geworden, hast aber vorher trotzdem noch einmal die Fußballschuhe geschnürt.
Genau. Als Jürgen Haller Trainer bei Schwaben Augsburg war, hat er mich zu einem Comeback überredet. Anschließend habe ich beim TSV Inchenhofen als Spielertrainer angeheuert. Trainer war ich zum Beispiel auch bei Stadtwerke Augsburg und dem Kissinger SC.

Du bist nie aus der Region weggegangen. Hat es an Angeboten gemangelt oder bist du einfach ein heimatverbundener Mensch?
Ich hätte mit 18 Jahren tatsächlich nach England wechseln können, genauer gesagt zu Leeds United.

Leeds United?
Ja, das ist kein Witz. Damals gab es noch die legendären U19-Pfingsturniere beim FCA. Ich war ein Spielertyp wie mein damaliges Vorbild Sören Lerby, eine Maschine mit heruntergelassenen Stutzen. Ich bin immer mit dem Kopf durch die Wand gegangen. (lacht) Im Finale gegen Leeds habe ich meine Gegenspieler regelrecht platt gemacht und meine rustikale Spielweise hat den Briten offenbar so imponiert, dass sie mir gleich einen Vertrag auf den Tisch gelegt haben.

Und warum bist du nicht zu Leeds gewechselt?
Ich durfte nicht. Ich war gerade in der Ausbildung und mein Vater hat gemeint, ich dürfe erst gehen, wenn meine Lehrzeit zu Ende ist. Das hat mir damals natürlich total gestunken, aber wer weiß, wozu es gut war. Ich hatte zwar immer wieder mal Angebote, aber keines war so verlockend, dass ich hier meine Zelte abgebrochen hätte. Ich bin schon ein sehr heimatverbundener Mensch.

Wirst du heute noch ab und zu als früherer FCA-Spieler erkannt?
Ich habe seit Jahren eine Dauerkarte beim FCA im O-Block und wenn ich da reinlaufe, werde ich schon noch immer wieder erkannt und begrüßt, das macht mich schon ein bisschen stolz.

Spielst du noch in der FCA-Traditionself?
Leider nicht mehr, weil mein Körper einfach nicht mehr mitmacht. Aber ich bin trotzdem noch dabei. Ich war vergangenes Jahr mit den Jungs in Köln oder fahre einfach so zu den Turnieren mit.

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Historie