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Niemals war der FCA vor dem Aufstieg 2011 so nah dran an der Bundesliga als in der Saison 1973/74. Als Aufsteiger dominierten die Fuggerstädter vier Jahre nach der Fusion die Regionalliga Süd.

Historie

Die Meisterschaft von 1973/74 – eine Chronik

Niemals war der FCA vor dem Aufstieg 2011 so nah dran an der Bundesliga als in der Saison 1973/74. Als Aufsteiger dominierten die Fuggerstädter vier Jahre nach der Fusion die Regionalliga Süd – angeführt durch Italien-Rückkehrer Helmut Haller und eine personell verstärkte Mannschaft. Ziel war die Qualifikation zur 2. Bundesliga, am Ende wäre der Aufstieg in die Bundesliga fast perfekt gewesen. Doch in der Aufstiegsrunde fehlte schließlich ein Punkt für den ganz großen Coup. Die Geschichte dieser sensationellen Saison, in der der FCA eine nicht für möglich gehaltene Euphorie entfachte, bleibt unvergessen. Zum Traditionsspieltag, 50 Jahre nach der Meisterschaft, soll diese noch einmal gefeiert werden.

Fünfjahreswertung entscheidet über 2. Bundesliga

Zur Saison 1974/75 reformierte der Deutsche Fußball-Bund sein Ligensystem, unterhalb der Bundesliga sollten die fünf Regionalligen von einer zweigleisigen 2. Bundesliga abgelöst werden. Neben den fünf Meistern der Saison 1973/74 qualifizierten sich die 35 weiteren besten Mannschaften der Regionalliga für die 2. Bundesliga. Grundlage hierfür war eine komplexe Fünfjahreswertung, bei der für die erreichten Plätze in den einzelnen Abschlusstabellen Punkte gutgeschrieben wurden. Hierbei erhielt der erstplatzierte Verein 20 Punkte, der zweitplatzierte 19 usw. Die so ermittelten Punkte der Spielzeiten 1969/70 und 1970/71 wurden einfach, 1971/72 und 1972/73 zweifach sowie 1973/74 dreifach gewertet und zu einer Gesamtpunktzahl zusammengezählt.

Für den FCA, der in den vier Spielzeiten zuvor in der Bayernliga an den Start gegangen war und somit noch keine Punkte auf seinem Konto hatte, war die Ausgangslage vor der Saison 1973/74 also klar: Nur der Gewinn der Meisterschaft hätte sicher die Qualifikation zur 2. Bundesliga bedeutet, bei allen weiteren Platzierungen wäre man vom Abschneiden der Konkurrenz abhängig gewesen. Insbesondere der VfR Mannheim, VfR OLI Bürstadt sowie der FSV Frankfurt waren in der Fünfjahreswertung ähnlich schlecht platziert wie der FCA.

Die Helden der Saison 1973/74

Alwin Fink
Abwehr
Edgar Schneider
Mittelfeld
Erich Weixler
Linksaußen
Georg Mögele
Torhüter
Georg Schnurrer
Mittelfeld
Hans Hauser
Torhüter
Hans Jörg
Rechtsaußen
Harald Steinhäusler
Mittelfeld
Heiner Schuhmann
Vorstopper
Helmut Haller
Mittelfeld
Herbert Höbusch
Libero
Karl Obermeier
Mittelstürmer
Claus Brandmair
Abwehr
Klaus Vöhringer
Mittelfeld
Klaus Walleitner
Abwehr
Ludwig Stocker
Mittelfeld
Walter Schwab
Mittelfeld
Willi Miller
Mittelfeld
Wolfgang Haug
Mittelfeld

Elf Freunde müsst ihr sein – ein Team aus Augsburgern

In der heutigen Zeit undenkbar: Ein Großteil der Mannschaft des FC Augsburg bestand aus Spielern, die in Augsburg oder der Region geboren wurden. Bekanntester Spieler ohne Frage: Helmut Haller, der bereits in der Jugend des BC Augsburg das Fußballspielen erlernt hatte. Doch neben ihm standen neun weitere Spieler mit Augsburger Wurzeln im Kader.

Der Meistertrainer

Er war der Architekt des Erfolgs: Trainer Milovan Beljin. Geboren am 7. September 1936 im heutigen Serbien, verdiente sich Beljin als Verteidiger bei Vojvodina Novi Sad und später beim österreichischen Klub Austria Klagenfurt seine Sporen. 1966 zog es den temperamentvollen Jugoslawen nach Deutschland, wo er zunächst den SV Gendorf trainierte und anschließend an der Sporthochschule in Köln unter Hennes Weisweiler den Lehrgang zum Fußballehrer erfolgreich abschloss. Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Israel und einem Engagement beim SSV Reutlingen kam Beljin zur Saison 1973/74 zum FC Augsburg – als Nachfolger von Kurt Schwarzhuber. Dabei konnte er sich gegen neun andere Bewerber durchsetzen.

Mit Wolfgang Haug, Klaus Vöhringer und Torwart Hans Hauser brachte Beljin gleich drei Spieler aus Reutlingen mit. Auf dem Platz war Rückkehrer Helmut Haller sein verlängerter Arm. Es entwickelte sich schnell eine Symbiose zwischen Trainer und Mannschaft, die auf dem Platz begeisterten Offensivfußball zeigte und sich zum Regionalliga-Meister krönte. Erst in der Aufstiegsrunde verpasste der FCA knapp den Sprung in die Bundesliga, 1975 wechselte Beljin schließlich zum FSV Frankfurt. Weitere Stationen des bereits verstorbenen Erfolgstrainers waren Arminia Bielefeld, der Freiburger FC sowie die Schweizer Vereine AC Bellinzona und FC Chiasso.

Die Geburt des Traditionsstreifens

Mit der Fusion im Jahr 1969 änderte der Klub seine Farben zu den Stadtfarben rot-grün-weiß – ein Kompromiss, der zwischen den Fusionsvereinen BC Augsburg (blau-weiß) und TSV Schwaben Augsburg (violett) ausgehandelt wurde. Bereits in der ersten Saison 1969/70 waren die Trikots in den neuen Vereinsfarben gestaltet: rot-grün gestreift. Auch in den kommenden Spielzeiten waren die Heimtrikots zunehmend in roten und grünen Streifen gehalten. Erst nach dem Aufstieg aus der Bayernliga sollte sich dies ändern: Mit dem grün-roten Streifen auf weiß gehaltenem Dress etablierte sich der Traditionsstreifen, der Helmut Haller und Co. zu einem Siegeszug in der Regionalliga führen sollte, an dessen Ende der erste Aufstieg in die Bundesliga nur knapp verpasst wurde. Auch in den Jahren danach dominierte der Traditionsstreifen, bis er irgendwann von den Trikots verschwunden war. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2006 erinnerte man sich an die glorreichen Zeiten zurück und legte ein neues Heimtrikot mit Traditionsstreifen auf – weiterhin in der Reihenfolge grün-weiß. Erst mit dem Aufstieg in die Bundesliga 2011 wurde der Streifen erneut als Gestaltungselement für das Trikot hergenommen, diesmal aber in der nach den Vereinsfarben festgelegten Reihenfolge rot-grün. Seitdem ist der Traditionsstreifen ein fest bei den FCA-Fans verankertes Merkmal des FC Augsburg – und ziert auch in der Saison 2023/24 wieder das Heimtrikot. Mit dem limitierten Sondertrikot zum Traditionsspieltag wird zudem noch einmal eine Brücke zum Design der 70er Jahre geschlagen.

"Der Bomber des FCA"

1972 wechselte Karl Obermeier als 22-Jähriger vom MTV Ingolstadt zum FC Augsburg. Seinen Durchbruch feierte der in Eitensheim (Landkreis Eichstätt) geborene Mittelstürmer in der Spielzeit 1973/74, als er sich mit 25 Treffern die Torjägerkanone in der Regionalliga Süd sicherte. „Der Bomber des FCA“, titelte ein lokales Zeitungsblatt über Obermeier, der nicht nur mit einem ausgeprägten Torriecher ausgestattet war, sondern auch durch seine große Einsatzfreude überzeugte.

An der Seite von Helmut Haller führte Obermeier den FCA sensationell zur Meisterschaft. Auch zum Start in die Aufstiegsrunde konnte er sich direkt in die Torschützenliste eintragen – auswärts im Hamburger Volksparkstadion erzielte Obermeier den 3:2-Siegtreffer gegen den FC St. Pauli. Vier weitere Tore ließ der kopfballstarke Angreifer bis Saisonende folgen, zum Bundesliga-Aufstieg reichte es dennoch nicht. Wenige Jahre später verließ Obermeier den FCA – mit der Absicht, seinen erlernten Beruf als Postbeamter weiter ausüben zu können.

Karikaturen: Mit Charme und Witz

Lange Zeit waren sie aus der Sportberichterstattung nicht wegzudenken: Karikaturen. Zu aktuellen Themen und sportlichen Entwicklungen gaben die Zeichner mit Charme und Witz ihre Meinung kund. Auch der sportliche Höhenflug veranlasste die Augsburger Zeitungen, mit Karikaturen die Saison 1973/74 zu begleiten.

Video: Der FCA wird Meister 1973/74

Dokumentation: "Der FCA wird Meister 1973/74"

Eine Saison der Superlative: Nach der Rückkehr von Helmut Haller zum FCA verpassten die Fuggerstädter den Aufstieg in die Bundesliga 1973/74 nur um einen Punkt. Filmemacher Arno Wehrmann war damals hautnah dabei und erzählt in seinem Film die Geschichte einer unvergessenen Spielzeit. Kommentiert werden die Ereignisse von Moderator Heinz Köppendörfer, der bereits für den BC Augsburg aktiv in der Oberliga spielte.

Der FCA versinkt im Amateurfußball

Der nur knapp verpasste Aufstieg in die Bundesliga – am Ende fehlte nur ein Punkt – hatte der Fußballeuphorie in Augsburg einen Dämpfer verpasst. Unter anderem verbreitete sich das Gerücht, die Mannschaft hätte gar nicht aufsteigen wollen. Ein Vorwurf, den vor allem Helmut Haller nicht auf sich sitzen lassen wollte: „Als 35-Jähriger noch in der Bundesliga zu spielen, das wäre schon was gewesen. Ich wollte es, ich bin sogar immer wieder fitgespritzt worden, damit ich überhaupt spielen konnte.“ Und eigentlich hatte der FCA das vor der Saison ausgegebene Ziel erreicht, die Qualifikation zur neu eingeführten 2. Bundesliga Süd. Dort wollte man schließlich in der neuen Saison einen weiteren Angriff auf den Bundesliga-Aufstieg unternehmen – und musste sich am Ende im Mittelfeld der Tabelle wiederfinden. Meister-Trainer Beljin hatte anschließend seinen Hut nehmen müssen, doch auch unter seinen Nachfolgern sollte es nicht mehr über den 9. Tabellenplatz (1976/77) hinausgehen. Nach der Saison 1978/79 folgte sogar der Abstieg in die drittklassige Bayernliga, zwei Wiederauf- und Wiederabstiege später war man endgültig im Amateurfußball angekommen. Erst 2006 ging es für den FCA zurück in den bezahlten Fußball.