Richter: "Das ging erschreckend schnell"
Vom FCA-Eigengewächs zum Profi - Der Offensivspieler über seinen Weg in die Bundesliga
Mit 14 Jahren kam Marco Richter zum FC Augsburg. Vier Jahre später stellte er mit sieben Toren in einem Spiel einen Rekord in der Regionalliga Bayern auf - mittlerweile ist er fester Bestandteil der Profi-Mannschaft. Der Offensivspieler blickt zurück auf seinen Weg in die Bundesliga.
Manchmal braucht es im Leben zwei Anläufe. Auch Marco Richter und der FC Augsburg hätten bereits 2004 beinahe zueinander gefunden, als der damals siebenjährige Marco bei einem Turnier in Bachern aufgefallen war und von den Fuggerstädtern kontaktiert wurde. Es war damals das Pech des FCA, dass auch der FC Bayern auf Richter aufmerksam wurde. Der Reiz, das Trikot des Rekordmeisters zu tragen, überwog für ihn damals. Er wurde zum Talenttag nach München eingeladen und setzte sich schließlich durch.
Doch mit den Jahren wurde die Spielzeit für Richter bei den Münchnern immer weniger, er war zunehmend unzufrieden. „Ich wollte was Neues machen“, sagt er heute im Rückblick, und fand dank der Hilfe seines Vaters Christian 2012 einen neuen Verein: Den FC Augsburg. Christian Richter trainierte zu diesem Zeitpunkt die A-Junioren der Rot-Grün-Weißen und stellte den Kontakt her – dann ging alles ganz schnell. „Er hat eingefädelt, dass ich ein Probetraining in der U15 mache. Nach einer Einheit haben sie gesagt, dass sie mich nehmen“, berichtet Marco Richter.
Im zweiten Anlauf bei den Fuggerstädtern gelandet
Mit 14 Jahren war Richter so doch noch beim FC Augsburg und damit unweit seines Geburtsortes Friedberg gelandet. „Bereut habe ich diesen Schritt auf keinen Fall“, sagt er heute, zumal das tägliche Pendeln nach München damit ein Ende hatte. „Ich war dankbar, dass ich bei meiner Familie war“, sagt Richter, der sich der Unterstützung seines engsten Kreises stets sicher sein konnte.
Sportlich gesehen verlief seine Anfangszeit beim FCA jedoch durchwachsen: In der U15 spielte Richter zunächst eher selten, bei der U16 war er dann schon Kapitän. In der Saison 2013/2014 war er zum ersten Mal fest bei der U17 dabei und kam auf 24 Liga-Einsätze, doch am Ende der Spielzeit stieg diese aus der Junioren-Bundesliga ab. In der folgenden Spielzeit rückte Richter in die U19 auf und wurde mit 25 Einsätzen direkt ein fester Bestandteil der Mannschaft, doch auch diese Saison endete mit dem Abstieg. „Danach kam aber ein sehr gutes Jahr“, erzählt Richter und führt aus: „Ich habe zu gleichen Anteilen bei der U19 und der U23 gespielt, um mich an den Männerfußball zu gewöhnen.“
Zwei Rekorde in der Regionalliga Bayern
Dies gelang offenbar gut, denn in der Saison 2016/2017 explodierte Richters Leistung: In 27 Spielen in der Regionalliga Bayern schoss er 24 Tore. Sieben dieser Treffer erzielte er im Spiel gegen den SV Seligenporten – mit damals 18 Jahren stellte der Offensivspieler einen neuen Rekord in der Regionalliga Bayern auf, und auch der 12:0-Endstand wurde in der Historie dieser Spielklasse bis heute nicht übertroffen. „Das wurde medial total hochgepusht, ich war auf allen Fußball-Seiten im Internet vertreten“, erinnert sich Richter, der mit der Unterstützung seiner Familie einen rundum perfekten Tag erlebte: „Alle waren da. Meine Eltern, meine Geschwister, Oma und Opa. Dazu war das Wetter gut – ich habe sehr gute Erinnerungen an diesen Tag.“
Es blieben nicht nur die guten Erinnerungen, sondern auch die Perspektive auf die Profi-Mannschaft. „Ich glaube, dass man wahrgenommen hat, dass ich vor dem Tor ein ganz Guter bin“, sagt Richter im Rückblick. Tatsächlich flog er mit der Bundesliga-Mannschaft im Juli 2017 ins Trainingslager und konnte sich zeigen. Zwar schaffte er es zu Beginn der Saison 2017/2018 noch nicht in den Bundesliga-Kader, doch das sollte sich am 8. Spieltag ändern. Dass Richter in den Kader für das Spiel gegen die TSG Hoffenheim genommen werden würde, wurde kurzfristig entschieden, denn einen Tag später stand für ihn auch die Partie mit der U23 gegen 1860 München bevor – das Spiel wurde aufgrund des großen Zuschauerinteresses in die WWK ARENA verlegt und sollte so ein weiterer Höhepunkt in Richters Karriere werden.
Turbulente Schlussphase beim Bundesliga-Debüt
Im Spiel gegen die Hoffenheimer sah es zunächst nicht so gut aus für die Fuggerstädter, die nach der Pause einem 0:1-Rückstand hinterherliefen. Der damalige FCA-Trainer Manuel Baum wollte der Offensive mehr Durchschlagskraft verleihen und rief Richter zu sich. Doch gerade, als Baum ihn einwechseln wollte, „hat der Gregoritsch aus 25 Metern einen reingeschweißt“, erzählt Richter schmunzelnd. Mit dem 1:1 wurde das gewünschte Ergebnis erreicht, der Offensivmann musste wieder zum Aufwärmen – doch fünf Minuten vor Schluss gingen die Hoffenheimer erneut in Führung. Und dieses Mal bekam Richter seine Chance. „Gerechnet hatte ich damit nicht mehr“, sagt Richter, aber: „Ich hatte meine Schienbeinschoner schon an und war bereit.“ Er kam rein und durfte direkt mit ansehen, wie Hoffenheims Kevin Vogt die Hereingabe von Jeffrey Gouweleeuw ins eigene Tor abfälschte. „Ich stand in der Nähe und wollte für Wirbel sorgen. Ich war kurz davor, an den Ball zu kommen“, erinnert sich Richter an die verrückten Schlussminuten der Partie.
Die weiteren Wochen vergingen in rasender Geschwindigkeit: Beim Spiel mit der U23 einen Tag später kamen 21.219 Zuschauer in die WWK ARENA und stellten so einen weiteren Rekord in der Regionalliga Bayern auf, gekrönt vom 3:2-Sieg der Rot-Grün-Weißen. Am 26. Spieltag kam Richter zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz, kurz vor Schluss traf er zum 3:0 gegen Eintracht Frankfurt. „Mein erstes Bundesliga-Tor – und das vor unseren Fans! Das war ein Highlight, das ich nie vergessen werde“, erinnert sich Richter, der in der Folge zum festen Bestandteil des Bundesliga-Kaders wurde und mittlerweile 63 Bundesliga-Spiele absolviert hat. „Das ging erschreckend schnell“, sagt der 22-Jährige im Rückblick. „Es freut mich, dass ich meinen Traum verwirklicht habe. Ich bin für jede Minute dankbar.“