Labrović: "Müssen immer an unsere Grenze gehen"
Der Stadionkurier zum Heimspiel gegen Werder Bremen
Nediljko Labrović heißt der neue Mann im Tor des FC Augsburg. Der 24-Jährige wechselte im Sommer vom kroatischen Erstligisten HNK Rijeka an den Lech. Im Cineplex Königsbrunn verriet der Torhüter vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen, warum er die neusten Blockbuster am liebsten im Kino schaut, wie er zur Rockmusik als weitere große Leidenschaft kam und wie sein persönliches Drehbuch für die kommende Spielzeit aussieht.
Ned, wir treffen uns hier im Cineplex Königsbrunn. Bei deiner Vorstellung beim FC Augsburg hast du verraten, dass du recht gerne ins Kino gehst. Was war der letzte Film, den du dort gesehen hast?
Im Kino habe ich zuletzt „Oppenheimer“ gesehen, der hat mir wirklich gut gefallen. Für manche war der Film etwas zu lang – er dauerte immerhin fast vier Stunden –, aber ich habe ihn sehr genossen. Ich finde, die gesamte Handlung war von Anfang bis Ende sehr durchdacht und ich würde ihn mir jederzeit nochmal anschauen.
Was macht für dich einen Kinobesuch interessanter als den heimischen Fernseher?
Die gesamte Atmosphäre ist einfach eine andere, das fängt schon mit dem Gang zum Kino an. Du entscheidest dich bewusst dafür, etwas anzuschauen, kaufst dann vor Ort dein Ticket und sitzt gemeinsam mit anderen Leuten im Saal. Wenn der Film gut ist, bekommst du auch noch die Live-Reaktion der Zuschauer mit, dieser Event-Charakter macht für mich den Kinobesuch besonders. Und natürlich sind auch Ton und Bildqualität besser.
Für dich ist es jetzt das erste Mal in einem Kino in Deutschland. Was hast du sonst bisher von Augsburg gesehen?
Bisher war ich vor allem in der Innenstadt unterwegs, die mir übrigens sehr gefällt. Die historischen Gebäude haben mich beeindruckt. Ich wusste vorher gar nicht, dass Augsburg eine so lange Geschichte hat. Auch die Menschen sind freundlich und ich habe mich schnell sehr wohl gefühlt.
Hast du auch schon ein gutes Café ausgemacht? Kaffee war in Kroatien eine deiner großen Leidenschaften.
Das stimmt und ich habe auch schon in der Innenstadt einige gute Cafés besucht. Wenn ich nicht gerade dort unterwegs bin, dann gibt es auch noch Kristijan Jakić. Er macht wirklich ausgezeichneten Kaffee und könnte glatt als Barista arbeiten.
Scheint ganz so, als gäbe es in eurer Heimat eine echte Kaffeekultur.
Ja, gemeinsames Kaffeetrinken hat bei uns in Kroatien Tradition. Man trifft sich, tauscht sich über Neuigkeiten aus, debattiert manchmal auch ein bisschen und genießt natürlich sein Getränk.
Neben Filmen und Kaffee hast du noch eine weitere große Passion: Die Rockmusik. Wie kam es dazu?
Die wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Meine ganze Familie hört Rock. Ich bin mit Classic Rock von AC/DC und Metallica aufgewachsen, über meinen Onkel kam ich dann zu härteren Sachen wie beispielsweise Motörhead, die heute noch meine Lieblingsband ist. Aber ich höre auch gerne neuere Acts wie King Gizzard & The Lizard Wizard oder kleinere Bands wie die Drunk Mums. Von Punk bis Metal ist alles dabei.
Hast du auch selbst mal ein Instrument gespielt?
Vor einem halben Jahr habe ich mir tatsächlich einen E-Bass gekauft. Ich war am Anfang richtig motiviert, musste dann aber feststellen, dass es doch einiges an Übung braucht, bis man einmal den einen oder anderen leichten Song spielen kann. Neben dem Sport schaffe ich das zurzeit nicht, aber vielleicht greife ich in Zukunft nochmal an.
In Bayern gibt es durchaus einige Anlaufstellen für Rocker. In München treten beispielsweise regelmäßig die bekanntesten Stars auf. Gibt‘s bei dir schon irgendwelche Konzertpläne in nächster Zeit?
Ich habe gelesen, dass die Scorpions demnächst wieder auf Tour gehen. Die würde ich wirklich gerne sehen. Wenn es sich mit dem Fußball vereinbaren lässt, werde ich versuchen, mir ein Ticket zu besorgen.
Wie schaut es eigentlich in der Mannschaft aus? Gibt es da auch den ein oder anderen Rocker?
Ich glaube mit meiner Leidenschaft bin ich da eher allein, aber das ist auch nicht schlimm. Wir haben bei uns in der Kabine einen richtig guten Musik-Mix, von Rock über Hip-Hop bis hin zu Elektro läuft dort eigentlich alles. Phillip Tietz, einer unserer Kabinen-DJ‘s, schaut schon, dass jeder auf seine Kosten kommt.
Du bist jetzt seit knapp zwei Monaten hier bei deinem neuen Verein. Wurdest du denn von der Mannschaft gut aufgenommen?
Für mich persönlich fühlt es sich so an, als wären es schon ein paar Monate mehr. Ich wurde hier vom ersten Tag an willkommen geheißen und ich fühle mich schon richtig gut integriert. Die Trainingsbedingungen sind super und auch in der Mannschaft konnte ich schon einige Freunde finden. Am meisten mache ich aktuell mit Kristijan, aber auch mit den anderen Spielern komme ich sehr gut klar.
Vermisst du manchmal deine Familie? Es ist schließlich das erste Mal, dass du im Ausland spielst.
Mir wurde daheim früh beigebracht, auf eigenen Beinen zu stehen, das kommt mir jetzt zugute. Außerdem ist meine ganze Familie recht reiselustig. Sie haben kein Problem, zehn Stunden nach Deutschland zu fahren, um mich hier zu besuchen. Auch beim Spiel gegen Werder Bremen werden sie wieder hier sein und mich im Stadion unterstützen. Das gibt natürlich einen zusätzlichen Push.
Kurz nach deiner Vertragsunterschrift hier in Augsburg ging es für dich dann zur kroatischen Nationalmannschaft. Wie hast du die EM in Deutschland wahrgenommen?
Auch wenn die EM für uns leider sportlich nicht erfolgreich lief, war sie für mich trotzdem ein großartiges Erlebnis. Die Atmosphäre war unglaublich. Allein die Fans, die für jedes Spiel den weiten Weg aus Kroatien auf sich genommen hatten, um uns in Deutschland zu unterstützen, waren fantastisch. Ich fühle mich sehr geehrt und bin stolz darauf, Teil dieses Teams gewesen zu sein.
Hier beim FCA wurden dir und auch Kristijan Jakic beim Saisonstart unverschuldet einige Steine in den Weg gelegt. Wegen eines Missverständnisses mit den Behörden konntest du nicht mit ins Trainingslager nach Südafrika reisen. Wie hast du diese Situation erlebt?
Das war natürlich nicht optimal, aber Kristijan und ich haben versucht, das Beste daraus zu machen. Der Klub stand während dieser Zeit zu 100 Prozent hinter uns und hat uns sehr unterstützt. Wir hatten die Möglichkeit, täglich zu trainieren, und haben hart gearbeitet, um uns bestmöglich auf die Saison vorzubereiten.
Das hat scheinbar auch recht gut geklappt. Am vergangenen Wochenende hast du dein erstes Pflichtspiel für den FCA absolvieren können. Am Ende habt ihr euch im DFB-Pokal gegen Viktoria Berlin souverän 4:1 durchgesetzt. Warst du trotzdem nach dem frühen Gegentor etwas nervös?
Nein, das nicht. Es war ein hartes Spiel und Berlin hat es uns nicht leicht gemacht, aber ich war von Beginn an davon überzeugt, dass wir die Partie mit unserer Qualität entscheiden werden. Daran hat auch das Gegentor nichts geändert – und so ist es am Ende auch gekommen.
Was könnt ihr aus dem Sieg im Pokal für das Spiel gegen Werder Bremen mitnehmen?
Auf jeden Fall die Gewinner-Mentalität, das ist am wichtigsten. Gleichzeitig hat uns das Spiel gezeigt, dass wir immer an unsere Grenzen gehen müssen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.
Kehren wir zum Abschluss nochmal zum Film zurück. Wie würde dein perfektes Drehbuch für die neue Saison aussehen?
Es wäre wie ein Tarantino-Streifen: Spannend von Anfang an, mit vielen Wendungen und am Ende mit einem sehr guten Ausgang für uns.
Alle Stadionbesucher können die neue Ausgabe des Stadionkuriers zum Spiel gegen den SV Werder Bremen für 1,00 Euro erwerben. Alle Mitglieder erhalten den Stadionkurier in der WWK ARENA kostenlos – und können die neue Ausgabe auch digital lesen.