Was macht eigentlich Ioannis Gelios?
"Es war immer ein Wunsch von mir, einmal in Griechenland zu spielen!"
Ioannis Gelios ist in Augsburg geboren und lief bereits in der E-Jugend für den FCA auf. Er hat in zwanzig Jahren alle Stationen bis zur U23 durchdrungen und war später im Profikader. Über seine Zeit beim FCA, seine weiteren Profistationen und die Rückkehr in die Heimat seiner Vorfahren sprach der 31-jährige Torhüter im Stadionkurier zum Freiburg-Spiel.
Gia sou Janni, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
In Athen, noch im Hotel. In drei Tagen darf ich in meine neue Wohnung in Paleo Faliro in der Nähe von Piräus einziehen.
Ich habe es erst vor einigen Tagen einem griechischen Online-Sportportal entnommen, dass du von Bandirmaspor in der Türkei zum griechischen Zweitliga-Klub Ionikos Nikea gewechselt bist.
Richtig und das ging im Nachhinein alles ganz schnell über die Bühne, genau genommen in nur einer Nacht. Ich war jetzt eineinhalb Jahre in der Türkei und dort auch Stammspieler. In der Türkei dürfen nur fünf ausländische Spieler eingesetzt werden und der neue Trainer war so ehrlich und korrekt, mir mitzuteilen, dass er diese fünf Plätze in Zukunft mit Feldspielern belegen will. Ich konnte ablösefrei wechseln und so bin ich jetzt in Griechenland gelandet.
Ein Grieche in der Türkei. Wie hast du die Zeit dort erlebt?
Ich hatte anfangs ein bisschen Bedenken, obwohl da inzwischen viele Griechen spielen. Zwischen beiden Ländern gibt es ja leider immer wieder politische Spannungen, aber meine Zweifel waren schnell verschwunden, weil die Leute dort alle unglaublich freundlich und hilfsbereit waren. Ich habe mich also in Bandirma sehr wohl gefühlt. Die Türken sind ein sehr emotionales Volk, ich wurde in den 18 Monaten dort von sage und schreibe neun Trainern gecoacht.
Neun Trainer, wie geht denn das?
Stellenweise war das schon wie die Reise nach Jerusalem (lacht). Aber trotzdem möchte ich diese Zeit nicht missen, es war eine tolle Erfahrung für mich.
Du bist ein echter Augsburger Junge und hast 20 Jahre für den FCA gespielt. Wie hart war es für dich, im Jahr 2018 nach so langer Zeit den Klub zu wechseln? Und auch noch ans andere Ende der Republik …
Anfangs war es schon nicht einfach für mich, meine Geburtsstadt zu verlassen. Aber ich habe mich in Rostock sehr schnell eingelebt und hatte dort eine ziemlich gute und erfolgreiche Zeit.
Ein Jahr später ging es bereits weiter in die 2. Bundesliga zu Holstein Kiel, wo du deine bisher erfolgreichste Zeit hattest.
Es waren drei wunderbare Jahre mit vielen Highlights, ich wäre auch gerne weiterhin im Norden geblieben, aber am Ende waren einige Sachen nicht so, wie sie hätten sein sollen.
"Das war ein Chaos, aber ein schönes!"
In der Saison 2020/21 bist du mit dem KSV zum Pokalhelden avanciert, ihr habt den FC Bayern München aus dem Pokal gekickt, du hast den entscheidenden Elfmeter gehalten. Das hat dir nicht nur bundesweite Aufmerksamkeit beschert. Die Tage danach waren sicher sehr aufregend.
Ja, das war natürlich bisher mein sportlicher Höhepunkt. Saarbrücken hat es ja eben erst erlebt, es schlägt immer hohe Wellen, wenn man gegen den Rekordmeister gewinnt. Die Tage nach dem Pokalsieg waren unheimlich turbulent, ich hatte über 400 Nachrichten auf meinem Handy und musste sehr viele Interviews in Deutschland und auch in Griechenland geben. Das war ein Chaos, aber ein schönes (lacht). Ich habe das schon genossen, doch nach einer gewissen Zeit ist man dann auch froh, wenn sich alles wieder etwas beruhigt.
Ein Wechsel nach Griechenland war immer ein Wunsch von dir.
Bevor ich aufhöre, wollte ich unbedingt noch mal nach Hellas. Es ist ein komplett anderes Gefühl, ich bin jetzt zuhause in der Heimat und es ist ein mega Gefühl. Ionikos hat mich super aufgenommen, so etwas habe ich bisher in dieser Form noch nicht erlebt.
Die Fans von Ionikos haben dich schon nach den ersten zwei Spielen ins Herz geschlossen, du wirst jetzt schon als einer der besten Transfers der letzten Jahre gefeiert.
Das erste Match war gleich ein Spitzenspiel gegen Kalamata. Wir haben gewonnen haben und ich wurde zum MVP des Spiels gewählt. Auch die zweite Partie konnten wir für uns entscheiden.
Ionikos Nikea ist ein griechischer Traditionsverein, der genau zwischen Athen und Piräus liegt. Der Klub ist letzte Saison aus der Super League abgestiegen und der direkte Wiederaufstieg ist das klare Ziel.
Absolut, das war auch die Message, die mir Präsident und Trainer mitgegeben haben. Deswegen bin ich auch hergekommen, ich will nächste Saison in der ersten Liga spielen. Der Klub ist sehr gut aufgestellt und hat eine tolle Infrastruktur mit professionellen Bedingungen, die haben in der 2. Liga nichts verloren.
Siehst du deine sportliche Zukunft also in Griechenland?
Im Fußball ist es immer schwer, Prognosen abzugeben. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, länger hierzubleiben. Wenn sich aber ein guter Klub in Deutschland ergibt, wäre das natürlich auch eine Option.
Nikea hat sehr treue und fanatische Fans. Die Rangers, die größte Ultravereinigung, sind ziemlich berüchtigt.
Das stimmt, Ionikos hat zwar nicht das Fanpotential wie die Spitzenclubs AEK, Olympiakos oder Panathinaikos, aber die Fans sind sehr, sehr treu und fanatisch. Die gegnerischen Teams kommen nur ungern in unser Stadion Neapolis. Es ist ein echter Hexenkessel.
Es ist ja kein Geheimnis, dass wir beide Fans von AEK Athen sind. Warst du schon im neuen Stadion?
Nein, aber am kommenden Sonntag haben wir bereits nachmittags unser Heimspiel und danach werde ich gleich nach Nea Filadelfia in die Heimat von AEK zum Spiel fahren. Generell ist Athen eine super Stadt, die ich bisher nur von meinen Einsätzen in der griechischen U21-Nationalmannschaft kannte.
Stichwort Nationalmannschaft, in der U21 war ein alter Bekannter dein Teamkollege.
Du meinst bestimmt Kostas Stafylidis. Ja, mit Kosta habe ich mich immer sehr gut verstanden und das Lustige ist, dass er jetzt in Rostock gelandet ist. Ich habe erst vor Kurzem mit ihm telefoniert und ihm einige gute Tipps gegeben, auch wo man dort gut griechisch essen gehen kann.
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Wann warst du zum letzten Mal in Augsburg?
Im September beim Abschiedsspiel von Daniel Baier. Natürlich vermisse ich meine Stadt, ich bin immer nur kurz da und versuche, möglichst alle meine Freunde und Bekannten zu treffen. Aber meist reicht die Zeit dann doch nur für meine Familie, die ja immer noch in Augsburg lebt.
Hast du noch Kontakt zum FCA oder ehemaligen Kollegen?
Das Abschiedsspiel von Daniel Baier war eine tolle Gelegenheit, wieder alte Teamkollegen zu treffen, und mit dem einen oder anderen bin ich schon noch regelmäßig in Kontakt.
Wie sehr verfolgst du das Geschehen rund um den FCA?
Ich verfolge alle meine Ex-Klubs, aber natürlich den FCA mit dem größten Interesse. Ich habe von der E-Jugend bis zur U23 alle Stationen durchlaufen und war im Profikader, da ist die emotionale Bindung natürlich noch sehr stark. (ws)
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