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Was macht eigentlich Walther Seinsch?

Verein 30.09.2019, 10:00

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Walther Seinsch zu den größten Persönlichkeiten zählt, die es beim FCA jemals gegeben hat. Von November 2000 bis Dezember 2014 führte er den FC Augsburg als Präsident von der Bayernliga bis in die Beletage des deutschen Fußballs. Er ist nicht nur der “Architekt” der WWK ARENA, sondern auch der eines echten Fußballwunders. Walter Sianos funkte zu ihm ins Münsterland durch.

Hallo Walther, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Ich sitze gerade am Computer und schreibe Texte für meinen Weltbürger-Blog.

Am Computer? Das heißt Gabriele, deine Schreibmaschine, hat ausgedient?
Man muss schließlich mit der Zeit gehen. Aber Gabriele wird immer einen Ehrenplatz bei mir haben (lacht).

Du bist seit geraumer Zeit journalistisch aktiv. Was hat dich bewogen, Weltbuerger.de ins Leben zu rufen? Was ist deine Intention?
Ich möchte den seit Jahren zunehmenden negativen, destruktiven und inkompetenten Berichten vieler Medien etwas entgegensetzen. Dass die gewählten Politiker so häufig pauschal verleumdet werden, ist meines Erachtens ein wesentlicher Grund für die Erfolge der AfD.

Bei dir kommt man an politischen Themen nicht vorbei. Wenn du die Lage in Deutschland mit drei Sätzen beurteilen müsstest...
Die politische und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Und das haben wir allen Arbeitern, Unternehmern, Gewerkschaftern, Angestellten und eben auch den Politikern zu verdanken. Okay, es gibt immer noch Defizite wie zum Beispiel die mangelnde Chancengleichheit, aber auch daran wird gearbeitet. Deutschlands Image in der ganzen Welt könnte kaum besser sein – auch daran sind die Politiker maßgeblich beteiligt.

Deine “Stiftung Erinnerung” engagiert sich seit 1996 gegen das Vergessen, Verdrängen und Relativieren der von Deutschen in der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen. Was geht in dir vor, wenn du dir die jüngsten Erfolge der AfD betrachtest?
Die Gene der Menschen sind zu 97 Prozent mit jenen der Affen identisch. Soll heißen: Wir sind zu allem fähig – auch zur Wiederholung der Naziverbrechen. Dagegen steht unsere Einbindung in die EU, die wir noch vertiefen müssen. Und wir müssen unseren Kindern mehr politisches und historisches Wissen vermitteln.

Du warst von November 2000 bis Dezember 2014 Vorstandsvorsitzender beim FCA. Deine Verdienste für den Verein würden ganze Seiten füllen. Was waren deine emotionalsten Momente?
Da gab es einige. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart, ich glaube, das war 2012. Wir haben 1:3 verloren. Da haben wir ein super Spiel gemacht und die Zuschauer haben unsere Mannschaft 90 Minuten lang angefeuert und danach applaudiert. Das ist Solidarität!

Im Nachhinein kann man einige Dinge sicherlich entspannter betrachten. Aber was war der schlimmste Tag für dich in deiner 14-jährigen Amtszeit?
Das war definitiv die Niederlage gegen Jahn Regensburg am letzten Spieltag der Saison 2004/05. Das hat mich extrem frustriert, aber gleichzeitig auch motiviert – siehe unser damaliges Motto “Jetzt erst recht!”.

In den ersten Jahren warst du auch sehr aktiv, was sportliche Belange betraf. Wer war die beste Verpflichtung in deiner Ära?
Ich finde die Frage unfair. Alle guten Verpflichtungen sind auf meinem Mist gewachsen (lacht).

Mal Hand aufs Herz. Drehst du immer noch im Wald deine Runden, während der FCA spielt, oder schaffst du es inzwischen, die Spiele live im TV zu verfolgen?
Daran hat sich noch immer nichts geändert (lacht). Ich warte immer bis die Spiele gelaufen sind. Erst wenn ich das Endergebnis weiß, schaue ich mir das Spiel an.


Schaust du dir auch ab und zu mal zum Spaß ein Spiel in den Amateurligen an?
Ja, hin und wieder gehe ich zu Spielen von Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen. Dort bin ich Mitglied, es gibt alte Verbindungen. Und manchmal besuche ich sogar die SG Telgte, wo ich früher selbst gespielt habe.

Du bist der erste Ehrenpräsident des Vereins. Erfüllt dich das mit Stolz?
Stolz ist eher nicht so mein Ding. Aber Ehrenpräsident zu sein, tut mir gut und verbindet mich intensiv mit allen FCA-Fans.

Der FCA spielt jetzt in seiner neunten Saison in der Bundesliga. Hättest du geglaubt, dass es tatsächlich mal so weit kommen würde?
Wenn ich ehrlich bin, hätte ich das nicht gedacht. Das muss man sich mal vor Augen halten: Der FCA spielt inzwischen seit neun Jahren ununterbrochen in der Bundesliga. Aber auch ein Abstieg würde den FCA nicht aus der Bahn werfen. Der Verein wird gut und seriös geführt und würde wieder aufsteigen.

Letzte Saison musste der FCA-Dampfer in der Bundesliga durch eine stürmische See und dabei einige hohe Wellen umschiffen. Was würdest du für eine sportliche Wetterprognose für diese Spielzeit abgeben?
Ich bin optimistisch. Der Trainer braucht etwas Zeit, um die neuen Spieler zu integrieren und sein Konzept umzusetzen.

Gibt es etwas zum Abschluss, das du allen Augsburgern zurufen möchtest?
Eure Solidarität ist das wichtigste Fundament für den FCA. Macht weiter so.

Walther Seinsch wurde 1941 in Mayen in Rheinland-Pfalz geboren. Als Unternehmer war er Mitgründer der Modeketten Takko und Kik. Nachdem er in den Ruhestand gegangen war, engagierte er sich 2000 beim damaligen Bayernligisten FC Augsburg, der zu dieser Zeit tief in den Schulden steckte. Seinsch zog als Vorstandsvorsitzender eine Investorengruppe für den Klub an Land und begann, die Schulden abzubauen. Darüber hinaus war er maßgeblich für den Bau der heutigen WWK ARENA verantwortlich. Unter seiner Führung stieg der FCA 2011 in die Bundesliga auf. 2014 trat er aus gesundheitlichen Gründen von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender zurück. Auf seinem Blog Weltbuerger.de schreibt er über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

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