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1938: Als sich der Staat gegen jüdische Sportler richtete

111 Jahre 08.09.2018, 15:54
Nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten wurden jüdische Bürger sukzessive aus dem öffentlichen Leben gedrängt. Auch in Sportvereinen fanden Juden bald keinen Platz mehr und wurden zum freiwilligen Austreten gezwungen. Ausschlag hierzu gab die Stuttgarter Erklärung.
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Am 9. April 1933 schlossen sich in der sogenannten „Stuttgarter Erklärung“ 14 süddeutsche Vereine zusammen und erklärten, sich „der nationalen Regierung [...] freudig und entschieden“ zur Verfügung zu stellen und „insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“ mit den neuen Machthabern zusammenzuarbeiten. Die Folge: Jüdische Mitglieder, welche über Jahre hinweg für die verschiedensten Vereine in Deutschland tätig waren, wurden aufgefordert, freiwillig auszutreten, bevor es zu einem endgültigen Ausschluss kommen würde. Der BC Augsburg war 1933 nicht unter dem Zusammenschluss der Vereine, dennoch verließen auch die einzigen beiden heute noch nachweisbaren jüdischen Mitglieder den Klub in den 30er Jahren: Max und Isidor Einstoss. Die Gebrüder Einstoss stammten aus einer sportbegeisterten Familie und waren vor allem in der Leichtathletikabteilung des BCA aktiv, doch belegen historische Dokumente auch, dass sie nach dem Austritt aus dem BCA auch talentierte Fußballer waren. Schwester Frieda war leidenschaftliche Tennisspielerin, ein weiterer Bruder, Leopold, spielte Tischtennis. Im vermutlich einzigen jüdischen Verein Augsburgs, der Privaten Tennis-Gesellschaft Augsburg (PTGA), fanden Juden Mitte der 30er zusammen, um weiterhin ihren Sportarten nachzugehen. Jüdische Klubs erlebten in diesen Jahren einen gewaltigen Ansturm, auch wenn ihnen das Vereinsleben immer mehr erschwert wurde. Zunächst wurde ihnen lediglich die Erlaubnis entzogen, städtische Sportplätze zu nutzen, doch spätestens durch die Progrome im November 1938 fand das jüdische Leben in Deutschland ein Ende. Was folgte, war die systematische Ermordung der Juden, unter deren Opfern auch viele Gründer und Spieler des Fußballs in Deutschland waren. Während Frieda Einstoss mit ihrem Eheman Kurt bereits im Jahr 1934 in die USA auswanderte, floh der Rest der Familie Einstoss erst 1939 nach Argentinien. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs soll Max Einstoss dort als Repräsentant des DFB gewirkt haben und sich auch mit Bundestrainer Sepp Herberger angefreundet haben. Über das weitere Leben von Isidor Einstoss ist nichts bekannt.

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