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Was macht eigentlich Siggi Burkhardt?

"Der FCA ist noch tief in meinem Herzen verwurzelt"

Verein 27.08.2024, 08:00

Siggi Burkhardt ist eine FCA-Legende der 80er-Jahre und war lange Zeit Publikumsliebling in der Rosenau. Von 1982 bis 1987 absolvierte der sympathische Bayer 302 Spiele für den FC Augsburg und in der Saison 1982/83 wurde er vom Kicker zum besten Torhüter der 2. Bundesliga gekürt. Sein Herz schlägt auch heute noch für den FCA. 

Hallo Siggi, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich bin seit zwei Jahren offiziell Rentner (lacht). Ich bin gerade zuhause und freue mich jetzt auf das Interview mit dem Stadionkurier. Gestern war ich sogar im Keller und habe in meinem privaten FCA-Archiv gekramt, dabei sind wieder viele schöne Erinnerungen hochgekommen. 

Du bist 1982 zum FC Augsburg gewechselt. Wie kam dieser Transfer zustande?
Ich habe als Jugendlicher bei der DJK Langenmosen angefangen und nach der U19 bin ich gleich als Stammtorwart in die Herrenmannschaft aufgerückt. Langenmosen hatte damals 1.200 Einwohner und wir sind mit einer Dorfmannschaft sensationell in die Landesliga aufgestiegen. Das war die vierthöchste Spielklasse, also vergleichbar mit der heutigen Regionalliga. Ich habe auch in der Schwaben-Auswahl gespielt und wurde dabei von FCA-Scouts entdeckt, so bin ich dann in der Saison 1982/83 in Augsburg gelandet. 

Der FCA ist zuvor souverän mit 60:16-Punkten aus der Bayernliga in die 2. Bundesliga aufgestiegen. 
Das war für mich als junger Torwart ein echter Glücksfall und ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich mit 23 Jahren gleich in meiner ersten Saison in der 2. Bundesliga Stammtorwart werden würde.

Leider dauerte dieses Abenteuer aber auch nur ein Jahr. Ich kann mich noch gut an den letzten Spieltag erinnern, der FCA bezwang die SpVgg Fürth 3:0, aber leider gewann der direkte Konkurrent Union Solingen gegen den lustlosen Meister Waldhof Mannheim 2:0, es fehlten letztendlich zwei Tore zum Klassenerhalt.
Im Team standen bei uns so gestandene Profis wie Roland Grahammer, Jürgen Haller, Bobby Brauer, Edi Kirschner, Gerhard Förschner oder Claus Brandmair und mit Hannes Baldauf hatten wir auch einen erfahrenen Trainer. Aber wie du sagst, wir hatten einfach nicht das nötige Glück, denn uns fehlten nur zwei mickrige Tore zum Klassenerhalt. Das war schon der schwärzeste Augenblick in meiner Laufbahn. 

In der 2. Bundesliga habt ihr gegen Teams wie Waldhof Mannheim, VfL Osnabrück, Alemannia Aachen, Kickers Offenbach, RW Essen oder Stuttgarter Kickers gespielt. Das war für dich als junger Spieler wahrscheinlich eine andere Welt.
Allerdings! Gleich im ersten Spiel ging‘s auswärts zum MSV Duisburg und wir haben in der Wedau 1:0 gewonnen, das war für mich natürlich ein fantastischer Einstieg. 

Du wurdest in der Saison 1982/83 vom Kicker zum besten Torhüter der 2. Bundesliga ausgezeichnet. 
Das stimmt, ich habe so viele Bälle aufs Tor bekommen, dass ich mich dabei immer auszeichnen konnte (lacht). 

Was damals keiner wusste, es sollte fast ein Vierteljahrhundert bis zur Rückkehr in die 2. Liga dauern. 2006 gelang das dann der Mannschaft mit Trainer Rainer Hörgl.
Wahnsinn, das hatte natürlich keiner geahnt, dass es so eine Ewigkeit dauern würde. Ganz im Gegenteil, wir sind nach dem Abstieg mit großen Ambitionen gestartet und hatten mit Riedle, Tripbacher, Veh, Grahammer, Kindermann und Schnürer ein super Team, aber wir sind knapp gescheitert, wie so oft in den Jahren danach auch. Beim Aufstieg 2006 war ich mit der Traditionsmannschaft im Rosenaustadion eingeladen, ein tolles Erlebnis.

Insgesamt hast du sechs Jahre für den FCA zwischen den Pfosten gestanden, ein Jahr 2. Bundesliga, fünf Jahre Bayernliga.
Insgesamt bin ich dabei auf 302 Einsätze gekommen und war nie verletzt. Zum Abschied habe ich eine Ehrenkarte auf Lebenszeit bekommen, allerdings gilt die nur für die Rosenau (lacht). 

"Ich war einfach durch und durch ein FCA‘ler"

Gab‘s denn nie irgendwelche Abwerbungsversuche?
Doch, mehrere sogar. 1986 hat mich Heinz Höher, der damalige Trainer des 1. FC Nürnberg, angerufen, er wollte mich unbedingt als neue Nummer eins haben. Der Club hat damals in der Bundesliga gespielt und Höher war so hartnäckig, er war sogar bei mir in der Bank. Ich hatte auch Angebote von Werder Bremen und von 1860 München.

Und warum bist du nicht schwach geworden?
Aus zwei Gründen: Ich war einfach durch und durch ein FCA‘ler und in meiner Bank beruflich auf dem aufsteigenden Ast. Ich wollte nichts riskieren, letztendlich habe ich beruflich als Prokurist Karriere gemacht und hatte 100 Leute unter mir.

Was hättest du damals gesagt, wenn dir jemand erzählt hätte, dass der FCA eines Tages 13 Jahre ununterbrochen in der Bundesliga und sogar mal in der Europa League spielen würde?
Das klingt jetzt vielleicht etwas unrealistisch, aber der FCA war für mich immer ein schlafender Riese, der nur von den richtigen Personen geweckt werden musste. Und mit Walther Seinsch wurde dieser Traum auch letztendlich wahr. Ich bin extrem stolz darauf, wie sich der FCA entwickelt hat.

Wart ihr damals eigentlich Vollprofis oder habt ihr noch nebenher gearbeitet?
Es gab beides, ich war aber ein sogenannter Feierabendprofi, Ich hatte einen Acht-Stunden-Tag in der Bank und bin dann vier Mal die Woche von Schrobenhausen nach Augsburg zum Training gefahren, am Wochenende standen dann die Spiele auf dem Programm. Das war schon ein gewisser Stress, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. 

Wie bewertest du deine fünf Jahre FCA heute mit dem nötigen Abstand?
Fußballerisch war es die schönste Zeit in meinem Leben, ich hatte einen super Kontakt zu den Fans, wurde oft angerufen und zu vielen Festen eingeladen. Ich kann schon behaupten, ein Publikumsliebling gewesen zu sein und in den letzten zwei Jahren war ich auch Kapitän. Besondere Erlebnisse waren die beiden DFB-Pokalspiele gegen den FC Bayern München und das legendäre Pokalspiel gegen den Hamburger SV mit der Roten Karte für Uli Stein. 

Der FCA wurde damals von Puma ausgerüstet, nur du bist immer mit Uhlsport aufgelaufen. Hattest du damals schon deinen eigenen Ausrüster?
Ich hatte schon immer Handschuhe von Uhlsport, sie waren damals auch der führende Hersteller in diesem Bereich. Ich war öfters dort zu Besuch und wurde irgendwann auch komplett von Uhlsport eingekleidet. Das war in dieser Zeit noch völlig unüblich, ich musste das auch mit dem Verein absprechen.

1987 war Schluss in Augsburg, da warst du noch nicht mal 30 Jahre alt. Für einen Torwart eigentlich kein Alter.
Ich hatte große Rückenprobleme und war mehr auf der Massagebank als auf dem Platz. Das hat auf Dauer keinen Spaß mehr gemacht, also habe ich schweren Herzens meinen Abschied genommen und wollte komplett aufhören.

Wollte?
Die DJK Langenmosen hat dann aber bei mir angeklopft und gefragt, ob ich für die neue Saison in der Bezirksliga ein Jahr als Spielertrainer anhängen könnte. Nach diesem Jahr wollte ich aber meine Handschuhe an den Nagel hängen, als der MTV Ingolstadt, dem ein Torhüter kurzfristig abgesprungen war, eine Anfrage stellte. Carsten Wettberg hat mich damals empfohlen, ich war eigentlich als dritter Torwart eingeplant, wurde dann aber doch die Nummer eins. 

Wie intensiv verfolgst du den FC Augsburg?
Der FCA ist mein Lieblingsklub und noch tief in meinem Herzen verwurzelt. Ich verfolge alles, was da passiert, mit großem Interesse.

Die neue Bundesliga-Saison beginnt mit dem Heimspiel gegen Werder, was traust du dem FCA dieses Jahr zu?
Das ist schwer zu beantworten, denn derzeit findet ja ein echter Umbruch statt. Es wird schwierig, dennoch glaube ich, dass mindestens der 13. Platz drin sein sollte. Der FCA hat ja mit Jess Thorup auch einen sehr sympathischen und charismatischen Trainer, dem ich einiges zutraue. (ws)

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