Ein Abschiedsgeschenk und eine Nacht an der Spitze
Sechs bemerkenswerte Geschichten aus der Saison 2020/21
André Hahn klettert nach oben, Florian Niederlechner macht einen letzten Haken und Tim Civeja kann es nicht glauben. Die Saison 2020/21 hielt einige besondere Momente bereit. Sechs bemerkenswerte Geschichten über einen historischen Start, viele späte Tore und ein Abschiedsgeschenk.
Spitzenreiter für eine Nacht
Es war ein ungewohntes Bild, das sich Fußballfans in Deutschland in der Nacht auf den 27. September 2020 bot. Nach dem Auftaktsieg beim 1. FC Union Berlin (3:1) schlug der FCA vor 6.000 Zuschauern auch Borussia Dortmund (2:0) und grüßte mit sechs Punkten für eine Nacht von der Tabellenspitze. „Es waren 6.000 Zuschauer, aber es hat sich angefühlt, als wäre das Stadion ausverkauft“, bedankte sich Innenverteidiger und Torschütze Felix Uduokhai nach dem Spiel gegen Dortmund bei den Fans für die lautstarke Unterstützung. Einen Tag später gewann die TSG 1899 Hoffenheim allerdings 4:1 gegen den FC Bayern und zog damit an den Fuggerstädter vorbei auf Platz eins. Für den FCA war der Auftakt in die Saison dennoch historisch, denn nie waren die Rot-Grüß-Weißen in zehn Jahren Bundesliga besser in eine Spielzeit gestartet.
Hahns zweiter Frühling
Nach zwei eher durchwachsenen Jahren, in denen er insgesamt nur fünf Bundesliga-Tore erzielt hatte, blühte André Hahn in der vergangenen Saison wieder so richtig auf. Mit acht Saisontoren war der 30-Jährige gefährlichster Augsburger. „Ich komme über den Kampf, die Leidenschaft und das Herz“, betonte Hahn trotz seiner vielen Tore. „Auch wenn es mal nicht läuft - Laufen und Kämpfen geht immer.“ Daneben kam allerdings auch das Toreschießen nicht zu kurz bei ihm. In der ewigen Bundesliga-Torjägerliste der Fuggerstädter kletterte Hahn einige Plätze nach oben, überholte im Saisonendspurt schließlich den lange zweitplatzierten Tobias Werner (24 Tore) und liegt nun mit 25 Treffern hinter Alfred Finnbogason (35) auf Rang zwei.
Die Schlussspurt-Spezialisten
In der Saison 2019/20 traf der FCA drei Mal bereits in der ersten Minute. In der abgelaufenen Saison durften die Fuggerstädter zwar kein einziges Mal in den ersten 60 Sekunden jubeln – dafür trafen Hahn & Co. umso häufiger in der Schlussphase. 13 ihrer insgesamt 36 Saisontore erzielten die Fuggerstädter in den letzten 15 Minuten des Spiels. „Der Teamgeist in der Mannschaft ist sehr gut und wir kämpfen immer bis zum Ende“, erklärte Kapitän Jeffrey Gouweleeuw. „Es ist kein Zufall, dass wir so spät noch Tore machen.“ Besonders große Moral bewies die Mannschaft in der Hinrunde bei Borussia Mönchengladbach (1:1) sowie gegen den FC Schalke 04 (2:2), als Daniel Caligiuri (Gladbach) und Marco Richter (Schalke) kurz vor dem Ende noch den Ausgleich erzielten - nachdem der FCA lange in Unterzahl gespielt hatte.
Niederlechners letzter Haken
Nach dem letzten Spieltag konnte Florian Niederlechner auch hinter den FC Bayern München (2:5) einen Haken machen. Nachdem der 30-Jährige zum zwischenzeitlichen 2:4 gegen den Rekordmeister getroffen hatte, hat Niederlechner nun gegen alle 18 Bundesligisten der vergangenen Spielzeit mindestens einmal getroffen. „Das ist ein schöner Erfolg und es freut mich natürlich für mich persönlich“, kommentierte Niederlechner diese besondere Liste. „Ich denke, eine solche Bilanz können nicht so viele vorweisen.“ Auch gegen den FCA war der Angreifer bereits zweimal erfolgreich, damals noch im Trikot des SC Freiburg. Sein Lieblingsgegner ist Arminia Bielefeld: Gegen die Ostwestfalen durfte Niederlechner in fünf Pflichtspielen sechs Mal jubeln. Mit Bochum und Fürth kommen zur neuen Saison nun zwei neue Mannschaften in die Bundesliga – auch gegen diese beiden hat der Torjäger allerdings bereits getroffen.
Khediras besonderes Abschiedsgeschenk
Anders als sein Kollege Niederlechner war Rani Khedira in seinen vier Jahren beim FCA nicht unbedingt als Torjäger in Erscheinung getreten. In 119 Bundesliga-Spielen für die Fuggerstädter erzielte der Defensivmann sechs Tore. Das wohl mit Abstand wichtigste erzielte Khedira in seinem allerletzten Spiel für den FCA. Am vorletzten Spieltag traf der 27-Jährige zum 1:0 gegen den SV Werder Bremen (2:0) – und brachte den Klassenerhalt dem FCA ein entscheidendes Stück näher. „Ich bin eben der Mann für die besonderen Tore im Abstiegskampf“, kommentierte Khedira seinen Treffer mit einem Augenzwinkern, nachdem er über zwei Jahre lang auf ein Tor gewartet hatte. Einen besseren Zeitpunkt für seinen letzten FCA-Treffer vor seinem Abschied zu Union Berlin hätte Khedira sicher nicht wählen können.
Civejas ungläubige Nachfrage
Das Hinrunden-Duell beim SV Werder Bremen (0:2) und das Saisonfinale beim FC Bayern München (2:5) liefen für den FCA weniger erfreulich. Zwei Spieler werden die beiden Partien allerdings wohl nie mehr vergessen. In Bremen feierte der 19-jährige Tim Civeja sein Bundesliga-Debüt, in München tat es ihm der 20-jährige Lukas Petkov gleich. Damit machten nach Raphael Framberger oder Marco Richter zwei weitere FCA-Eigengewächse ihre ersten Schritte im Profifußball. Civeja war zunächst allerdings etwas irritiert, als er von seiner anstehenden Einwechslung erfahren hatte. „Ich habe von der Bank plötzlich meinen Namen gehört“, erzählte er nach dem Spiel. „Ich konnte es erst gar nicht glauben und habe noch einmal nachgefragt.“ Nach seinem Debüt kam Civeja noch zu zwei weiteren Einsätzen in der Bundesliga. Wer den Nachwuchs unterstützen möchte, kann online eine Mitgliedschaft abschließen.