Koudossou: "Jeder wird voll motiviert sein!"
Der Stadionkurier zum Heimspiel gegen Dortmund
Henri Koudossou hat es geschafft: Mit 25 Jahren hat sich das Eigengewächs des FC Augsburg den Traum von der Bundesliga erfüllt. Seit seinem Debüt gegen den FC St. Pauli (3:1) stand der Außenverteidiger weitere dreimal für die Fuggerstädter auf dem Platz. Über seinen beachtlichen Weg von der Bayernliga in die höchste deutsche Spielklasse, die ersten Bundesliga-Minuten im Augsburger Trikot und die Leihe zu ADO Den Haag sprach Koudossou vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund.
Henri, wir treffen uns im neuen FCA-Fanshop in der Maximilianstraße. Bist du hier das erste Mal vor Ort?
Ja, zuvor bin ich schon ein paar Mal daran vorbeigelaufen, da hat er von außen auch schon einen guten Eindruck hinterlassen. Von innen macht er aber nochmal deutlich mehr her. Alles ist richtig hell und modern, man fühlt sich direkt wohl und hat Lust ein bisschen zu stöbern.
Wir sitzen direkt vor den Umkleidekabinen. Fällt dir an ihnen irgendetwas auf?
Jetzt, wo du mich drauf ansprichst, natürlich. Sie sind den Kabinen des Rosenaustadions nachempfunden, oder?
Genau. Ein Ort, den du noch sehr gut aus deiner Zeit bei der U23 kennst. Wie fühlt es sich an, wenn man sich seit wenigen Wochen nicht mehr dort, sondern in der WWK ARENA vor den Heimspielen umzieht?
Sehr gut! Bei den Profis ist alles nochmal eine ganz andere Hausnummer. Ich mag aber auch die Rosenau sehr gerne, das Stadion hat einen ganz eigenen Charme. Aber wie du dir sicher vorstellen kannst, bin ich sehr stolz darauf, dass ich jetzt den Sprung zu den Profis geschafft und mein Debüt in der Bundesliga gegeben habe.
Dann sprechen wir doch gleich über den großen Moment. Du bist in der 75. Minute gegen St. Pauli beim Stand von 2:1 auf den Platz gekommen. Nimm uns einmal mit, wie hast du dein Debüt erlebt?
Ich muss zugeben, ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass ich eingewechselt werde. Ich war zusammen mit den anderen Spielern beim Warmmachen, auf einmal hörte ich dann den Co-Trainer meinen Namen rufen. Ich habe im ersten Moment etwas verdutzt geschaut, er hat auf mich gezeigt und ich bin direkt zur Seitenlinie gesprintet. Kurz darauf stand ich dann auf dem Platz.
Warst du gar nicht nervös?
Eine gewisse Anspannung war schon dabei, aber sie ist sofort verflogen, als ich im Spiel war. Man konzentriert sich auf seine Aufgaben und blendet alles um sich herum aus. Auch die Zuschauer nimmt man kaum wahr. Ich wollte der Mannschaft so gut wie möglich helfen. Am Ende haben wir noch das 3:1 gemacht und konnten dann mit den Fans feiern. Ein besseres Debüt hätte ich mir nicht vorstellen können.
Hast du dir danach ein Andenken gesichert?
Ich habe mir mein Trikot mit nach Hause genommen, das machen ja die meisten Profis nach ihrem Debüt. Dafür suche ich mir in der Wohnung einen schönen Platz und da wird es dann aufgehängt.
Für dich war dieser Moment sicherlich auch deswegen besonders, weil du einen recht ungewöhnlichen Weg in die Bundesliga genommen hast. Du hast bis zu deinem 17. Lebensjahr beim FC Ismaning in München gespielt. Später ging es dann zum FC Memmingen und SV Pullach. Hat für dich in dieser Zeit der Traum vom Profifußball überhaupt eine Rolle gespielt?
Das mag sich vielleicht im Nachhinein ein bisschen komisch anhören, aber ich habe immer daran geglaubt, dass es mit dem Profifußball klappen kann. Ich hatte diesen Traum schon, als ich noch beim SV Pullach in der Bayernliga gespielt hatte und genauso war es dann auch hier in Augsburg.
Viele deiner heutigen Kollegen waren früh in Nachwuchsleistungszentren abseits ihrer Familien, du warst immer in der Nähe deiner Heimatstadt München. Hast du heute noch viel Kontakt zu alten Freuden?
Auf jeden Fall, ich habe noch viele Kumpels aus der Schule. Wir sehen uns regelmäßig und sie gehören zu meinen besten Freunden. Aber durch den Sport hat man natürlich auch viele neue Leute kennengelernt. Einige haben es auch in den Profifußball geschafft. Ich stehe zum Beispiel richtig viel mit Noel Niemann in Kontakt, mit dem ich zusammen beim FC Memmingen gespielt habe. Er war zuletzt beim VfL Osnabrück aktiv und ist immer Sommer in die Türkei gewechselt. Auch Kilian Fischer vom VfL Wolfsburg ist inzwischen ein sehr guter Freund von mir geworden.
Du hast in München sogar ein Studium der Sportwissenschaften an der TU angefangen. Läuft das aktuell noch?
Es war jetzt länger auf Eis gelegt, als es eigentlich sollte (lacht). In den ersten zwei Jahren war ich ziemlich dahinter. Bis auf die Bachelorarbeit und ein letztes Modul ist so weit alles abgeschlossen, darum will ich mich demnächst noch kümmern. Es wäre schade um die investierte Zeit, wenn ich das jetzt nicht zu Ende bringen würde.
2020 ging es für dich dann zum FC Augsburg, wo du deinen ersten Profivertrag unterschrieben hast. Du kamst zunächst aber nur in der U23 zum Einsatz. Wie hast du diesen Schritt damals wahrgenommen?
Ich habe mich damals unfassbar gefreut. Ich habe hier im NLZ richtig viele neue Einblicke bekommen, die ich so vorher noch nicht kannte. Es war für mich gleichzeitig auch das erste Mal, dass ich auf mich allein gestellt war. Ich habe in der ersten Zeit fast ausschließlich in WGs mit anderen Kollegen aus der U23 gewohnt. Da war immer etwas los und es war sehr lustig.
Und es gab gar keine typischen WG-Konflikte?
Da müsste ich jetzt lügen (lacht). Natürlich gabs bei uns auch die klassischen Diskussionen ums Putzen. Jeder, der schon einmal in einer WG gelebt hat, kennt sicher auch die Situation, dass sich das Geschirr an der Spüle wundersam vermehrt, sobald der erste anfängt seinen Teller dort abzustellen. Irgendwann wurden dann Putzpläne aufgestellt und mit der Zeit haben wir das Ganze schon in den Griff bekommen. Für fünf Jungs in einer Wohnung sah es bei uns am Ende wirklich noch gut aus.
Bist du mit deiner aktuellen Wohnsituation zufrieden?
Ich habe jetzt eine gute Wohnung in der Innenstadt gefunden und bin richtig zufrieden damit. Von dort brauche ich zum Fanshop gerade einmal fünf bis zehn Minuten und auch der Fahrtweg zur WWK ARENA ist überschaubar. Und wenn ich ab und an meine Familie in München besuchen möchte, dann geht das auch in einer guten Stunde. Daher ist alles perfekt.
Zwischenzeitlich hast du die Stadt zweimal aufgrund von Leihen verlassen. Zunächst in Richtung Lustenau, in der letzten Saison wurdest du dann sogar zu ADO Den Haag verliehen. Ein Wechsel in die Niederlande ist jetzt nicht der alltäglichste Schritt für einen jungen deutschen Spieler. Wie kam es dazu?
Der FCA hat eine gute Verbindung nach Den Haag, so kam der Kontakt zustande. Am Anfang war ich auch etwas skeptisch, ob ich das machen sollte, aber ich wurde sehr positiv überrascht. Ich habe direkt gemerkt, dass dort richtig schneller und guter Fußball gespielt wird. Das hat perfekt zu mir gepasst und ich hatte ein sehr erfolgreiches Jahr dort.
Wie sah es abseits des Platzes aus. Konntest du dort auch einige neue Eindrücke sammeln?
Auf jeden Fall! Ich mag es sehr, neue Kulturen kennenzulernen. Ich mache auch gern abseits des Platzes mit meinen Teamkollegen etwas. Wir hatten dort eine recht junge Mannschaft und waren oft unterwegs. Einmal haben wir zum Beispiel einen Ausflug nach Rotterdam gemacht, das ist dort quasi direkt um die Ecke. Und auch sonst standen einige weitere Trips auf dem Programm.
Gibt es etwas, dass dir dort besonders gut gefallen hat und du hier vermisst?
Das Meer! Den Haag ist eine Hafenstadt und da liegt die See im Grunde direkt vor der Haustür. Im Winter konnte man dort schön entlang spazieren und im Sommer ist es natürlich ein absolutes Highlight. Da hat man zusammen mit seinen Teamkollegen häufiger mal in der Sonne am Strand gelegen.
Jetzt bist du hier zurück beim FC Augsburg, wo sich die Mannschaft innerhalb von einem Jahr sehr verändert hat. Wer sind aktuell die Jungs, mit denen du besonders eng bist?
Maxi Bauer und Tim Breithaupt sind wahrscheinlich die Spieler, mit denen ich am meisten Zeit abseits des Platzes verbringe. Aber wir haben alle im Team ein sehr gutes Verhältnis. Wir spielen sehr häufig UNO zusammen und manchmal verabreden wir uns auch für eine Runde Fußball-Golf.
Auch rein optisch hat sich bei dir etwas getan. Die längeren Haare sind ab, aktuell hast du wieder eine Kurzhaar-Frisur. Wie kommts?
Ich bin jemand, der bei den Haaren häufig eine Veränderung braucht. In Holland hatte ich lange Haare und habe von Zöpfen bis Cornrows sämtliche Frisuren durchprobiert. Jetzt war es aber an der Zeit, dass die Mähne abkommt. Aktuell trage ich sie also wieder kürzer. Mal sehen, was in Zukunft noch kommt.
Sprechen wir zum Abschluss noch über das Spiel gegen den BVB. Was erwartest du für einen Gegner?
Sie haben eine unglaubliche Qualität in der Mannschaft und es wird eine schwere Aufgabe. Aber wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir an guten Tagen auch den BVB schlagen können. Daher wird bei uns im Team jeder voll motiviert sein. Solche Duelle gegen Topmannschaften sind immer etwas ganz Besonderes.
Wie wichtig wäre es dir persönlich, auch gegen Dortmund auf dem Platz zu stehen?
Man träumt schon davon, einmal gegen so ein Spitzenteam aufzulaufen. Ich hoffe, dass ich meine Minuten bekomme und der Mannschaft helfen kann. Aber das entscheidet am Ende immer der Trainer.
Alle Stadionbesucher können die neue Ausgabe des Stadionkuriers zum Spiel gegen Borussia Dortmund für 1,00 Euro erwerben. Alle Mitglieder erhalten den Stadionkurier in der WWK ARENA kostenlos – und können die neue Ausgabe auch digital lesen.
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