Silber, Gold und Sauerbraten: Dorsch im Porträt
Frisch gebackener U21-Europameister
Mit der Verpflichtung von Niklas Dorsch ist dem FCA ein echter Transfercoup gelungen. Der Mittelfeldmann überragte zuletzt bei der U21-Europameisterschaft – und schickte nach dem Titelgewinn erst einmal Grüße an seine Oma. Der Neuzugang im Porträt.
Niklas Dorsch verstand kein Wort. Zu laut war der tosende Lärm um ihn herum, als ihn ein TV-Reporter zum Europameisterschaftstitel befragen wollte, den Dorsch kurz zuvor mit der deutschen U21 im Finale gegen Portugal (1:0) geholt hatte. „Ich verstehe kein Wort“, brüllte ein abgekämpfter Dorsch also ins Mikrofon. „Aber das ist mir auch scheißegal. Das ist so geil, das glaubst du mir gar nicht.“
Eines wollte der Mittelfeldmann aber in jedem Fall loswerden. "Als erstes muss ich meine Oma grüßen, die sitzt gerade am Fernseher“, sagte Dorsch. „Die hat mir gestern die schönste Nachricht seit langem geschickt. Oma, ich liebe dich. Danke für alles!" Großmutter Rita hatte ihrem Enkel vor dem Finale eine Videobotschaft geschickt – und ihm im Fall des EM-Titels einen Sauerbraten und eine Haxe versprochen.
Torpremiere beim Bundesliga-Debüt
Dorschs Interview nach dem EM-Titel und der Gruß an die Oma gingen viral, in den Vordergrund hatte sich der 23-Jährige bereits zuvor auf dem Platz gespielt. Der Mittelfeldmann überzeugte im ganzen Turnier nicht nur als Balleroberer, sondern kurbelte auch immer wieder das Spiel nach vorne an. Für das Fachmagazin „kicker“ war er im Finale gegen Portugal der beste Mann auf dem Platz.
Aufgewachsen ist Dorsch in Oberfranken in der Nähe von Kulmbach. Mit 14 Jahren wechselte er vom 1. FC Nürnberg zum FC Bayern München. Dort schob man ihn vom Flügel in die Zentrale, wo damals bei den Profis auch Dorschs großes Vorbild Toni Kroos spielte. Mit 17 erhielt er die Fritz-Walter-Medaille in Silber (mit der jedes Jahr die besten Nachwuchsspieler ausgezeichnet werden), mit 18 spielte Dorsch zum ersten Mal für die Reserve des Rekordmeisters in der Regionalliga. Zwei Jahre später feierte er unter Trainer Carlo Ancelotti sein Profi-Debüt – und setzte direkt ein Ausrufezeichen. In seinem ersten und bis heute einzigen Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt (4:1) traf Dorsch kurz vor der Pause zum 1:0.
„Ich habe als Spieler und als Persönlichkeit einen großen Schritt nach vorne gemacht.“
Im Starensemble der Bayern sah Dorsch allerdings wenig Perspektive und wechselte 2018 deshalb in die zweite Liga zum 1. FC Heidenheim. Dort war er im zentralen Mittelfeld auf Anhieb gesetzt und entwickelte sich auf dieser Position zu den herausragenden Spielern im deutschen Unterhaus. In seinem zweiten Jahr in Heidenheim wäre Dorsch beinahe in die Bundesliga zurückgekehrt, in der Relegation scheiterte der FCH allerdings knapp an Werder Bremen (0:0, 2:2).
So sah der #DorschDay für Niklas #Dorsch aus! ? #Dorsch2026 #FCA pic.twitter.com/sX944CA6Cu
— FC Augsburg (@FCAugsburg) July 8, 2021
Für Dorsch ging es dennoch in die erste Liga, allerdings nicht in Deutschland, sondern in Belgien. Beim Europa-League-Teilnehmer KAA Gent erlebte er im vergangenen Jahr eine äußerst turbulente Saison mit gleich drei Trainerwechseln. Während die Mannschaft hinter den Erwartungen zurückblieb, war Dorsch bei allen vier Trainern gesetzt. „Ich habe als Spieler und als Persönlichkeit einen großen Schritt nach vorne gemacht“, bilanziert er. „Die Zeit in Belgien hat mich auf jeden Fall abgehärtet.“
Nun kehrt Dorsch, der abseits des Rasens großer Basketball-Fan ist, zurück nach Deutschland. „Ich wollte unbedingt in die Bundesliga zurück und der FCA ist die perfekte Adresse für mich“, erklärt Dorsch, der in Augsburg nun wieder näher an seiner oberfränkischen Heimat ist. Da dürfte sicher auch mal Zeit für einen kurzen Abstecher auf einen Sauerbraten zu Oma Rita sein.
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