Was macht eigentlich Franz Becker?
"Ich hatte beim FCA meine schönste Zeit!"
Franz Becker spielte von 1993 bis 1996 für den FCA und kam in dieser Zeit auf 87 Pflichtspiele. Unter Trainer Armin Veh konnte er 1994 die Meisterschaft in der Bayernliga feiern. Becker war ein klassischer Spielmacher und bestach durch seine Technik und Übersicht. Walter Sianos funkte zu ihm nach Ismaning.
Hallo Franzi, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich hatte eben Mittagspause, die ich mit einem kleinen Spaziergang abgeschlossen habe und nach dem Interview geht‘s dann heute im Homeoffice weiter.
Darf ich fragen, was du beruflich machst?
Natürlich, ich bin seit 25 Jahren bei der Merkur-Mediengruppe in München tätig. Ich bin Geschäftsstellen- und Anzeigenleiter für den Landkreis Erding und Ebersberg.
Fangfrage: Was hast du am Sonntagabend von 17.30 bis 19.20 Uhr gemacht?
Ich war mit meiner Frau unterwegs, aber ich habe auf dem Live-Ticker das Spiel gegen Werder verfolgt und war ständig informiert. Das war eine tolle Woche mit den zwei Auswärtssiegen in Berlin und Bremen und die sechs Punkte haben uns sehr gutgetan, wir können jetzt etwas durchschnaufen.
Du sagst wir, wenn du über den FCA sprichst.
Selbstverständlich, der FCA ist mein Verein. Ich sehe mir oft die Spiele im TV an und so drei Mal im Jahr bin ich auch vor Ort in der WWK ARENA. Ich war auch 2011 mit Christian Radlmaier im entscheidenden Spiel um den Aufstieg in die Bundesliga, als Stephan Hain das vielumjubelte und entscheidende 2:1 gegen den FSV Frankfurt erzielt hat.
Kleine Quizfrage: Für welchen Verein hattest du deine meisten Einsätze?
Das müsste schon der FCA gewesen sein.
Korrekt, es waren genau 87 Einsätze. Ende Dezember warst du mit der 1993/94er-Meistermannschaft in der WWK ARENA zu Gast. Wie war es, nach so langer Zeit wieder die alten Kollegen zu treffen?
Das war ein ganz tolles Erlebnis für uns alle, es war ein wirklich schöner und entspannter Tag und ich habe mich sehr gefreut, wieder meine ehemaligen Mannschaftskollegen zu sehen. Es waren doch einige dabei, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Man muss an dieser Stelle sagen, dass wir damals einen unheimlich guten Teamspirit hatten und wir uns super verstanden haben. Ich war jedenfalls einer der letzten, der gegangen ist (lacht) und wir haben uns vorgenommen, uns einmal im Jahr zu treffen.
Wo hast du eigentlich mit dem Kicken angefangen?
Ich stamme aus dem Freisinger Raum, mein Heimatverein ist der SV Marzling und dort habe ich als Knirps angefangen, dem Ball hinterherzujagen. Mein Vater war da 35 Jahre Jugendleiter und mein Weg schon früh vorgezeichnet. Mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter, wir sind alle eine fußballverrückte Familie. Ich habe beim SVM bis zu meinem 21. Geburtstag in der A-Klasse gespielt und bin dann in die Bayernliga zum TSV Eching gewechselt.
Von der A-Klasse in die Bayernliga, das ist schon ein krasser Schritt…
Ja, das stimmt, ich glaube so etwas ist heute kaum noch möglich. Ich hatte das Glück, dass ich auf Anhieb in Eching Stammspieler wurde. Im Winter 1987 wurde Erich Beer Löwentrainer und bei einem Testspiel hat er mich an die Seite genommen und mir gesteckt, dass sie mich beobachten werden und mich, wenn alles gut läuft, im Sommer holen wollen. Was dann auch geschah, ich bekam einen Zweijahresvertrag. Nach der zweiten Saison wurde Willi Bierofka Trainer und es gab im Team einen großen Umbruch und meine Einsätze wurden weniger. Daraufhin bin ich zum SV Lohhof in die Bayernliga gegangen.
Wie hat es dich zum FCA verschlagen?
Einer meiner besten Freunde war Christian Radlmaier, der bereits 1992 zum FCA gewechselt ist. Er hat mich immer wieder beackert, dass ich auch zum FCA wechseln soll, aber ich habe mich nicht so richtig getraut. Ich hatte zu dieser Zeit die Bundeswehr beendet und habe bei meiner alten Firma wieder angefangen zu arbeiten. Eines Tages sind dann Trainer Armin Veh, Manager Fritz Bäuml und Präsident Peter Bircks zu mir nach Hause gekommen. Ich muss zugeben, dass mich das sehr beeindruckt hat, und als sie mir von ihren Plänen erzählt hatten, war mir klar, dass ich das machen muss.
Da hättest du dir keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, denn meiner Meinung nach war das 93/94er Team das beste in den neunziger Jahren. Mit dir waren ja noch mehrere Spieler aus deiner Region damals im Kader. Domenico Sbordone, Michael Hecht und der leider viel zu früh verstorbene Christian Radlmaier.
Ich habe diesen Wechsel nie eine Sekunde bereut, ganz im Gegenteil. Ich habe mich gleich vom ersten Tag an in Augsburg wohlgefühlt und mit den anderen drei Münchenern hatten wir eine Fahrgemeinschaft. Aber wie ich vorhin schon gesagt habe, wir haben uns auch mit den Augsburger Teamkollegen wie Dörr, Haller, Hanke oder Radoki hervorragend verstanden, da gab es keine Cliquen oder Grüppchenbildung.
Warst du zu dieser Zeit eigentlich Profi oder hast du noch nebenher gearbeitet?
Ich hatte das Glück, dass mich mein damaliger Betrieb für diese Zeit freigestellt hat und ich mich im Prinzip rein auf den Fußball konzentrieren konnte. Das war wirklich eine sehr schöne Erfahrung für mich.
Du warst ja ein klassischer Spielmacher, technisch stark und mit gutem Auge. Ich habe das Gefühl, dass diese Art von Spieler langsam, aber sicher aussterben.
Ja, das mag sein, der Fußball ist unheimlich schnell und athletisch geworden. Ich war ein echter Zehner und musste nicht nach hinten arbeiten. Armin Veh hat mir das strickt verboten, er meinte einmal zu mir „Du gehst nur hinter die Mittellinie, wenn du in die Kabine musst“ (lacht).
Wie hast du deine drei Jahre in Augsburg noch in Erinnerung?
Ich hatte beim FCA meine schönste Zeit und ich denke heute noch sehr gerne daran zurück.
Was war dein persönliches Highlight?
Es gab einige, wie etwa die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga, auch wenn wir unser Ziel letztendlich nicht erreicht haben. Und klar, das Pokalspiel gegen Leverkusen, war auch etwas Besonderes. Aber am schönsten war schon die Bayernliga-Meisterschaft 1994, weil wir sehr schönen und erfolgreichen Fußball gespielt haben.
Du bist 1996 noch nach Österreich gewechselt und hast dort deine Karriere ausklingen lassen.
Ich habe mich da noch einmal überreden lassen, aber zum Ende hin wurde mir der Aufwand doch zu groß, ich war ja auch schon 34 oder 35 Jahre alt.
Anschließend bist du Trainer geworden.
Ich kann irgendwie nicht ohne Fußball. Nachdem ich meinen Trainerschein hatte, war ich 14 Jahre Coach, u.a. beim FC Pipinsried und der SpVgg Landshut. Ich jage heute noch dem runden Leder hinterher und spiele für die Ü60 vom FC Bayern München. Das macht mir großen Spaß, man bleibt in Bewegung und hinterher sitzt man noch bei einem Bierchen zusammen.
Der FC Augsburg hat mit zwei Auswärtssiegen gegen Union Berlin und Werder Bremen ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Was traust du den Mannen von Jess Thorup in dieser Saison noch zu?
Wir haben gerade in den letzten beiden Spielen gesehen, welches Potential in der Mannschaft steckt, das macht mich zuversichtlich für die Rückrunde. Jetzt heißt es schnell die 40 Punkte einfahren und den Klassenerhalt sichern. Letztendlich könnte ein Platz zwischen acht und zwölf drin sein. Ich würde es Jess Thorup sehr gönnen, er ist ein echter Sympathieträger. Wir, die 93/94er-Mannschaft, waren jedenfalls sehr beeindruckt, als er bei unserer Ehrung auf dem Arenarasen jedem einzelnen von uns die Hand geschüttelt hat. Das machen nicht viele, gerade 30 Minuten vor Spielbeginn.
Wie lautet dein Tipp für das Spiel gegen Heidenheim?
Frank Schmidt ist ein toller Trainer, in den 90ern haben wir sogar ein paar Mal gegeneinander gespielt. Ich hoffe aber natürlich trotzdem auf einen FCA-Sieg und tippe 2:1. (ws)