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Von Oberneuland in die Nationalmannschaft: André Hahns Laufbahn ist eine mit Umwegen.

Was macht eigentlich André Hahn?

"Der Verein wird immer einen Platz in meinem Herzen haben"

Verein 08.10.2024, 09:07

Von Oberneuland in die Nationalmannschaft: André Hahns Laufbahn ist eine mit Umwegen. In der Winterpause 2013/14 wechselte er von Kickers Offenbach zum FCA und seine Reise führte ihn dann über Borussia Mönchengladbach und dem HSV erneut zum FC Augsburg. Seit einigen Monaten ist der 34-jährige Co-Trainer bei der U17 von Eintracht Frankfurt. 

Hallo André, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Im Auto, ich bin gerade auf dem Weg zur Arbeit. Ich bin seit einigen Monaten Co-Trainer der U17 bei Eintracht Frankfurt.

Das habe ich gelesen, aber da kommen wir später noch darauf zurück. Du kannst dir wahrscheinlich denken, weshalb ich bei dir anrufe?
Ich glaube schon, der FCA spielt gegen Borussia Mönchengladbach und da habt ihr nach einem Interview-Partner gesucht, der bei beiden Klubs gespielt hat.

Bingo. Wie lebt es sich so vor den Toren Frankfurts?
Sehr gut, meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl, ich kenne die Gegend noch gut aus meiner Zeit bei Kickers Offenbach. Meine Frau stammt aus Hessen und wir haben schon früh beschlossen, dass hier einmal unser Lebensmittelpunkt sein wird.

Vermisst du manchmal die Augsburger Gegend?
Natürlich, wir hatten eine tolle Zeit in Augsburg. Die Stadt und die Region sind wunderschön, wir haben auch einige Freunde hier und sind deswegen auch immer wieder gerne hier zu Besuch. 

Wenn man sich einmal deine Vita so betrachtet, dann muss man feststellen, dass du eine ungewöhnliche Karriere mit einigen Umwegen eingelegt hast. Los ging alles beim Hamburger SV in der U19. 
Mein Weg führte mich letztendlich von der Regionalliga bis zur Nationalmannschaft und Champions League. Ich bin nicht den typischen Weg gegangen, ich musste mir alles hart erarbeiten und bin sehr stolz auf das Erreichte. 

Zurück zu deiner Jugendzeit beim HSV: Denkt man da schon, man hätte sein Ziel erreicht?
Ich bin von einem Dorfklub zum HSV gewechselt, diese Entwicklung hat mir sehr gutgetan, auch wenn es stellenweise hart für mich war. Ich habe mit 17, 18 bereits allein gewohnt, ich habe parallel zum Fußball eine Ausbildung absolviert und bin schon um 7.00 Uhr morgens in der Werkstatt gestanden. Um 10.00 Uhr Training, dann wieder in die Werkstatt, um 15.00 erneut Training und dann wieder in die Werkstatt bis 19.00 Uhr. Da lernt man schon früh seine Lektion, das hält einen auf dem Boden und man wird strapazierfähig. Aber letztendlich ging es sportlich aus den verschiedensten Gründen für mich nicht weiter und ich bin zu Oberneuland in die Regionalliga gewechselt.

Das war sicher kein leichter Schritt …
Da war es anfangs auch sehr schwer für mich, ich habe in einer WG gelebt und gefühlt kaum Geld verdient. Es kam eine Phase, wo ich schon alles hinschmeißen und bei meinem Vater als Versicherungskaufmann anfangen wollte. In den letzten sechs Spielen sind mir dann sieben Tore gelungen, dann kam das Angebot von TuS Koblenz und ich bin diesen Weg doch weitergegangen. 

"2014 haben wir eine unglaubliche Aufholjagd hingelegt"

Gott sei Dank! Danach ging es weiter über Kickers Offenbach zum FC Augsburg. Dein Weg führte dich bis in die Champions League, in der Saison 2015/2016 hast du mit Gladbach gegen Gegner wie Manchester City, FC Barcelona, Juventus Turin, Celtic Glasgow und FC Sevilla gespielt. 
Unglaublich, wie schnell das letztendlich ging. Der Wechsel zum FCA war ein Glücksfall, ich wurde in der Winterpause 2013/2014 verpflichtet, der Klub stand abgeschlagen mit neun Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Wir haben dann eine unglaubliche Aufholjagd hingelegt und sensationell den Klassenerhalt geschafft. 

Die Sternstunde sollte einige Monate später folgen, am 13. Mai folgte dein Länderspiel-Debüt gegen Polen. Hat dich Jogi Löw persönlich angerufen?
Als ich nach einer Trainingseinheit in die Kabine ging, sah ich eine unbekannte Nummer auf meinem Display. Ich wollte zuerst nach Hause und von dort aus zurückrufen. Aber es klingelt erneut und es meldete sich jemand mit: „Hallo, hier ist Hansi Flick“. Ich weiß gar nicht mehr, ob mir zuerst heiß oder kalt wurde (lacht). Ich wurde zwar in den Wochen zuvor von der Presse immer wieder mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht, aber wenn es dann mal tatsächlich soweit ist, dann steigt der Puls. 

Du warst für die beiden Spiele gegen Chile und Polen nominiert. War es abgesprochen, dass du gegen Polen spielst?
Nein, aber man hofft natürlich immer, dass man eingesetzt wird. Gegen Chile hat es noch nicht geklappt, aber gegen Polen war es dann endlich soweit! Als der Bundestrainer mir das Zeichen zur Einwechslung gegeben hat, ging der Adrenalinspiegel steil. Das Spiel fand ja auch noch ausgerechnet in Hamburg statt, die ganze Familie und viele Freunde waren im Stadion, das war ein unbeschreiblicher Moment. Das sind die Geschichten, die der Fußball schreibt.

Du hast exakt 250 Bundesliga-Spiele absolviert, darauf kann man stolz zurückblicken. Aber ausgerechnet dein 250. Spiel sollte auch dein Letztes sein.
Es war das Auswärtsspiel gegen Schalke 04, ich hatte ja immer wieder Probleme mit meinem Knie. Ich hätte sehr gerne noch weitere zwei oder drei Jahre gespielt, aber letztendlich war die Verletzung so schwer, dass ich meine Laufbahn als Profifußballer beenden musste. Das war nicht einfach für mich, ich bin dann schon auch einige Zeit in ein Loch gefallen, aber irgendwann habe ich mich dann wieder aufgerafft. Im Endeffekt bin ich stolz auf das, was ich erreicht habe. 

Bei diesem Spiel hast du ja noch weitergespielt und dir ist in der 77. Minute sogar der 3:2-Siegtreffer gelungen.
Ganz genau, ich weiß auch nicht mehr, bei welcher Aktion das passiert ist, mein Knie war schon vorher dick und wir haben noch etwas Flüssigkeit rausgezogen, ich wurde getaped und konnte noch durchspielen, aber nach der Partie war das Knie sehr geschwollen. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen und ich dachte noch, dass ich eine Woche später gegen den VfL Wolfsburg wieder auflaufen könnte. Bei der Untersuchung war auf dem Röntgenbild ein Knorpelschaden diagnostiziert worden. 

Weißt du noch, wer die beiden anderen Treffer für den FCA erzielt hat?
Klar, Ermedin Demirović.

Bei ihm läuft es weiterhin sensationell gut. 
Das freut mich total für ihn und es war auch abzusehen, denn er ist ein überragender Fußballer mit viel Power und Energie und auch sonst ein toller Typ. Ich bin super mit ihm ausgekommen.

Du hast schon früh angedeutet, dass deine Zukunft als Trainer vorprogrammiert ist. Die B-Lizenz hast du bereits letztes Jahr gemacht und bist jetzt bei Eintracht Frankfurt tätig. Das ging aber alles ziemlich schnell …
Der neue Job bei der U17 ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Zwei Jahre Reha, drei OPs, ich hatte eine Zeit lang keine richtige Aufgabe, bis eines Tages meine Frau mich dazu motiviert hat, den Trainerschein zu machen. Als ich die B-Lizenz in der Tasche hatte, kam die Eintracht auf mich zu. Ich habe mich mit den Verantwortlichen getroffen und drei Tage später kam ein Anruf, ob ich nicht Lust hätte im Nachwuchsbereich anzufangen. Ich bin jetzt dort seit einigen Monaten tätig und ich muss sagen, dass mir der Job unheimlich viel Freude bereitet und das alles auch noch quasi vor meiner Haustüre.

Die meisten Spiele in der deiner Karriere hast du für den FCA absolviert, genauer gesagt waren es 177 Einsätze. Welchen Rang nimmt der Klub für dich ein?
Der FCA hat mir die Möglichkeit gegeben, in der Bundesliga zu spielen, dort habe ich die Hälfte meiner Karriere verbracht und dafür bin ich sehr dankbar. Der Verein wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Was traust du den Mannen von Trainer Jess Thorup in dieser Saison zu?
Ich bin zu weit weg, um mir da ein echtes Urteil zu erlauben. Aber der FCA ist jetzt schon so lange in der Bundesliga, die Mannschaft hat definitiv großes Potential, deswegen glaube ich schon, dass am Ende ein gesicherter Mittelfeldplatz, eventuell mit Blick nach oben, rausspringen wird. (ws)

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