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Walther Seinsch - Präsident im Ruhestand

Verein 29.08.2017, 17:33
„Ohne den Walther Seinsch würden wir heute noch in der Bayernliga spielen!“ Nun, diese weit verbreitete These lässt sich zwar nicht wirklich beweisen, tatsächlich aber ist der Mann aus den Rheinland wohl einer der größten und erfolgreichsten Persönlichkeiten, die der Verein je hervorgebracht hat. Was macht der Ex-Präsident im verdienten Ruhestand? Walter Sianos hat nachgefragt. Du hast dich nach vielen arbeitsreichen Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Es ist nur schwer vorstellbar, dass ein Erfolgsmensch und Macher wie du jetzt seine Freizeit damit verbringt, nur ausgiebige Spaziergänge zu unternehmen. Wie sieht denn ein typischer Tag im Leben des Walther Seinsch aus? "Ich sehe ja oft, wie andere Rentner mit ihren Dackeln um den Block gehen, das ist eine grausame Vorstellung. Ich frage mich immer wieder: Was machen die Millionen Rentner denn tagtäglich? Ich will aktiv sein, ich will journalistisch tätig sein, ich will Artikel über Politik schreiben, über das Weltgeschehen, über Wirtschaft und Fußball. Deswegen werde ich schon bald mit meinem Online-Magazin „Weltbürger“ an den Start gehen." Wenn du an all die Jahre beim FCA denkst, was kommt dir als allererstes in den Sinn? "Ich habe in all dieser Zeit die Augsburger richtig lieb gewonnen, vor allem weil sie so herrlich normal sind, der FCA ist ja auch ein normaler Verein, und ich finde diese Symbiose passt sehr gut zusammen. Ich freue mich, dass sich alles so gut entwickelt hat in den letzten Jahren, es ist ein angenehmes Gefühl." Was war dein persönliches Highlight mit dem FCA? "Der Aufstieg in die Bundesliga, es war ein ganz besonderer Tag. Ich war ja bei diesem entscheidenden Spiel gegen den FSV Frankfurt nicht im Stadion, sondern auf der Autobahn Richtung Augsburg unterwegs und habe am Radio mitgefiebert. Als Stephan Hain kurz vor Schluss das entscheidende 2:1 gemacht hat, bin ich rechts rangefahren und war einfach nur glücklich. Ich bin dann mit ca. 280 Sachen nach Augsburg gerast und habe mit den Herrschaften entsprechend gefeiert." Von der Bayernliga in den Europapokal, die Geschichte des FC Augsburg liest sich immer noch wie ein Märchen. Der Weg dorthin war lang und auch steinig. Gab es Momente, wo du alles hinschmeißen wolltest? "Am Anfang schon, ich bin vielleicht etwas blauäugig in die Geschichte gegangen. Nach einer gewissen Zeit hat sich herausgestellt, dass die Schulden wesentlich höher waren als geschildert und dass wesentlich mehr Leichen im Keller lagen, als vermutet. Aber auf der anderen Seiten war es so, dass viele Gläubiger auf Geld verzichtet haben und viele Fans und Freunde des Vereins mit verschiedenen Aktionen mitgeholfen haben, dass das Schiff wieder auf den richtigen Kurs kam. Als die Aufräumarbeiten vorbei waren, war es eine schöne Zeit, auch wenn es immer wieder mal Probleme gab. Die Stadiongeschichte war eine Herkulesaufgabe und es war ein großer Akt, bis alle bürokratischen Hürden überwunden waren. Ich habe in Augsburg viele nette Menschen kennen gelernt und die Arbeit hat mir letztendlich auch viel Freude bereitet." [su_quote cite="Walther Seinsch"]„Das Stadion ist ja eines meiner Kinder und als ich eben daran vorbei gefahren bin, ist mein Puls in die Höhe geschossen."[/su_quote] Als Präsident hast du vor Aufregung immer wieder während des Spiels außerhalb des Stadions deine Runden gedreht. Wie ist das heute, kannst du dir Spiele des FCA live ansehen? "Da hat sich nicht viel geändert (lacht). Ich nehme Spiele auf und schaue sie mir danach oder am nächsten Tag an." Du warst in der letzten Saison beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund nach längerer Abstinenz wieder in der Arena zu Gast. Wie war es mal wieder heimische Stadionluft zu schnuppern? "Es war ein tolles Gefühl. Das Stadion ist ja eines meiner Kinder (lacht) und als ich eben daran vorbei gefahren bin, ist mein Puls in die Höhe geschossen. Ich vermisse das natürlich, aber ich bin leider immer noch nicht fähig, mir die Spiele live anzuschauen." Der FCA geht jetzt in seine siebte Bundesliga-Saison, damit hätten wohl die wenigsten Experten gerechnet. "Vorher sowieso nicht, natürlich hat man das Fernziel im Auge, das zu schaffen. Man hätte mich für verrückt erklärt, wenn ich das prophezeit hätte. Aber ich hätte es auch sehr locker hingenommen, wenn wir mal abgestiegen wären. Wir müssen immer damit rechnen, abzusteigen. Wir gehören einfach zum letzten Drittel der Liga, wir sind nicht Hamburg oder Stuttgart und schon gar nicht der FC Bayern. Aber es muss immer so gearbeitet werden, dass wir die Möglichkeit haben, wieder aufzusteigen." Wohin entwickelt sich der Profifußball, wenn man am Neymar-Transfer sieht, welche wahnsinnigen Transfersummen inzwischen aufgerufen werden. "Ach, ich sehe das ganz locker, für mich gibt es zwei Profifußballszenen. In der einen bewegen sich Teams wie Bayern, Real, englische Klubs oder dieser komische Verein aus Paris, die interessieren mich nicht, weil das hat mit Fußball nix mehr zu tun hat. Das ist Eitelkeit und Show, die sollen ruhig 200 Millionen ausgeben, das ist mir wurscht. Mein Fußball ist ein anderer. Wir haben zehn Amateurligen, die 3. Liga, die 2. Bundesliga und genügend Teams in der Bundesliga, die weit weg sind von solchen Szenarien. Selbst der BVB gehört für mich zur positiven Szene." Heute steigt das erste Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Welchen Satz möchtest du noch in Richtung Fankurve loswerden? "Ich möchte an ihre Solidarität appellieren, wir können nur bestehen, wenn alle zusammenhalten. Die Fans müssen sich vor Augen halten, dass Pfiffe die Mannschaft nur schlechter machen. Ich erinnere mich mit wahnsinniger Freude an ein Heimspiel gegen Leverkusen, das mit 1:4 verloren wurde und die Zuschauer aufgestanden sind und dem Verlierer zugejubelt haben." WALTHER SEINSCH wurde 1941 in Mayen geboren. Der Unternehmer war Mitbegründer der Modeketten Takko und KiK und wurde 2000 Präsident des FCA.
STADIONKURIER AUSGABE 01 | SAISON 2017/2018
Stadionkurier FC Augsburg - Borussia M'gladbach Saison 2017/2018
 

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