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Was macht eigentlich Hans Hauser?

"Der schwarze Panther im Tor des FCA"

Verein 30.04.2024, 09:07

Hans Hauser war Torhüter der legendären Meistermannschaft um Helmut Haller in der Saison 1973/74. Der „schwarze Panther“ wechselte vor dieser Spielzeit vom SSV Reutlingen an den Lech. Zuvor stand er bei Borussia Neunkirchen, Tasmania Berlin und dem VfB Stuttgart zwischen den Pfosten. Bereits mit 26 Jahren beendete Hauser aus zwei Gründen seine Karriere als Profi, einen davon verrät er erstmals im Stadionkurier-Interview vor dem Traditionsspieltag gegen den SV Werder Bremen. 

Hallo Hans, wo habe ich dich denn gerade erreicht?
Zuhause in der wunderschönen Pfalz, in dieser Region bin ich geboren und aufgewachsen. Ich wohne in der Nähe von Bad Dürkheim in einem ehemaligen Weingut direkt an der Deutschen Weinstraße. Man nennt diesen Landstrich nicht umsonst die deutsche Toskana, hier ist es im Schnitt immer fünf Grad wärmer als im Rest der Republik. 

Wann bist du denn aus Augsburg weggezogen?
Ich habe insgesamt 17 Jahre in Augsburg gewohnt und habe mich in dieser Zeit dort auch immer sehr wohl gefühlt und viele Freunde gefunden. Aber letztendlich sind wir wegen der Familie 1991 dann doch wieder zurück in die Pfalz gezogen.

Du klingst noch sehr dynamisch und vital am Telefon.
Das ist alles kein Zufall, ich lebe sehr bewusst, achte auf meine Ernährung und treibe regelmäßig Sport. Seitdem mit dem Fußball Schluss ist, habe ich kaum Gewicht zugelegt. 

1973 haben mich als kleinen Jungen gerade die Spieler mit den langen Haaren beeindruckt. Du hattest damals schon eine anständige Matte. Hast du eigentlich noch den Schnauzbart oder ist der mittlerweile abrasiert? 
1971/72 habe ich bei Tasmania Berlin gespielt und da hatte ich einmal einen rabenschwarzen Tag. Anschließend habe ich mir aus Aberglauben einen Schnauzer wachsen lassen. Er ist so eine Art Talisman geworden und um deine Frage zu beantworten, ja der Schnurrbart ist immer noch dran.

Du bist im Sommer 1973 vom SSV Reutlingen zum FCA gewechselt. Zusammen mit Trainer Milovan Beljin, Klaus Vöhringer und Wolfgang Haug.
Ich war 1973 der erste Neuzugang beim FCA und eines Abends saß ich mit dem damaligen Abteilungsleiter Schorsch Wieland zusammen. Er fragte mich, ob noch ein paar interessante Spieler im Kader von Reutlingen wären. Daraufhin habe ich Wolfgang Haug und Klaus Vöhringer vorgeschlagen, zwei absolute Teamplayer, die sich immer die Lunge aus dem Leib rannten. Und obwohl wir damals Absteiger waren, empfahl ich ihm Milovan Beljin als Trainer. Der FC Augsburg verpflichtete sie alle im Paket, das Ergebnis ist bekannt. 

Viele Augsburger waren tatsächlich etwas skeptisch, gleich vier Leute von einem Absteiger zu verpflichten. 
Das konnte ich auch verstehen, Reutlingen hatte damals eine völlig überalterte Truppe, da konnte selbst so ein überragender Trainer wie Beljin nicht viel ausrichten. Aber die Zweifel legten sich nach den ersten Spielen sehr schnell und bald wurden wir dann als Glücksgriffe bezeichnet.

Wer hat dir denn eigentlich den Namen „schwarzer Panther“ verpasst?
Das war der Willy Schweinberger, der damals für die Neue Presse schrieb. Ich hatte ganz gute Reflexe auf der Linie und war bei den Spielen immer schwarz gekleidet. Der Willy hat dann die Schlagzeile „Der schwarze Panther im Tor des FCA“ kreiert und der Name ist mir danach geblieben.

"Helmut war mit Abstand der Beste"

Zur gleichen Zeit wie du kam auch Helmut Haller von Juventus Turin nach Augsburg zurück, hat das für deine Entscheidung eine Rolle gespielt?
Natürlich. Ich habe mit vielen guten Leuten gespielt, aber der Helmut war mit Abstand der beste. Was der mit dem Ball alles angestellt hat, war unglaublich. Was ich an ihm auch toll fand ist, dass er überhaupt keine Starallüren hatte, er war wirklich ein feiner Kerl und ich bin stolz, dass ich mit ihm in einer Mannschaft spielen durfte.

Kannst du dich noch an das erste Treffen mit „Hemad“ erinnern?
Nicht bewusst, aber ich weiß noch, dass wir alle vorher schon großen Respekt vor ihm hatten und nach den ersten gemeinsamen Trainingseinheiten wurde der noch viel größer. Wenn Helmut heute spielen würde, dann könnte man ihn gar nicht mehr bezahlen.

Du wurdest in dieser Saison sofort Stammtorhüter, der FCA startete furios in das erste Punktspiel, der VfR Heilbronn wurde 6:2 aus der Rosenau gefegt.
Damit ging eine Traumsaison los, vor allem die Spiele gegen 1860 München und den 1. FC Nürnberg waren absolute Highlights. Meine Vorbilder waren damals die jugoslawischen Torhüter wie Milutin Šoškić und Petar Radenković und als wir im Hinspiel im Olympiastadion gegen Sechzig gespielt haben, kam Radenković nach dem Spiel auf mich zu und sagte: „Junge, ich muss dir gratulieren, das war die beste Torwartleistung, die ich seit langem gesehen habe.“ 

Das Spiel der Spiele … 
Ja, das kann man sagen, was sich an diesem Tag alles abgespielt hat, ist kaum zu beschreiben. Allein die Tatsache, dass fast 100.000 Zuschauer im Stadion waren, ist sensationell und etwas für die Geschichtsbücher, denn das ist ja heute noch der Besucherrekord in der 2. Bundesliga.

Stimmt das eigentlich, dass du beinahe beim FC Bayern gelandet wärst?
1970 war ich bei Borussia Neunkirchen, der Kicker veröffentlichte damals eine Liste mit den besten Nachwuchstorleuten und da war ich auf dem fünften Platz. Ich bekam daraufhin eine Einladung zum Probetraining in der Säbener Straße. Am Vortag haben die Bayern noch gegen Werder Bremen im Olympiastadion gespielt und ich durfte am Ende der Trainerbank das Spiel miterleben. Am Tag darauf war dann das Probetraining und der erste, der auf mich zukam, war Franz Beckenbauer: „Lass dich nicht beeindrucken, die kochen alle nur mit Wasser“, hat er zu mir gesagt (lacht). Nach dem Probetraining meinte Manager Robert Schwan, dass sie mich für 100.000 DM Ablöse nehmen würden. 

Und Neunkirchen stelle sich quer?
Ja leider, aber dann kam der VfB Stuttgart ins Spiel und letztendlich bin ich dort gelandet. Kurioserweise wechselte damals Trainer Branko Zebec vom FC Bayern zum VfB. Zebec war ein super Trainer, der auch mich geprägt hat, er war ein Disziplinfanatiker und ich habe nie härter trainiert als unter ihm. 

Der FCA scheiterte 1974 leider in der Aufstiegsrunde in die Bundesliga.
Der Aufstieg war zum Greifen nahe, ein Punkt hat letztendlich gefehlt. Wir konnten irgendwie nicht mehr an die ganz großen Leistungen anknüpfen, vielleicht war unser Akku auch etwas leer. Damals durfte man nur zwei Mal auswechseln und unser Trainer Beljin war jemand, der nicht gerne experimentiert hat. 

"Die Augsburger mochten mich und ich sie"

Nach zwei Jahren war beim FCA Schluss. Da warst du gerade Mitte 20. Das ist schon sehr ungewöhnlich. Warum?
Ich habe mich in der Finanzbranche selbständig gemacht, ich hatte mein Büro direkt am Königsplatz. Das Geschäft lief sehr gut und bald hatte ich bereits zehn Filialen in ganz Bayern. Damals konnte man nicht so viel Geld mit Fußball verdienen und ich wollte mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Die Entscheidung war richtig, auch wenn mir das schwer fiel. Aber jetzt erzähle ich dir bei dieser Gelegenheit ein Geheimnis, das habe ich bisher noch keinem Journalisten gesteckt.

Ein Geheimnis? Ich bin ganz Ohr …
Ich hatte damals schon eine Sehschwäche. Mit Brille konnte ich nicht spielen und habe mir deswegen Kontaktlinsen besorgt. Das war zu dieser Zeit noch sehr ungewöhnlich und ich habe niemandem davon erzählt. Das wusste auch niemand in der Mannschaft, also wirklich keiner. Ich wollte nicht, dass das an die Öffentlichkeit gelangt, denn wenn ein haltbarer Ball reingegangen wäre, hätte man mich als Halbblinden abgestempelt und wäre immer in der Kritik gestanden. Gerade die Flutlichtspiele haben mir zu schaffen gemacht und das hat mich so belastet, dass ich schließlich die Torwarthandschuhe an den Nagel gehängt habe. Die Augsburger mochten mich und ich sie, ich bekam viel Unterstützung, als ich mein Geschäft eröffnet habe, und ich wollte, dass mich die Menschen positiv in Erinnerung behalten. 

Am Höhepunkt abzutreten, das beweist Größe.
Ich wollte nicht als tragische Figur enden und wie gesagt, ich bereue im Nachhinein diesen Schritt nicht. 

Zum Heimspiel gegen den SV Werder Bremen hat der Verein die Helden der 70er Jahre eingeladen. Ich hoffe doch sehr, dass wir dich im Stadion erleben dürfen? 
Selbstverständlich werde ich da sein und die Vorfreude bei mir und meinen Kollegen ist sehr groß. Es ist schon bestimmt 15 Jahre her, dass ich zum letzten Mal in Augsburg war, Ich habe mich wirklich sehr über die Einladung gefreut. 

Wie sehr verfolgst du den FCA?
Es gibt drei Klubs, die ich sehr intensiv verfolge. Als Pfälzer natürlich den 1. FC Kaiserslautern und dann meine beiden früheren Vereine VfB Stuttgart und den FCA. Der Verein und die Stadt sind mir ans Herz gewachsen und ich freue mich wirklich sehr, dass der FCA jetzt schon so lange in der Bundesliga spielt und den Klassenerhalt so früh fix gemacht hat, wie seit einigen Jahren nicht mehr. Es ist erstaunlich, was dort alles passiert ist und mit Jess Thorup hat man einen überragenden Trainer. Ich hoffe, dass er noch lange bleiben wird. (ws)

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Tags:
Stadionkurier
Traditionsspieltag