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Was macht eigentlich Willi Hoffmann?

Verein 10.06.2019, 20:22
Willi Hoffmann wechselte 1974 als dreimaliger deutscher Meister und frischgebackener Sieger des Landesmeisterpokals vom FC Bayern München nach Augsburg. In 100 Spielen gelangen dem Schwaben 36 Tore für den FCA. FCA: Hallo Herr Hoffmann, wo habe ich Sie denn gerade erreicht? Hoffmann: Zuhause! Meine Frau hat einen Kosmetiksalon und ich mache gerade die Buchführung für sie. FCA: Beim Retrospieltag am 20. Oktober waren Sie in der WWK ARENA zu Gast. Hoffmann: Ja, ich habe mich wirklich sehr über die Einladung des FCA gefreut. Und seit ich 1977 wieder zurück nach Göppingen gegangen bin, war ich nicht mehr in Augsburg. FCA: Nicht ihr Ernst! Wie war das denn so, mal wieder auf die alten Kameraden zu treffen? Hoffmann: Es war wirklich sehr schön, nach all den Jahren. Aber anfangs musste ich schon schauen, wer wer ist. (lacht) Es ist ja doch schon über vier Jahrzehnte her. Es war ein insgesamt sehr gelungener Tag und bei der Gelegenheit war es auch schön, das neue Stadion und ein Bundesliga­-Spiel des FCA zu sehen. FCA: 1971 sind Sie vom SV Göppingen zum FC Bayern gewechselt. Das war zu einer Zeit, als Maier, Beckenbauer, Müller, Hoeness und Breitner in München gespielt haben. Wie war das denn damals, als Sie nach München gewechselt sind. Sind sie da in Ehrfurcht erstarrt? Hoffmann: Ehrfurcht ist das falsche Wort, es war eher Respekt. Immerhin war ja die halbe Nationalmannschaft am Start. Ich habe damals den Fehler gemacht, dass ich gleich zum ersten Training mit einem dicken Auto vorgefahren bin. Die dachten sich alle, wer kommt denn da um die Kurve. (lacht) Aber ich hatte das Auto, einen BMW, schon vor meiner Münchener Zeit gekauft. FCA: Sie haben eine legendäre Ära des FC Bayern hautnah miterlebt und mitgestaltet. Viele behaupten, dass der FC Bayern in dieser Zeit die stärkste Mannschaft aller Zeiten hatte. Hoffmann: Das war wirklich eine großartige Mannschaft, die Achse Maier, Beckenbauer, Breitner und Müller war schon Weltklasse. Und es waren sehr erfolgreiche drei Jahre. Auch für mich. FCA: So ist es, sie sind drei Mal deutscher Meister geworden und 1974 auch noch Europapokalsieger der Landesmeister. Hoffmann: Vier Titel in drei Jahren, da kann man nicht meckern. (lacht) Höhepunkt war natürlich der Gewinn des Landesmeisterpokals, der Vorgänger der heutigen Champions League. FCA: An dieses Spiel kann ich mich noch erinnern. Das Endspiel war gegen Atletico Madrid. Hoffmann: Richtig, Katsche Schwarzenbeck hat in der Verlängerung den 1:1-Ausgleich mit einem 40-Meter-Hammer gemacht. Drei Tage später gab es in Brüssel ein Wiederholungsspiel, wir haben 4:0 gewonnen. FCA: Legendär waren die zwei Spiele des deutsch-deutschen Duells im Achtelfinale gegen Dynamo Dresden. Einem 3:3 in Dresden folgte im Rückspiel ein 4:3, Sie haben in dieser dramatischen Partie selber auch ein Tor erzielt. Hoffmann: Ja, das 1:1. Diese beiden Spiele waren tatsächlich spannend und hochemotional, gerade weil es gegen ein Team aus der DDR ging. Im Vorfeld kamen Gerüchte auf, dass die Stasi unser Essen vergiften könnte, deshalb haben wir vor dem Spiel in Dresden in Hof übernachtet und hatten einen eigenen Koch dabei. Als wir in Dresden mit dem Mannschaftsbus vorfuhren, herrschte ein großer Massenauflauf bei den DDR-Fans. FCA: Ihr Sturmpartner war damals Gerd Müller, ein absolutes Phänomen. Wie haben Sie ihn damals erlebt? Hoffmann: Der Gerd war ein netter Kerl, ein bescheidener und geerdeter Typ. Das Problem war nur, dass man als sein Sturmpartner kaum Bälle bekommen hat (lacht), weil alle nur den Gerd gesucht haben. FCA: Wer heute drei Jahre beim FC Bayern spielt, ist anschließend Millionär. Hoffmann: Allerdings. Okay, wir haben jetzt auch nicht so schlecht verdient, aber gemessen an dem, was heute für Summern aufgerufen werden ... Aber ich bin dennoch sehr zufrieden, mit dem was ich erreicht habe. [su_quote cite="Willi Hoffmann"]Ich habe meine drei Jahre in Augsburg in sehr guter Erinnerung, es war definitiv eine schöne Zeit.[/su_quote] FCA: In der Saison 1974/75 sind Sie dann zum FC Augsburg gewechselt. Das war damals ein spektakulärer Transfer. Was hat Sie denn dazu bewogen, nach Augsburg zu wechseln? Hoffmann: Ich habe mitbekommen, dass mich Udo Lattek aussortieren wollte. Da kam das Dreijahres-Angebot vom FCA im richtigen Moment. Der FCA hatte im Jahr zuvor nur knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpasst und ich habe natürlich auch mitbekommen, was Helmut Haller für eine Euphorie in Augsburg ausgelöst hatte. FCA: Als kleiner Junge fand ich Klaus Vöhringer und Sie extrem cool, weil Sie beide so lange Haare hatten. Hoffmann: Ja, das stimmt, lange Haare hatten einige im Team, aber der Klaus und ich hatten doch die längsten Mähnen. Der große Vorvex-Föhn war damals ein wichtiges Gerät in der Kabine. (lacht) FCA: Der FCA hat in der Vorsaison mit Rückkehrer Helmut Haller eine überragende Saison gespielt. Im Jahr darauf reichte es dann nur noch für Platz 15. Was war geschehen? Hoffmann: Man hat dann schon gemerkt, dass der Haller langsam in die Jahre kommt, das meine ich jetzt nicht böse. Aber er war da auch schon 34. Und nach der Supersaison hat uns damals dann einfach keiner mehr auf die leichte Schulter genommen, ganz im Gegenteil. FCA: Auch die weiteren Jahre waren eher mäßig, erst Platz 12 und dann Platz 9. In dieser Zeit haben Sie auch einige Trainer miterlebt: Volker Kottmann, Gerd Menne, Werner Olk. Und vor allem Max Merkel. Hoffmann: Wenn in so kurzer Zeit so viele Trainer verschlissen werden, ist das natürlich kein gutes Zeichen. Max Merkel war dann schon noch eine echte Nummer. Alleine wie der mit seinem dicken Mercedes vorgefahren ist und beim ersten Training ein paar Tausend Zuschauer da waren. Das war schon ein Spektakel. FCA: Wie haben Sie Merkel erlebt? Hoffmann: Merkel hatte ein ganz anderes Anspruchsdenken. Das merkte man schon an der Auswahl der Mannschaftshotels, auch das Essen wurde besser. Er war ein echter Profi und ließ auch hart trainieren. Wer mitzog, hatte keine Probleme. Ich bin gut mit ihm ausgekommen, ich war zu dieser Zeit ja auch Mannschaftskapitän. Er hat definitiv Glanz in die FCA-Hütte gebracht, auch wenn dieser nur von kurzer Dauer war. FCA: Trotz allem, für Sie persönlich war es eine erfolgreiche Zeit, Sie haben in 100 Spielen 36 Tore für den FCA erzielt. Hoffmann: 36 Tore, das kann sich sehen lassen. Ich habe meine drei Jahre in Augsburg in sehr guter Erinnerung, es war definitiv eine schöne Zeit, auch wenn sportlich immer etwas Luft nach oben war. Danach bin ich wieder zurück nach Göppingen, wo ich einige Jahre als Spielertrainer aktiv war. Zum Abschluss hatte ich noch zwei schöne Jahre als Spieler beim SSV Ulm. [su_box title="Stadionkurier Ausgabe #06 – Saison 2018/2019"] Das Interview mit Willi Hoffmann war erstmals im Stadionkurier beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt zu lesen. Als Vereinsmitglied können Sie den Stadionkurier auch online lesen. Einfach mit dem Mitglieder-Login anmelden und den Stadionkurier herunterladen.[/su_box]

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